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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

26. 3. 2014 - 15:43

The daily Blumenau. Wednesday Edition, 26-03-14.

Macher, Monkeys, Spekulanten und Überbleiber. Ein #fußballjournal14

Auch 2014 online: der Versuch das Journal '13 (wie schon das von 2003, '05, '07, 2009 und 2011) durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so Täglichkeit hinzukriegen. Mit Items aus diesen Themenfeldern.

Das Erfolgsrezept Mateschitz und die unendlichen Affen

Gestern Abend hat sich der FC Bayern München zum schnellsten deutschen Meister aller Zeiten gekrönt: früher war noch nie einer uneinholbar. Ähnliches galt am Sonntag für das österreichische Pendant, Red Bull Salzburg. Die Gründe dafür, die Bilanz der sportlichen Seite dieses Erfolgs war in den letzten Wochen oft genug Thema hier, und hier und hier: Lobendes, Konstruktives und Forderndes.

Was bleibt ist eine Anmerkung zu dem, womit sich am Sonntag der Mäzen hinter diesem Erfolg, Dietrich Mateschitz via Kurier-Schlagzeile in Szene setzte, seiner widerspruchsfreie Präsentation eines "Erfolgsrezepts": "machen, statt endlos reden".

Machen, wie von Macher oder Macho, genau.
Und Machen im Sinn des Infinite Monkey Theorem. Ähnlich effektiv hat sich die Macher-Werkstatt von Red Bull nämlich angestellt, in den Bereichen, wo soziale Kompetenzen gefragt sind, wo Menschenführung vor Maschinenbau oder Marketing-Konzepten kommen.

Die Red Bull-Vorgangsweise im Bereich Fußball (dort wurde es ja offensichtlich) und im Bereich Medien (dort weiß ich es, aus diversen Quellen, unabhängig voneinander) entsprach dem Theorem der endlos tippenden Affen, hatte seine Konstanten im Verbrennen von Geld, dem Verschwenden von Ressourcen, der Selbstauslieferung an Schein-Experten und egogetriebenen Konsulenten und einem andauernden konzeptlosen Ausprobieren samt nervös-frühzeitigem Verwerfen.

Das Red Bull'sche "Machen" im Bereich Fußball und im Bereich Medien bestand darin, sich in sträflicher Naivität immer dem nächsten Bauernfänger auszuliefern, im Halbjahrestakt den nächsten Heilsversprecher mit Budgets auszustatten, deren sinnlose Verpulverung im Moment der Ausgabe klar war; samt hilflos wirkender Klagen in Nachhinein.

In der Normalität der Privatwirtschaft, wo man einen, maximal zwei solcher Versuche hat, ehe der Insolvenz-Verwalter anklopft, in der Normalität staatlicher Projekte, wo eine kritische Öffentlichkeit die Fortschritte evaluiert, wäre eine solche Vorgangsweise nach maximal zwei Jahre beendet worden; durch natürlichen Abgang.

Im Fall von Red Bull, wo Geld/Ressourcen-Vernichtung keiner Kontrolle unterliegt, sondern nur eine einzige Unterschrift benötigt, gelten andere, sonst noch im Bereich der übergeschnappten Finanzwirtschaft gültige Regeln.

Gut, im Fall Red-Bull-Fußball hat jetzt doch noch alles geklappt. Aber nicht wegen sondern trotz des Managements, das (in einer grotesken Mischung aus Ahnungslosigkeit und Gutmeinertum) alles unternommen hatte, um den Erfolg zu torpedieren. Im Fall Red-Bull-Medien steht die Entscheidung noch aus.

Nun könnte man trotz alledem meinen: egal wieviel verbrannte Erde man hinterlassen hat, Hauptsache Erfolg, besser spät als nie.
Durchaus.
Niemand kann einem freien Unternehmer sinnlose Jahre, sinnlose Mühe oder unbrauchbare Personalentscheidungen untersagen. Im Falle eines Oligarchen ist auch noch mit diversen Buckeldiensten der freien Presse zu rechnen.
Eh.

Nur: mit dieser leicht zu durchschauenden Fehlleistung auch noch anzugeben, und mit diesen Sprüchen dann ins Handbuch des erfolgreichen Managements kommen zu wollen, schlägt dem Fass den Boden aus; und zwar egal ob Mateschitz das vor lauter Realitätsverfremdung durch eine ihn von der Welt abkoppelnden Entourage wirklich glaubt, oder die freche Flucht nach vorne (das Ummünzen eines Irrwegs in einen Erfolg) ganz bewusst antritt.

In beiden Fällen gilt: Der Kaiser ist nackt. Und vor dem Machen steht immer noch das Drüber-Reden. Und davor das Denken.

Alan und Soriano für Österreich, eh kloa!

Ich kann's mir nicht vorstellen.
Und tu es einmal als eine der vielen kleinen Retourkutschen, die das bunte Gratis-Fellner-Blatt Österreich dem ÖFB erweist und noch erweisen wird (man hat die empfindliche Heimniederlage sicher noch nicht verdaut). Denn das, was im Zusammenhang mit dem hervorragenden Lauf der Salzburger durch die Fellner-Medien (und per Zitat noch weiter) kreiselt, ist allzu abstrus.

Nachdem schon zuvor, auch von anderen Medien Stürmer Alan als neue Hoffnung fürs ÖFB-Team hergeschrieben wurde, setzt man dort jetzt mit Soriano noch einen drauf.
Die scheinlogische Optik dahinter: sowohl der Brasilianer als auch der Spanier (der von Barcelona B kam) haben bei ihren Nationalteams keine Chance - wieso nicht einbürgern, wenn sie so super drauf sind?

Nun ist Unbedarftheit und Unkenntnis der Regeln etwas, was man von Medien nur in gradueller Abstufung ihrer Seriosität erwarten darf; wenn aber der ÖFB - wie Teamchef Koller im Fall Alan und jetzt eben wieder - bei dem Unfug mitspielt, wird es tragisch.

Denn die Aussage "Abwarten bis das mit der Staatsbürgerschaft klappt" ist zwar ein Super-Verzögerer, verschleiert aber die Wahrheit hinter dieser Problematik.

Schmid ist - gleichauf mit Moritz Leitner von Stuttgart, seines Zeichens Kapitän der deutschen U21 und in Besitz auch der österr. Staatsbürgerschaft, vom ÖFB aber ebenso wenig umworben - mit einem Transferwert von 5 Mio Euro (wie Junuzovic, Kavlak und Harnik) hinter Alaba und Dragovic der drittwertvollste (mögliche) Österreicher. Sein jüngerer Bruder Anthony (15, ebenfalls Freiburg) wird ebensowenig beachtet.

Zum einen vergibt die Republik Österreich seit der Verschärfung in Sachen Ausländerpolitik kaum noch Ö-Pässe an Nicht-Oligarchen. Und der ÖFB wurde nicht einmal im Fall von Jonathan Schmid, dem Freiburger Außenspieler, der einen österreichischen Vater hat und guten Willens war, wirklich tätig.

Und zum anderen gilt die (seit Steffen Hofmann eigentlich sattsam bekannte) Regel, dass eine Staatsbürgerschaft nach dem 21. Lebensjahr dann nix bringt, wenn der Akteur davor für den anderen Verband tätig war. Ein direktes Switchen von der U21 des einen ins A-Team des anderen Verbands ist nur bis zu diesem Alterslimit möglich.

Johnny Soriano (auch 5 Mio wert) ist nicht nur stolzes Mitglied der Nationalmannschaft Kataloniens, sondern hat auch die gesamte Jugend des spanischen Verbands durchlaufen. Und dabei unter anderem 200ß5 in der U21-EM-Qualifikation für Spanien gespielt.
Alan (auch 5 Mio, und auch älter als 21) war mit der U20 beim sogenannten Hexagonal, also der Finalrunde der südamerikanischen U20-Meisterschaften dabei. Obwohl: diese Angaben sind ungenau, womöglich liegt eine Verwechslung vor.
Zudem behauptet Alan selber in einem Turnier nur drei Freundschaftsspiele bestritten zu haben, was dann wiederum eventuell nicht zählen würde.

Eine Menge Wenn uns Abers, eine Menge Rechtsunsicherheit und eine Menge Spekulations-Potential. Für den Boulevard schön und gut; für den ÖFB sollte es dabei ums Prinzip gehen. Wenn man sich um Pass-Österreicher wie Moritz Leitner oder leicht einbürgerbare Halbösterreicher wie Jonathan Schmid mit dem Hinweis auf die verschärfte Gesetzeslage schon nicht bemüht, warum dann die noch viel deutlicher unklaren Fälle ins spekulative Kraut schießen lassen? Oder will man dem Medien-Boulevard einen Gefallen tun und spielt bei dieser harmlosen Posse mit.
Dabei könnte ein dezentes Verhör von Alan und ein Anruf beim brasiliansichen Verband alles klären.

Und dann noch: Österreichs internationale Überbleiber

Jetzt, wo Salzburg nicht mehr dabei ist in Europa und nur noch 20 Mannschaften im internationalen/europäischen Einsatz (in Champions, Europa und Youth League) sind, lichtet sich die Gruppe der noch vertretenen Österreicher deutlich.

In der Champions League sind es nur noch die bereits erwähnten, frischgemasterten Bayern mit Stammspieler David Alaba (Nr. 27) und den beiden Nachrücker-Talenten Alessandro Schöpf (36) und Ylli Sallahi (38).
Schalke mit dem sowieso verletzen Christian Fuchs ist raus.

Die Frauen des NÖSV Neulengbach, die ins Viertelfinale ihrer Champions League vorstoßen konnten, sind nach einem 1:8 im Auswärtsspiel beim schwedischen Superstar-Team Tyresö FF de facto auch schon draußen.

Die U19 von Schalke hingegen hat in der Youth League bereits das Halbfinale erreicht. Der österreichische Innenverteidiger Florian Heinrich, der im Herbst noch als Wechselspieler dabei war, gehört aktuell nicht mehr zum der UEFA gemeldeten Kader. Mit dabei im Halbfinale gegen Barcelona sind die Söhne von Ex-Austro-Legionär Souleyman "Samy" Sane: der in Innsbruck geborene Kim (Nr. 17) und der jüngere, bereits in Essen zur Welt gekommene Leroy (10), beides Deutsch-Franzosen. Vor allem Leroy gilt als Supertalent und bekam jüngst einen Profi-Vertrag, ist somit Teil des Nachwuchs-Plans, den der Manager, Ex Sturm-Spieler Horst Heldt verantwortet, zu dessen Team auch Jan-Pieter Martens (ebensfalls Ex-Sturm) als Teamkoordinator und der Österreicher Gerhard Zuber als Sportdirektor gehören.

Sinan Bytyqi ist mit Manchester City im Viertelfinale der Youth League gegen Benfica (die Bezwinger der jungen Austria, die jetzt im Halbfinale auf Real treffen) rausgeflogen.

Letzter Mohikaner in der Europa League ist der Co-Trainer des FC Basel, Markus Hoffmann, der heute abend das Schweizer Cupfinale erreichte. EL-Viertelfinalist Juventus Turin ist der Arbeitgeber von Marcel Büchel, den man aber bei SS Virtus Lanciano in der Seríe B geparkt hat.