Erstellt am: 24. 3. 2014 - 12:11 Uhr
Vom Bildschirm zur Leinwand
Aaron Paul kann dermaßen gut gequält oder auch zornig dreinschauen, dass er dafür mit einem Emmy ausgezeichnet wurde. Und er hat auch so herrlich eingerauchte, staunende, skeptische Blicke in seinem Repertoire, dass diese ihm dann gleich einen zweiten Emmy einbrachten. Der bedeutendste Fernsehpreis der USA wurde dem Jungdarsteller für seine Rolle als Methdealer Jesse im epochalen Drogendrama „Breaking Bad“ verliehen.
Für den hier unlängst besprochenen Actionthriller „Need For Speed“ wird Aaron Paul wohl keine vergleichbare Auszeichnung einkassieren, er kann sich bei den Oscars unbesorgt freinehmen. Während die großartigen Drehbücher von „Breaking Bad“ ihn zu Höchstleistungen antrieben, muss Paul sich als illegaler Straßenrennfahrer eher wenig anstrengen. Zum neuen Ryan Gosling wird er nach diesem Film nicht gewählt werden, vielleicht bringen ihn andere Rollen etwas weiter in Hollywood.
Der Serienpartner von Aaron Paul tut sich da schon leichter. Walter White alias Heisenberg alias Bryan Cranston hatte Glück mit seinen Leinwand-Abstechern. Sorgfältig ausgewählte Nebenrollen in Filmen wie „Drive“, „Contagion“ oder „Argo“ verankerten sich in der Erinnerung. Nach all den ambitionierten Miniparts ist Cranston nun reif für einen Blockbuster-Auftritt. Aber auch der Zerstörungsschocker „Godzilla“, der im Mai startet, verspricht Intensität und Beklemmung. Und genau da, mitten in der emotionalen und sozialen Krisensituation, ist Bryan Cranston zuhause.
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Männer mit Macken
Apropos Eindringlichkeit: Wer die überaus erfolgreiche wie konsequent inszenierte Zombie-Saga „Walking Dead“ verfolgt, wird Jon Bernthal wohl nicht vergessen. Zwei Staffeln lang brannte sich der markant aussehende Schauspieler als verbitterter Redneck Shane in die Netzhaut ein. Bernthal hat das Potential, Figuren zu spielen, die unter die Haut gehen. Martin Scorsese gab ihm nach einigen Leinwandflops eine Chance in „The Wolf Of Wall Street“, es bleibt zu hoffen, dass wir mehr von manischen Spiel des Jon Bernthal im Kino sehen.
Intensität auf dem Bildschirm ist aber kein Garant für entsprechende Kinoauftritte. Jon Hamm fasziniert seit fünf Staffeln als sexsüchtiger Werbeguru Don Draper im Serienerfolg „Mad Men“. Man konnte sich ihn während diverser Folgen in knallharten Noir-Thrillern imaginieren, in dysfunktionalen Sundance-Familiendramen oder auch in 007-artigen Agentenspektakeln. Gelungen ist der Sprung dem mittlerweile 43-Jährigen aber nie so richtig, neben selbstparodistischen Cameos wie in „Bridesmaids“ scheiterte Hamm bislang mit leichtfüßigen Parts in eher belanglosen Komödien.
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Von Westeros nach Pompeij
Warum welche Schauspieler zwischen den Medien herumspazieren können und andere in der jeweiligen Schublade verharren, das lässt sich wohl schwer erklären. Jon Hamms Rollenwahl ist aber wohl nicht ganz unschuldig daran. Auf Nummer Sicher geht diesbezüglich Kit Harrington. Im fesselnden Fantasy-Epos „Game of Thrones“, die vierte Staffel startet in Kürze, sticht er als fescher, aber naiver Jon Snow aus der Riege der martialischen Antihelden heraus.
Im 3D-Historienspektakel „Pompeij“ schlüpft Harrington in eine verdammt ähnliche, mit Schwertern bewaffnete Figur. Nur den Babyspeck von Jon Snow tauschte er als Gladiator in dem ziemlich unterhaltsamen Katastrophenfilm gegen einen extremen Waschbrettbauch aus. Ob das für eine längere Kinokarriere reicht, wird sich zeigen. Kollege Nikolaj Coster-Waldau, als Jaime Lannister eine gehasste wie geliebte Schlüsselfigur im „Lied von Eis und Feuer“, hatte mit seinen Kinorollen jedenfalls nur mäßiges Glück.
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Frauen versus Machinen
Auch Emilia Clarke, die als blutjunge Herrscherin Daenerys zu den weiteren zentralen Akteuren von „Game Of Thrones“ zählt, wird 2015 den großen Blockbuster-Sprung wagen. In „Terminator: Genesis“, dem fünften Teil der apokalyptischen Franchise, der wohl wieder an James Camerons Originalstreifen anschließen will, schlüpft sie als Sarah Connor in die Fußstapfen der legendären Linda Hamilton.
Lustiges Detail am Rande: Auch ihre knallharte potentielle TV-Gegenspielerin beim Kampf um den Thron von Westeros, die toughe Lena Headey, hat in der kurzlebigen Serie „The Sarah Connor Chronicles“ den Titelpart gespielt. Und Claire Danes, die nach einer durchwachsenen Kinokarriere ihre momentane Bestimmung als auszuckende CIA-Agentin in der Verschwörungssaga „Homeland“ gefunden hat, durfte in „Terminator 3“ an der Seite von Arnold Schwarzenegger gegen die bösen Maschinen kämpfen.
Aber vielleicht sollten sich TV-Schauspieler überhaupt keine großen Gedanken bezüglich Leinwandexkursionen mehr machen. Die spannenderen Rollen und radikaleren, raueren Figuren finden sich ohnehin längst in amerikanischen Fernsehserien. Kein Wunder, dass sich Kinostars wie Matthew McConaughey oder Woody Harrelson um Bildschirmrollen gerissen haben. Ein düsteres TV-Wunder wie „True Detective“ lässt einen erheblichen Teil der aktuellen Hollywood-Produktionen ganz schön arm aussehen.
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