Erstellt am: 24. 3. 2014 - 13:54 Uhr
Memes und Musik
Dadab, dadabdab da da! Kurze metallische Klänge, beats dazu und Leftboy was in the house, um diese Zeile kommt man nicht herum. Wie sehr ein „im Internet bereits gefeierter Star “ tatsächlich ankommt, zeigt sich gestern Abend im Grazer Orpheum. Left Boy live ist eine Unterhaltungsmaschine, die einigen zu kurz aufgetreten ist. Aber wer gestern dabei war, wäre für Leibesübungen diese Woche entschuldigt.

Radio FM4
Left Boy steht in Graffiti-Lettern auf einem hauchdünnen Vorhang, der die Bühne in ein Vorne und ein Hinter-dem-Vorhang teilt. Eierspeise, Donuts, Katzen und gotische Madonnenskulpturen rotieren dank Visuals auf dieser Leinwand. Zuletzt Papageien und immer wieder Kreise, Dreiecke, Graffitischriftzüge. Gleich zu Beginn grüßt ein Bild von Mariah Carey. Left Boy ist nach einem Weihnachtslied, Left Boy singt "All I Want For Christmas", stoppt Musik und seinen Gesang hart und das Publikum singt weiter.
So zelebrieren wird der junge Mann auf der Bühne kaum ein weiteres Sample. Zählte einer oder eine die Song-Zitate allein mit, bei den Musiksamples bräuchte man eine Stricherlliste zur Hand.
Radio FM4
Hybrid-Pop in Hochform
Herrlich, wie Left Boy Lana Del Reys "Video Games" weiterverarbeitet, von Eurythmics zu White Stripes' "Seven Nation Army" taktet. Referenzen dienen jedoch nicht allein der Party, um die es sich hier augenscheinlich handelt. Left Boy langt nicht plump zu bei anderer Leute Hits, er bedient sich. Auch eine Lana Del Rey muss sich bei Left Boy der EDM, der electronic dance music, unterordnen. Der Wu-Tang Clan darf Left Boys Eigenkompositionen anteasern.
Früher waren es noch mehr Referenzen, beschweren sich Fans nach dem Konzert. Im Sommer 2011 wird ein Video auf YouTube hochgeladen, geschnitten von Ferdinand Sarnitz, Musik und Gesang von seinem Alter Ego Left Boy. Mr. Oizo in Plüsch sitzt im Video auf einem Kasten, Helium aus Luftballons macht aus Left Boy kurz eine Mickey Mouse.
"Jack Sparrow" ist der erste Streich des gebürtigen Wieners, der auf der Bühne die englische Sprache bevorzugt. Immer wieder kichert er vor Freude, spricht seinem Publikum Komplimente aus. "You guys are awesome!". Der Saal ist ein einziger Fanblock. Seit "Jack Sparrow" sind die Lieder "noch geiler" geworden, sagt ein Besucher.

Radio FM4
Schon "Jack Sparrow" hatte all das, mit dem Left Boy in seiner Inszenierung live aufwartet. Ein buntes Hantieren mit Memes, Breaks und Left Boys Rap-Stimme. Mehr Sprechen, doch melodiöser als andere singen. Die philologische Betrachtung der Lyrics voll Gras, Mädchen und Feierei kann man getrost vernachlässigen. Auch, wenn in "Permanent Midnight" ein Beziehungsstatus mit der Ehe von Prinzessin Diana und Prince Charles verglichen wird. Ooops.

Radio FM4
FM4 Artist of the week war Left Boy dieses Jahr auch schon
I gotta swag
Noch immer gibt es einen Button für „Free Music“ auf Left Boys Website. Angeblich wurde das frühe Werk aufgrund ungeklärter Rechte an gemischten Musiken anderer nur übers Netz verbreitet. Diesen Februar ist das erste Album „Permanent Midnight“ erschienen und zwar bei Warner Music. "Get It Right" vom Debütalbum beim Major Label wird dann live gleich doppelt gespielt. Hybrid-Pop in Hochform, vorgetragen mit viel Freundlichkeit.
Es ist eine choreographierte Party. Das hinter den Nebelmaschinen gehortete Toilettenpapier wird zur Faschingsschlange. Bei "Security Check" gehen Taschenlampen an und TänzerInnen kommen hinzu. Left Boy absolviert den Auftritt stets unterstützt von einem zweiten Rapper, der Mann an den Turntables und ein weiterer Musiker bleiben hinter dem Visuals-Vorhang. Das Lichtarrangement könnte es mit jedem Festivalareal aufnehmen. Die allerersten feinen Töne von "I want to" lösen Begeisterungsjubel aus Lungen und Hälsen, dann wird gegroovt. Minuten Musik-Extase für sehr viele.

Radio FM4