Erstellt am: 22. 3. 2014 - 13:14 Uhr
Gerhard Haderer in der FM4 Bücherei
- Die FM4 Bücherei mit Gerhard Haderer am Sonntag, 23. März in FM4 Connected (13-17 Uhr)
- Alle bisherigen Gäste der FM4 Bücherei
Die FM4 Bücherei ist keine herkömmliche Bücherei, in der man Bücher ausleiht, sondern eine, in der Bücher vorgestellt werden.
Der oder die BesucherIn der FM4 Bücherei stellt seine oder ihre drei Lieblingsbücher vor bzw. Bücher, die man lesen sollte.
Diesmal zu Gast: Gerhard Haderer
Die Zeichnungen und Bilder von Gerhard Haderer regen zu mehrerlei an: zum Grinsen, Lachen und Nachdenken. Vor allem letzteres ist ihm wichtig. Denn mit bloßer, schenkelklopfender Heiterkeit kann er wenig anfangen.
Für seine Karrikaturen und Zeichnungen interessieren ihn auch weniger die Rampensäue, als mehr die Menschen, die dahinter stecken. Der anonyme Apparat, der die jeweils kruden Ideen ausführt. Diese Duckmäuser und Vaserln sind in seinen Augen für die größten Gräuel verantwortlich.
Ein typischer Vertreter dieser Spezies ist "Der Herr Novak". Der kleinkarierte Beamte, ein besonderer Opportunist, ist aus "Haderers feinem Schundheftl" Moff. bekannt. Dieser Tage ist das Buch "Der Herr Novak" erschienen. Und sogar auf die Bühne hat es "Der Herr Novak" geschafft - Ferry Öllinger spielt ihn im Phönixtheater in Linz.
Den Novak findet man leider überall - ob in Linz, Wien oder Hamburg - und auch quer durch die Altersschichten. Gerhard Haderer sucht die Novaks dieser Welt nicht - im Gegenteil - er hört sie im Zug, in der Straßenbahn, im Kaffeehaus. Zum Abreagieren zeichnet er dann.
Ansonsten holt er sich fast alle Anregungen für seine Arbeit aus Büchern. In diesem Sinn - ein idealer Gast für die FM4 Bücherei.
Ach ja - Gerhard Haderer ist heuer auch in der Wortlautjury. Eine gute Kurzgeschichte sollte für ihn vor allem authentisch, gut erzählt und unterhaltsam sein.
zita bereuter
Sammlung Luchterhand
Peter Turrini: Rozznjogd
"Das ist eines der Bücher, das ich nicht von mir weggeben kann. Das Buch war vor vielen Jahren ein Auslöser für mich. Lange vor dem Buch habe ich eine Aufführung im Theater gesehen. Damals wusste ich gleich: Hier ist jemand unterwegs, der dieser Generation eine unmittelbare Stimme gibt. Für mich ist Peter Turini eine der wichtigsten Stimmen in diesem Land – immer schon gewesen. Die 'Rozznjogd' ist eine wirkliche Abrechnung mit der Konsumgläubigkeit der 70er und 80er Jahre. Und ich denke, das hat uns allen, dieser Überflussgeneration, die wir alle in überschwänglichen Umständen aufgewachsen sind, gefehlt. 'Rattenjagd', wenn man das ins Hochdeutsche übertragen möchte, aber das sollte man nicht. Denn die gesamte Sprachstimmung in dem Buch ist dafür angelegt, dass die Menschen wissen: Das ist das unmittelbare Leben rund um uns. Turini beschreibt uns, ist aber in seinem Anspruch weltweit zu hören. Entsprechend erfolgreich wird dieses Theaterstück immer wieder gespielt."
dtv
Wolf Haas: Das Wetter vor 15 Jahren
"Das ist ein unglaublicher Geniestreich – ein formaler und erzählerischer Hammer, der mich wirklich weggefegt hat. Denn Wolf Haas hat eine besondere Begabung – eine Leichtigkeit in der Erzählung mit unglaublich viel Humor vermengt. Er hat in diesem Buch eine Situation geschaffen, die völlig außergewöhnlich ist und gleichzeitig so logisch, dass man sich fragt, warum ist man nicht selber schon längt drauf gekommen? Nämlich das Interview zwischen einer Kulturjournalistin – einer Literaturbeilage - und einem Autor. Das Gespräch zwischen dieser Frau und dem Autor, einem fiktiven Autor, das sich erst ganz langsam auch um den Inhalt des Buches bemüht, ist eine derart spannende Form. Die hört nicht auf - von der ersten bis zur letzten Minute einen Sog zu entwickeln, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Ein wirkliches Meisterwerk."
Robert Gernhardt: Wörtersee
S. Fischer
"Dieses Buch habe ich mehrmals daheim – das ist eine Sammlung von Sprachcartoons. Robert Gernhardt war nicht nur ein Autor, sondern auch ein Zeichner. Vor fünf Jahren ist er leider gestorben. Aber er hat auch solche Dinge wie Pardon oder die Titanic mitbegründet, die eine Art von Reinigungsfunktion im Verhältnis zum deutschen Humor mit sich gebracht haben. Also man hat gemerkt, es gibt tatsächlich auch eine andere Art. Man kann auch tatsächlich Literatur in Comics verpacken und das hat Robert Gernhardt immer gemacht. Es gibt von ihm eine wunderbare Aussage, als er mal gesagt hat, er leidet unter Versagensangst, er sagt, 'besonders, wenn ich dichte. Die Angst, die machte mir bereits so manchen schönen Reim zuschanden.'
Dafür mag ich den Robert so. Er war diese Multibegabung – er konnte zeichnen und schreiben. Es ist ein wunderbarer und meistens unglaublich verblüffend überraschender Gag oder eine gesetzte Pointe und das gleichzeitig in einer Zurückhaltung und Bescheidenheit, die nur dann möglich ist, wenn man so eine liebenswerte Figur wie Robert Gernhardt ist."