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Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

12. 3. 2014 - 20:18

Springfestival in Konkurs

Die Organisation des Springfestivals ist insolvent. Ob es dennoch dieses Jahr eine Fortführung des elektronischen Festivals in Graz geben wird?

Das ist eine arge Nachricht. Die Friends of Spring GmbH, seit 2009 Veranstalter des Springfestivals in Graz, ist in Konkurs. Laut Kreditschutzverband von 1870 hatte ein Gläubiger den Antrag auf ein Konkursverfahren am Grazer Landesgericht gestellt. Die Friends of Spring GmbH, das sind drei Gesellschafter, einer von ihnen ist Stefan Auer. Ein Interview zur momentanen Lage. Wie konnte es so weit kommen? Und vor allem: Wird es noch ein Springfestival geben?

Ein schwarz/weißer Schriftzug: Springfestival Graz '13.

Springfestival

War das das letzte Spring?

"Es war im Herbst schon absehbar", sagt Stefan Auer Mittwochabend am Telefon, "und es gab im Herbst Gespräche mit der Stadt, die sich verschoben über Weihnachten. Es wäre um eine einmalige Förderung gegangen, damit wir unsere Altlasten, die wir schon länger mitschleppen, zumindest zum Teil abdienen hätten können: Einen Teil hätten wir selber tragen können, aber alles war zuviel. Aber das war leider nicht möglich."

Um welche Summen ging es?

Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr.

Ist es fix, dass es heuer kein Springfestival geben wird?

Die Vorbereitungen sind soweit ziemlich gemacht. Es ist alles auf Plan. Es gibt neue Leute, die das Festival in die Hand nehmen möchten, und es sieht ganz gut aus, dass das auch funktioniert. Ich bin jetzt aber nicht befugt, Namen zu nennen.

Jetzt warst du aber schon immer der Hauptveranstalter ...

Ich werde sicher nicht mehr der Veranstalter sein. Nachdem die Firma geschlossen wird, wird die Firma das nicht mehr machen können."

Und du wirst auch nichts mehr damit zu tun haben?

Das ist noch offen. In manchen Punkten werden die neuen Veranstalter meine Unterstützung haben wollen.

Das heißt, eventuell gibt es 2014 auch ein Springfestival - und wird es auch so heißen?

Ob es so oder ähnlich heißen wird, das ist noch offen.

Und die Acts, die für das Springfestival 2014 vorgesehen waren, sind nun on hold?

Es wird noch zwei, drei Tage dauern, bis noch Entscheidungen fallen und man weiß, ob man dieses geplante Line-up mit den neuen Betreibern durchziehen kann. Da spielt die Politik auch eine Rolle.

Findest du es okay, dass die öffentliche Hand einspringen soll, damit das Festival weiterhin existieren kann?

Das ist eine politische Entscheidung. Das muss die Stadt für alles, was es in der Stadt gibt oder nicht gibt, entscheiden, ob ihr das wichtig ist oder nicht. Man kann natürlich auch sagen: Man stellt das Festival komplett ohne Förderungen auf. Aber das ist, wie wir in dreizehn Jahren gesehen haben, nicht möglich.

Straßenansicht auf den Kopf gestellt.

croce + wir

Hast du dich übernommen? Oder wie kann diese Schuldensumme zusammenkommen?

Es sind mehrere Faktoren. Wirtschaftliche Fehleinschätzungen spielen natürlich eine Rolle. Unvorhergesehene Kostensteigerungen, weniger Publikum als erwartet und - ja. Das sind die Hauptfaktoren. Auf der einen Seite hatte man mehr Zusatzausgaben, die nicht geplant waren. Auf der anderen Seite kamen weniger Leute als erwartet. Und dann geht das binnen zwei, drei Jahren sehr schnell.

Und man macht weiter, weil man hofft, mit dem Festival im Folgejahr die Schulden wieder einzubringen?

Genau. Die Aussichten waren ja grundsätzlich positiv. Wir haben es geschafft, das Festival in einem Jahr ins Plus zu drehen. Ein positives Ergebnis zu erwirtschaften. Doch es war nicht möglich, die Altlasten abzubauen.

Sind unter den Gläubigern auch MusikerInnen?

Ja, lokale wie internationale. Bei den Künstlergagen geht es um Summen von ein paar 100 Euro bis zu 1650 Euro.

Seit 2010 war Krise. War es dennoch ein Riesenschock?

Nachdem es schon seit Monaten bekannt war, dass es der Gesellschaft nicht so gut geht, war es heute nicht der Riesenschock. Die Frage war: Gibt es noch eine Möglichkeit, es zu retten oder nicht? In dem Fall halt nicht.

Wie interessiert bist du an einem Weiterleben des Festivals?

Ich würde es natürlich schön finden, wenn es weitergehen würde. Und wenn ich ganz privat hingehen könnte. Vorausgesetzt, das Programm ist gut.

Hätte das Festival eine oder einen gebraucht, der sich rein um wirtschaftliche Aspekte kümmert?

Ja und nein. Weil wenn sich jemand nur um das Wirtschaftliche kümmert, ist die Frage, wie weit das Künstlerische darunter leidet. Aber auf der anderen Seite: wäre es besser gewesen wahrscheinlich!

In den kommenden Tagen sollte sich also entscheiden, ob es eine Zukunft für das Festival für elektronische Musik und Kultur in Graz gibt. Und wenn, wie sich die gestalten wird.