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Burstup

Physische Welt, virtuelle Realität. Politik und Kultur.

6. 3. 2014 - 17:39

Zornige Vögel

Jussi Immonen vom Videospiele-Hersteller Rovio ("Angry Birds") ist mit Tipps und Tricks für Indie-Gamedeveloper in Wien.

See Jussi live!

Donnerstag Abend trägt Jussi Immonen bei Subotron in Wien vor. Der Vortrag startet um 19 Uhr im Museumsquartier, moderiert von Robert Glashüttner.

Freitag, 7. März leitet Jussi Immonen dann einen Workshop.

Das finnische Unternehmen Rovio ist in den letzten elf Jahren vom kleinen Indie-Gamedeveloper zum milliardenschweren Publisher geworden - die Spiele von Rovio sind insgesamt über 1.3 Milliarden mal runtergeladen wurden. Die bekannteste Serie von Rovio heißt "Angry Birds" - von ihr gibt es sogar Plüschtiere im Supermarkt ums Eck zu kaufen. Jetzt, wo der ehemalige Indie also zum Entertainment-Riesen geworden ist, hat der Finne Jussi Immonen den Job, neue, interessante Indie-Games zu aquirieren. "Das ist der coolste Job", sagt Immonen. "Ich kann zu all den enthusiastischen Gamedevelopern gehen und mir ihre Projekte ansehen, an denen sie mit so viel Leidenschaft arbeiten."

Wie aber findet man das nächste "Angry Birds"? Free-To-Play-Games müssen Spaß machen, sagt Jussi Immonen, wobei die ersten fünf Minuten beim Spieler darüber entscheiden, ob eine App auf dem Smartphone bleibt oder nicht. "In der Free-To-Play-Welt is das aber erst der Anfang. Dein Erfolg wird daran gemessen, wie du gut du deine User behältst und wie oft sie in den nächsten Wochen oder Monaten zurückkommen."

Jussi der Spieleentwickler

Rovio

Jussi Immonen

Wenn die Spieler dranbleiben, dann wirft ein Free-To-Play-Game Geld für den Entwickler ab - etwa durch Werbung, die bei Rovio circa ein Viertel des Umsatzes ausmacht. Verdient wird aber auch mit Verkäufen virtueller Güter im Spiel. Letzteres sehen viele Videospiele-Fans skeptisch - wenn Videospiele beginnen, sich wie Spielautomaten anzufühlen, dann läuten auch bei mir die Alarmglocken. Aus "free to play" wird schnell "pay to win". Jussi Immonen sieht das ähnlich, er sieht aber auch kulturelle Unterschiede zwischen Europa und Asien. An den Zahlen sehe man, dass Menschen im Westen jene Spiele lieber haben, bei denen gekaufte Items keine Spielvorteile verschaffen. "In Asien hingegen mögen die Spieler das Pay-To-Win-Modell sehr gern. Bei Rovio wollen wir Free-To-Play fair gestalten und weniger aggressiv".

Zu den weniger aggressiven Strategien gehört auch das "Premium-Modell". Diesem hat sich Rovio bei seinen letzten Releases wie "Tiny Thief" oder "Bad Piggies" verschrieben: Eine "Light"-Version des Spiels ist gratis, für zwei bis drei Euro gibt es eine Version mit mehr Levels und alle zukünftigen Updates. Das ähnelt eigentlich wieder den Demos und Vollversionen, die wir von traditionellen Videospiel-Konsolen kennen. Jussi Immonen sieht eine weitere Parallelentwicklung zwischen Smartphones und Konsolen: Er glaubt, dass auch am Mobile-Games-Markt in den nächsten Jahren die großen Publisher mehr Einfluss auf die Indie-Developer nehmen werden: "Bald wird es eine Handvoll Konzerne mit so vielen Usern geben, dass sie bestimmen, welche Games sich durchsetzen werden." Das geschehe vor allem durch Cross-Promotion in den Games - Rovio etwa erreiche allein durch "Angry Birds" 250 Millionen User.

Mehr über die zunehmende Marktkonzentration bei Smartphone-Games, über Business-Modelle von Free-To-Play bis Pay-To-Win und Tipps für Indie-Gamedeveloper gibt es von Jussi Immonen Donnerstag Abend bei einem Vortrag in Wien.