Erstellt am: 5. 3. 2014 - 20:22 Uhr

The daily Blumenau. Extra Edition, 05-03-14.

Zu wenig Weiterentwicklung beim ÖFB-Team. Und mit dem Zufriedensein mit einer guten Halbzeit muss jetzt endlich Schluss sein. Die Live-Begleitung zum Testspiel Österreich - Uruguay.

#FußballJournal14

Fazit: keine Weiterentwicklung festzustellen

So: diese Gequake von wegen "mit der 1. Halbzeit zufrieden" sein - ich kann's nicht mehr hören. Damit muss auch Schluss sein, irgendwann einmal. Am besten jetzt sofort.

Selbst wenn es nämlich im Ernstfall möglich sein sollte einen Gegner dieser Größenordnung (also Augenhöhe bis doch besser, also künftig Russland, Schweden, Montenegro) mit vergleichsweise spielerischen, sanften Mitteln eine Halbzeit lang zu kontrollieren, dann muss man einfach spätestens in der Halbzeit mit einer Umstellung oder Gegenwehr rechnen.

Das haben weder Team noch Coach verinnerlicht.
Koller nicht, der sich erst ab der 60. Minute zu wechseln/ändern traut (was heute nicht das Problem war); die Mannschaft, die wieder überrascht und (wie schon in Schweden) überfordert war, schon gar nicht.

Das ist keine Frage des Systems (das passt so, auch weil es adaptabel ist), keine Frage der Taktik oder der Philosophie, sondern eine Frage des Matchplans, der Strategie.

Es muss neben dem Coach auch auf dem Feld ein paar Führungsspieler geben, die die Zeichen schnell erkennen und reagieren können.
Derzeit schaffen das weder der eine noch die anderen.

Janko erzählt dann von der taktischen Vorgabe sich nach einer Führung fallen zu lassen - war der Eindruck also richtig. Erklärung für die 2. Halbzeit hat er nicht.

Kollers Erklärung ist simpel: "wir sind noch nicht soweit". Und er glaubt durch die Wechsel Ruhe reingebracht zu haben - vielleicht sollte er sich die 2. Halbzeit doch noch einmal anschauen.

Außerdem muss ich heute Herbert Prohaska verteufelt oft Recht geben. Es ist kein guter Abend gewesen...

22:22 - Abpfiff, zum Glück...

... denn man hätte sich demnächst noch ein Tor eingefangen, wäre es noch zehn oder fünfzehn Minuten gegangen. An den Ernstfall möchte ich nicht denken.

22:18 - erstaunlich wie man sich die Schneid abkaufen ließ

... und das da gar nicht mehr ging in Halbzeit 2. Alaba unsichtbar, Junuzovic draußen, der zweite Anzug sitzt bis auf Ivanschitz nicht.
Aber es war schon die erste Garnitur, die von Anpfiff weg nicht mehr reingekommen ist. Da geht es dann nicht um Systeme oder Taktik, sondern nur noch darum ein bereits aufgebreitetes Spiel über die Pause ziehen zu können.

Das ist schon in Schweden, als es um die Wurst ging, nicht gelungen. Insofern: kein Fortschritt festzustellen, Herr Koller.

22:10 - die prototypische Szene...

... war das gerade, in der Hinterseer zeigt, dass er kein Junuzovic ist und in der Klein zeigt, dass er kein Außenverteidiger von internationaler Klasse mehr werden wird.

20 Sabitzer kommt für Arnautovic, also für die rechte Seite.
und 20 Alvaro Gonzales für den Glatzenschlumpf Rios.

Und Suttner, der sich auch zunehmend schwerer tut mit Fucile und Stuani, sieht dann auch noch gelb. Und Hinterseer. Alles Zeichen von Unsicherheit

22:05 - das ÖFB-Team ist zu leicht aus dem Spiel zu nehmen.

Es ist mindestens so bemerkenswert wie die Tatsache der überraschenden Überlegenheit in Halbzeit 1: dass nämlich eine leichte Verschärfung genügt um die ÖFB-Mannschaft total rauszubringen und gegen die Wand zu spielen. Sooo viel besser ist Uruguay jetzt nämlich auch nicht: etwas ball- und passsicherer, und einen Dreh energischer.
Wenn sich Österreichs Team dadurch rausbringen lässt, ist das bedenklich. Im übrigen fällt mir eine gewisse geistige Abwesenheit von Alaba auf in dieser Halbzeit. Vielleicht eine Miterklärung.

Es spielt weiterhin ausschließlich Uruguay.

22:00 - Ernstfalltechnisch ist das nix

19 Veli Kavlak, der nur ersatzweise ein paarmal Besiktas-Kapitän war (immerhin), kommt für Leitgeb.
Und ich frage mich ob die in der 1. Halbzeit vor mir angemerkte Tatsache, dass das Spiel des ÖFB-Teams in Halbzeit 1 ernstfalltechnisch nix war (weil zu wenig gemacht aus dreißig Minuten Überlegenheit) auch nachvollziehbar geblieben wäre, wenn man sich jetzt in Halbzeit 2 nicht so hinten rein drängen lassen würde.

Wenn Uruguay nämlich nicht angezaht hätte und das lasche Nichtnachsetzen nicht bestraft hätte, dann wäre es anschließend in den Boulevard-Analysen nämlich auch noch gelobt worden.

Gelb für Ivanschitz? Na arg.

21:57 - Hinterseer für Junuzovic

Ich weiß ja nicht. Ist 16 Lukas Hinterseer echt ein adäquater Ersatz für Zlatko Junuzovic? Kann man den Offensivmann des verdient Tabellenletzten wirklich statt des Starspielers der deutschen Liga bringen? Ich weiß nicht.

21:53 - Wechsel und der Ausgleich

6 Alvaro Perreira und 14 Nicolas Lodeiro kommen für Maxi Pereira und Cristian Rodriguez.

Und direkt danach gibt's die Superchance für Suarez (toller Lochpass von Forlan, nein seinem Double Ramirez), und den daraus resultierenden Eckball murksen die Blauen mit vereinten Kräften über die Linie 1:1; Alvaro Pereira war's dann in the end.

Und es hat sich so abgezeichnet. Seit Beginn der Halbzeit.

Alvaro spielt linken Verteidiger, Fucile ist statt Maxi auf rechts rübergerutscht.

21:41 - Uruguay ist aufgewacht

Möglicherweise ist das österreichische Spiel in der 2. Halbzeit verhaltener, vielleicht ist aber Uruguay auch einfach jetzt erst auf Betriebstemperatur. Der Ball läuft jetzt nämlich nur noch in der österreichischen Hälfte. Und die Kombinationssicherheit nimmt deutlich zu.

In punkto Härte bleibt alles wie gehabt: Fucile belegt das mit einem Gelb-Foul.

Die Aggressivität entlädt sich in gezielterem Pressung und früherem Unterdrucksetzen.

21:35 - Halbzeit 2 mit Lindner und Ivanschitz

Wechsel mit Ansage bei Österreich: im Tor 12 Lindner statt Almer, 25 Ivanschitz kommt für Harnik. Das heißt wohl, dass Ivanschitz links und Arnautovic jetzt rechts spielen wird. Wechsel auch bei Uruguay: 18 Gastion Ramirez und 5 Walter Gargano für Diego Forlan respektive Diego Perez.

21:18 - das Match trottet der Halbzeit entgegen

Österreich kann zufrieden sein, nicht nur mit Alabas abgerissener Flanke, die sich fast ins Tor senkt, sondern mit der fast fröhlich-gelassenen Leichtigkeit des Spiels der 1. Halbzeit.
Für den Ernstfall war das trotzdem nix. Denn aus einer solchen Chancen-Überlegenheit muss man deutlich mehr machen als einen leicht einholbaren 1:0-Vorsprung.

Was sich Tabarez erwartet hat, erschließt sich mir nicht. Das ist für die Ansprüche eines WM-Vierten zu wenig. Andererseits haben wir es hier mit einem gerade noch durch die Relegation gekommenem Team zu tun, befinden uns also in Augenhöhe.

21:10 - was spielt eigentlich Österreich?

Kollers Österreich spielt eine flockige Variante seines WM-Quali-Systems, also ein Hybrid ohne das ganz hohe Pressing, ohne den kraft/energiefordernden Tempo-Hochhalt-Fußball, wie er gegen Mannschaften, die ihrerseits eher aufs spielerische setzen, auch sinnvoll sein könnte.

Es liegt an Alaba die genaue Strategie des nächsten Spielzugs zu bestimmen, wie beim Quarterback: Je nachdem, wo er sich platziert. Ich sehe ihn nicht so oft halblinks neben Leitgeb, ich sehe ihn oft halbrechts vor Leitgeb, fast schon auf Junuzovic-Höhe. Dass der sich dort einordnet, wo es gerade Sinn macht, versteht sich in Kollers System eh schon von selber.

Deshalb changiert das System permanent zwischen 4-2-3-1, 4-4-1-1, 4-1-4-1 oder auch einem 4-1-5 in der eigenen Hälfte.

Ich sehe Arnautovic und Harnik brav auf ihren Seiten, ohne Rochaden und ich sehe einen sehr beweglichen Janko.

21:07 - Uruguay überraschend erstarrt

Nicht akut spielerisch - da geht jetzt einiges besser. Aber im Vergleich zur letzten WM etwa fehlt die dort doch überraschende Flexibilität, die asynchrone, asymmetrische Ausrichtung, das schlaue Spiel über die Außen-Positionen.
Heute sieht alles sehr förmlich, sehr statisch aus.

21:02 - offenes Match nach einer halben Stunde

Gelb für Leitgeb, unnötiges Foul an Suarez.
Und: Uruguay muss Lugano wechseln, für ihn kommt 8 Jose Gimenez, Kapitän ist jetzt Forlan.
Dann der Freistoß von Forlan und Gimenez spitzelt die Wuchtel knapp vor Almer noch weg, als wär er Dragovic.

22.000 Zuschauer in Klagenfurt

21:00 - Trippelschritte als Warnsignal

Hinteregger, der tendenziell Suarez zu bekämpfen hat, hat Probleme mit dem Aufbau - das sieht man bei Salzburg selten, das ist ein Zeichen von Nervosität. Und Trippelschritte sind das beste Zeichen dafür, dass ein Verteidiger Angst vor dem Abspiel hat.

20:58 - Almers Problemzone

Keeper Robert Almer, aktuell mit Furchteinflößer-Frisur, kommt schlecht raus, hat Glück, dass Rodriguez (jetzt mit Turban) noch blöder reingeht. Der kriegt gelb und Almer das Mitleid.

Im Übrigen sind die Zeit, die Almer braucht um sicher zu werden, zwar eigentlich vergangen, aber da es keine Bälle gab, ist sie vielleicht die ganze 1. Halbzeit lang sein dark compagnion.

20:54 - die heutige Variante heißt zartes Pressing

Ich sehe fünf pressende österreichische Offensivkräfte, an der Mittellinie gegen den Aufbau des Gegners. Das ist sanfte Gegenwehr, nicht das übliche, geübte scharfe Pressing schon im Veerteidigungsdrittel.
Ob das so geplant war?
In jedem Fall ist ein solches Stören mit einer Führung im Rücken durchaus sinnvoll, weil kraftsparend.

Und Bum - jetzt setzt auch Suarez einen Ball an die Latte - ohne Hilfe des Tormanns, der Freistoß hätte gepaßt.

20:52 - das 2:0 auf dem Fuß...

... hatte schon David Alaba mit seinem tollen Freistoß-Ball, das verhindert noch Muslera mit einem Zwischengriff, der die Latte ins Spiel bringt,. Arnautovic schafft es dann nicht den Rebound einzulochen; einen Meter vorm Tormann mit allen Möglichkeiten, legt er den Ball am langen Eck vorbei

Danach blutet Rodriguez und muss behandelt werden.

20:47 - Und ein unerwartetes Tor

Nach dem ersten Dagegentasten der Urus führt der erste Re-Konterstoß zum Erfolg. Janko erwischt einen fast offside gespielten Ball von Leitgeb, den Junuzovic noch durch ein uruguaynisches Innenverteidiger-Bein schiebt und schiebt ihn rein. Sehr zufällig, sehr abgeklärt.

Kurz danach verletzt sich Garics an der Wade, humpelt noch ein bissl mit, ehe Florian Klein bereit ist (20:51)

20:43 - Unerwartete Härten

Dass der Gegner in diesem Test mitten im Pflichtspiel-Nirgendwo so reinhaut, ist doch überraschend. Andererseits: das ist das Spiel der Celeste. Sich Respekt verschaffen. Und das geht altersbedingt nicht mehr durch überaus viel Laufarbeit oder scharfes Pressing, sondern dann eben über genaues Stellungsspiel und hartes Rangehen.

Dieses Spiel zeigt erste Wirkung. Die frühe ÖFB-Offensive ist deshalb auch schon wieder vorbei.

20:35 - Kollers Top 13 um drei erweitert

Zwei Neue sind zum Stamm von Koller, zu den meistverwendeten Spielern dazugekommen: Hinteregger, Suttner und Leitgeb. Eine Pause kriegen Fuchs (zurecht), Kavlak (zuunrecht) und Prödl-Pogatetz (die brauchen das hin und wieder). Ivanschitz ist wie immer erster Ersatzmann.

Das ist nachvollziehbar, es geht ums sanfte Einrasten von Abläufen, um Vorsichtsmaßnahmen, falls etwa Fuchs noch komplett ins Loch fällt. Leitgeb ist ja seit einiger Zeit schon Liebkind bei Koller und dankte es ihm mit einem bemerkenswerten Formaufschwung.

20:33 - die Aufstellungen:

Österreich nominell im alten 4-2-3-1
1 Almer; 2 Garics, 3 Dragovic, 6 Hinteregger, 13 Suttner; 18 Leitgeb, 27 Alaba; 11 Harnik, 10 Junuzovic, 7 Arnautovic; 21 Kapitän Janko.

Ersatz: 12 Lindner; 17 Klein, 4 Pogatetz, 15 Prödl, 5 Fuchs, 8 Ilsanker, 19 Kavlak, 16 Hinterseer, 25 Ivanschitz, 20 Sabitzer, 9 Weimann.

Uruguay wegen des Ausfalls von Edinson Cavani nicht im 4-3-3, sondern wohl im 4-4-2
1 Muslera; 16 Maxi Pereira, 2 Kapitän Lugano, 3 Godin, 4 Fucile; 11 Stuani, 15 Diego Perez, 17 Arevalo Rios, 7 Cristian Rodriguez; 9 Luis Suarez, 10 Forlan.

Ersatz: 12 Martin Silva; 8 Gimenez, 6 Alvarao Pereira, 5 Gargano, 14 Lodeiro, 18 Ramirez, 19 Alejandro Silva, 20 Gonzales.

Coach ist Oscar Washington Tabarez, der WM-Vierte mit der de facto unveränderten also in die Jahre gekommenen Mannschaft.

Schiri ist der in Deutschkand wenig beliebte Deniz Aytekin.

20:30 - die schönste Hymne der Welt

Sorry, aber das ist die aus Uruguay. Zuerst eine schneidige Ouvertüre, dann der Rossinimäßige Klassikpophit, toll!

Und ja: das Klagenfurter Stadion ist gerade eben, eh nur sechs Jahre nach der Euro, für die es gebaut wurde, wirklich fertiggeworden.

20:25 - die Umstellungen

Klar, zuerst werden die personellen Umstellungen augenfällig: Hinteregger neben Dragovic, also die Baby-Innenverteidigung; und Suttner statt Christian Fuchs, den Mark Janko als Kapitän ersetzt.

Interessanter wird das noch nicht Augenfällige: was probiert Koller inhaltlich? Wieder eine Defensiv-Variante wie gegen die USA? Oder den alten Plan A der Qualifikation - pressen, Ballgewinnen und gegenstoßen? Oder ganz was Neues?

20:10 - das mißglückte Vorspiel der U21

Im Anfang war die Partie der U21, das 1:3 daheim gegen Tabellenschlusslicht Albanien, eine Niederlage, die Platz 2 in der EM-Qualifikations-Gruppe und somit das Weiterkommen gefährdet, überflüssigerweise.
Was da gerade eben (20:05) in Graz abgepfiffen wurde, war ein untauglicher Versuch eines von den Vorgaben überforderten Coaching-Teams aus einem großen Talente-Pool der Unter-21 jährigen Kicker dieses Landes eine entsprechende Mannschaft hinzustellen.
Dass Leute wie Florian Kainz, Offenbacher, Neuhold oder Kevin Stöger, die bei ihren Vereinen nicht oder grottig spielen; dass Neuling Zulj als dritte oder vierte Wahl hinter Bruder Robert (verletzt) oder Schaub (gesperrt) in der zentralen Offensivrolle überfordert sein würde; dass ein zentrales Mittelfeld, das wie bei Sturm Graz allzusehr im Mittelkreis festklebt, keine Impulse setzen wird, das wäre vorauszusehen gewesen.
Dass dann auch noch die bisher recht gute Abwehr patzt und sich in den entscheidenden Konterschlägen fehlerhaft zeigte und ausspielen ließ, kam dann blöderweise dazu - und so führte daas Unerwartete dann auch dazu, dass das sonstige Unzulängliche besser zu sehen war.
Mehr dazu später, oder morgen.