Erstellt am: 28. 2. 2014 - 15:15 Uhr

Blackface am Opernball: Soll das lustig sein?

Fasching ist, und da kommt ein ganz lustiger Comedy-Reporter von Puls4 auf die Idee, sich als Kanye West zu „verkleiden“. Kim Kardashian hat das nicht so lustig gefunden.

Es sollte einem ja eigentlich egal sein: Der Opernball, ein Relikt aus einer Zeit, in der Prominenz noch in Seitenblicke-Auftritten gemessen wurde, ist ja schon längst nur noch mit viel Alkohol und launigem Twitter/Facebook-Second-Screen zu ertragen. Und dann kommt so ein ganz lustiger Comedy-Reporter von Puls4 auf die ganz lustige Idee sich als Kanye West zu „verkleiden“ um irgendwas ganz lustiges mit Kim Kardashian zu machen. Wir reden da wieder einmal vom unsäglichen und längst als rassisistisch gebrandmarkten Blackfacing. Man würde ja gerne dem lustigen Herren, der dann auch mit Zylinder und weißem Frack samt Schuhpasta im Gesicht in einer Opernloge posiert, einfach zu lebenslangem Anschauen von "12 Years A Slave" verdonnern. Wenn aber dann, wie kolportiert wird, der andere Logengast (Oliver Pocher) Kim Kadashian blöd kommt mit, dem ganz lustigen Witz von wegen „Niggas in Vienna“ – in Anspielung auf einen Song von Kanye West und Jay Z, „Ni**as in Paris“, dann steckt da mehr dahinter als nur ein missglückter Versuch, ganz arge Anti-PC Comedy zu produzieren.

TMZ.com

Was hierzulande offenbar bei manchen als Comedy-Idee durchgeht, sorgt beispielsweise in den USA durchaus für Aufsehen. Der Artikel über Kim Kardashians Opernball-Abend ist heute der meistkommentierte auf TMZ.com. Und auch perezhilton.com widmet sich - wenn auch inhaltlich durch das viele Abschreiben etwas durcheinandergekommen - dem Thema unter der Überschrift "Kim Kardashian Stormed Out Of An Austrian Ball After A Guy In Black Face Used The N-Word & Pretended To Be Kanye West!"

Fast schon ironisch, dass quasi zeitgleich ein Kongress in Wien stattfindet, der sich mit rassistischen Bildern in Medien auseinandersetzt und sich genau mit diesem Rassismus, der in der Mitte der Gesellschaft stattfindet, beschäftigt. Es waren eben nicht zwei unberechenbare Stalker, die hier die Opernballidylle gestört haben, sondern zwei Medienprofis, die ganz genau wissen (sollten) was sie tun.

Es wirft auch ein bezeichnendes Licht auf den Status, den Hip Hop Künstler wie Kanye West in der breiten Öffentlichkeit dieses Landes haben (das konnte man, mit ein bisschen Sensibilität, auch im bizarren Pharell Williams Wetten Dass Aufritt beobachten): Jemand wie Kanye West – über dessen Relevanz im Hip Hop ja trefflich diskutiert werden kann – schafft es bei uns maximal als rassistische Comedy-Karikatur ins Hauptabendprogramm.

Kann man sich eine Welt, oder zumindest einen Opernball vorstellen, in dem der Puls4 Reporter in full on Blackface zumindest mal am Eingang von irgendjemandem gefragt wird, wie er sich das vorstellt? Könnte Richard Lugner einen Oliver Pocher nicht gleich fragen, ob er komplett irre geworden ist?

Man kann sich jedenfalls auf die entsprechenden Folge von Kim Kadashians trashiger Reality-TV Serie freuen, angeblich ist das ja vom entsprechenden Team alles mitgefilmt worden.