Erstellt am: 10. 3. 2014 - 21:26 Uhr
Einstimmige Widersprüche
Artist Of The Week
Musikempfehlungen aus der FM4 Redaktion
HipHop-Lesekreis
Über die Schlüsselsongs "Prescription/Oxymoron"
Geständnis: Eines echten Rap-Nerds unwürdig habe ich mich mit ScHoolboy Qs zweitem Langspieler Habits & Contradictions bei seinem Erscheinen nicht eingängiger beschäftigt - den Ausnahme-Song Blessed einmal ausgenommen.
ScHoolboy Q
Auf der positiven Seite ermöglicht das aber einen unvoreingenommeneren Zugang zu Oxymoron, seinem Majorlabeldebüt - dem zweiten eines Künstlers aus dem Black Hippy/Top Dawg Camp. Das davor hatte 2012 ein gewisser Kendrick Lamar Duckworth abgeliefert - und damit nichts weniger als Rap-Geschichte geschrieben.
So erklären sich auch die große Vorfreude und die übergroßen Erwartungen, die in Oxymoron gesteckt wurden - und anfangs fast automatisch in leichte Enttäuschung umgeschlagen sind. Dabei hat ScHoolboy Q eine außerordentlich gute Rap-Platte abgeliefert, in der er seine persönliche Geschichte bei der Hoover Crips Gang, als Drogendealer in South LA und über die Schwierigkeiten mit Suchtmitteln (namentlich dem kodeinhältige Hustensaftmix, den sie auch lean nennen) erzählt. An anderen Stellen wird es etwas leichter verdaulich: Q wünscht sich aus dem Studio zur Freundin, feiert mit Homie Jay Rock die Heimatstadt oder hüpft mit Homie Kendrick zum Dub-Stampfer.
Man könnte Oxymoron durchaus ankreiden, dass es musikalisch etwas wahllos ist und nicht ganz weiß, was es will. In Wahrheit ist es aber vielleicht auch der unfaire Vergleich mit Kollegen Lamar, der da mitschwingt: Good Kid, m.a.a.D. City war ein erzählerisch dichtes Meisterwerk und trug nicht zu Unrecht den Untertitel A short film by Kendrick Lamar. ScHoolboy Q konnte oder wollte auf seinem Album eben nicht so weit gehen - und ein zu ähnliches Konzept wäre auch seltsam gewesen.
Trotz der enttäuschten Erwartungen (nicht zuletzt auch wegen des sehr gefeierten Vorgängers Habits & Contradictions) ist Oxymoron aber wie gesagt ein überdurchschnittlich gutes Album mit vielen großen Songs. Und dem guten ScHoolboy Q können etwaige Unkenrufe mittlerweile auch relativ egal sein, ist ihm mit diesem Album doch tatsächlich eine Punktlandung an der Spitze der amerikanischen Albumcharts gelandet - und das ohne nennenswerte Hitsingle im herkömmlichen Sinne. Die Fanbase hat gesprochen, und auf die hören independent großgewordene Künstler wie ScHoolboy Q ohnehin am liebsten - auch wenn sie mittlerweile major sind...