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Markus Keuschnigg

Aus der Welt der Filmfestivals: Von Kino-Buffets und dunklen Sälen.

21. 2. 2014 - 13:53

"Vielleicht übernehme ich Mallorca"

"Stromberg - Der Film" startet heute in den österreichischen Kinos. Christoph Maria Herbst erklärt im Interview, warum Stromberg nicht Derrick ist und warum er vielleicht Jürgen Drews nachfolgen wird.

Der deutsche Humor hat einen schlechten Ruf. Zum Glück ist da dann aber noch „Stromberg“: Bernd Stromberg, um genau zu sein. Der ist Abteilungsleiter der Capitol Versicherung und verkörpert so gut wie alle Klischees, die man von Bürohengsten haben kann: er ist sexistisch, rassistisch, arrogant, egozentrisch und Hauptfigur der nach ihm benannten, sehr erfolgreichen Comedyserie.

2004 geht „Stromberg“ zum ersten Mal auf Sendung: wie das britische Vorbild „The Office“ ist die Serie als „Mockumentary“ konzipiert. Die Figuren reden also immer wieder direkt in die Kamera und reagieren auch auf das Filmteam. Das ist jetzt auch im Kino so. Der Zweistünder ist der Schlusspunkt von „Stromberg“: gemeinsam mit seiner Abteilung macht sich „der Papa“, wie er sich selbst nennt, auf zur 50-Jahre-Feier seiner Firma – und unterhält die Kollegenschaft sogar mit einem Lied.

Gespielt wird Bernd Stromberg von Christoph Maria Herbst: der heute 48-Jährige ist durch diese Ungustl-Rolle in Deutschland zum Star geworden. Anlässlich des dieswöchigen Kinostarts von „Stromberg – Der Film“ hat sich FM4-Stenotypist Markus Keuschnigg mit dem Mann, den sie „Papa“ nannten, zum Interview getroffen.

Christoph Maria Herbst als Stromberg

Thimfilm

Wie fühlt es sich an, eine Figur nach 10 Jahren das letzte Mal zu spielen?

Da war schon eine Menge Melancholie dabei, am letzten Drehtag sind wir uns auch in den Armen gelegen, das will ich nicht verhehlen. Zehn Jahre sind eine Menge Zeit und da entsehen schon Beziehungen. Nicht nur zwischen den Agierenden und dem Team sondern auch zu den Figuren - ich hab den Stromberg schon sehr gerne gespielt, das ist schon eine sehr schillernde, sehr besondere Figur und bei uns durften sich die Figuren entwickeln. Stromberg ist nie wie ein Derrick 40 Jahre der selbe geblieben, sondern wir haben den in unterschiedliche Situationen katapultiert, bei denen ich anfangs gedacht hätte, das ist nicht möglich mit der Figur. „Stromberg“ ist ja auch so ein Phänomen, dass viele Leute das gerne zu viert, fünft, sechst schauen, gerne auch mit einem Kasten Bier im Partykeller. Diese Gruppendynamik sollte man nicht unterschätzen .

Christoph Maria Herbst als Stromberg

THimfilm

Inwiefern warst du denn überrascht davon, dass diese Figur, dieses Universum, das ihr geschaffen habt, tatsächlich so einen Anklang findet, so dass jetzt hunderte Menschen substantiell Geld geben und somit das Filmbudget um eine Million Euro auffetten. Ist das etwas, was man zu irgendeinem Zeitpunkt erwartet hat?

Wenn man mir damals gesagt hätte, „Magst du diesen Stromberg spielen, du wirst ihn 10 Jahre spielen“ vielleicht hätte ich dann sogar nein gesag, das ist mir zu lang oder dafür ist mir die Figur zu fies. Ich dachte immer, das würde so ein kleines Nischending bleiben, das viel zu besonders viel zu ungelernt auch war, was das Sehverhalten anbelangt. Figuren, die sich der Kamera bewusst sein dürfen und auch so unkorrekt. Das Seriöseste was wir tun konnten, war., den Versuch zu starten, mit diesem Geldbetrag letztlich dem Fan gerecht zu werden, in dem wir nicht versuchen, das Rad neu zu erfinden, sondern den Stromberg’schen Figuren und diesen müffelig-schimmeligen Kosmos genauso weiterzuerzählen, wie er in den fünf Staffeln gelernt wurde. Es passieren keine Verfolgungsjagden, es explodieren keine Wolkenkratzer und Veronika Ferres und Matthias Schweighöfer spielen eben nicht mit.

Fünf Staffeln lang hast du den Stromberg gespielt. Mit dem jetzt anlaufenden Kinofilm fällt der letzte Vorhang für den selbstverliebten Abteilungsleiter. Was hast du dir denn vor zehn Jahren gedacht hat, als du diesem Stromberg zum ersten Mal begegnet ist.

Erstmal hab ich mich das gar nicht getraut, so Hauptrolle in einer Serie , das war nicht mein Werdegang. Ich hatte bis dabin mit Anke Engelke „Ladykracher“ gemacht und hatte mich da in der zweiten, dritten Reihe ganz kuschelig eingerichtet, wenn es ein Flop geworden wäre, wäre es ihr Flop gewesen, es wurde aber ein Erfolg und so wurde es unser aller Erfolg. Für die Figur selber dann, da half mir schon meine Banklehre, die ich in den 1980er Jahren gemacht hatte und das eine oder andere Mini-Trauma, das ich da im Hinterkopf hatte und für den Stromberg wieder rächen konnte. Solche Charakterschweine wie ihn habe ich viele erlebt in der Bank, ich kann mich da an den einen oder anderen auszubildenden Kollegen erinnern die da weinend an Schreibtischen zusammengebrochen sind, weil da diese Schweine saßen, die ihren eigenen Frust an den Kollegen auslassen mussten, die sich nicht wehren konnten . Und so ist diese Figur dann gewachsen, wenn ich mir jetzt Folgen aus der ersten Staffel anschau – mit welcher Unschuld, Unbedarftheit und Jungfräulichkeit wir diese Figuren versucht haben ist geradezu entzückend. Und im Laufe der Jahre sind wir dann immer grauer und faltiger und dicker geworden, saßen mit immer breiterem Arsch dann auf diesen Figuren und sind dann immer auch virtuoser mit ihnen umgegangen.

Christoph Maria Herbst als Stromberg

Thimfilm

Hast du überlegt, wie es mit dem Bernd Stromberg jetzt weitergeht? Macht man sich da den Spaß und sinniert mal darüber nach?

"Stromberg - Der Film" startet am 21. Februar 2014 in den österreichischen Kinos

Nö. Für mich war dieser Film der Schlusspunkt dieser Figur und was wir erzählen wollten Aber ich bin ja nicht doof. Natürlich ist das auch ein Wahnsinns-Cliffhanger. Ich will dich jetzt nicht langweilen mit dem Satz „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“, aber ich glaube so ist es.

Wenn wir schon nicht wissen, wie es mit Stromberg weitergeht, wie geht es denn für Christoph Maria Herbst weiter?

Ich ess jetzt mal dieses vegetarische Curry auf und dann sehen wir weiter. Ich bin freischaffender Schauspieler, nicht Stromberg-Darsteller, ich muss jetzt kucken, dass der Schornstein weiter raucht. Ich hab durchaus noch Termine frei , das möchte ich an dieser Stelle auch einfach Mal kundtun, es ist nicht so, dass ich von allen Seiten zugeschissen werde mit Sachen. Die Leute haben auch Angst vor mir, die denken „Oh Gott mit dem Arschloch wollen wir nichts zu tun haben“. Ich muss jetzt weiter durchs Land ziehen und sagen, ich hab den nur gespielt, ich bin eigentlich ganz ganz lieb. Ich werde mich weiterhin in der Kunst üben, Stromberg-vergleichbare Figuren abzulehnen - vielleicht mach ich eine Gesangskarriere. Ich singe ja auch im Film. Und wenn alle Stricke reißen, dann übernehme ich Mallorca. Ich glaub, der Jürgen Drews war da lang genug der Papa von Mallorca löst den König von Mallorca ab- Eigentlich eine Spitzenvorstellung . Aber zunächst ess ich mein Reisgericht fertig.