Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Mehr Grün im Grau"

Veronika Weidinger

14. 2. 2014 - 18:22

Mehr Grün im Grau

Ein Londoner Low-Budget-Festival zeigt Urban Gardening in seiner ganzen Bandbreite. Mit dem Chelsea Fringe Vienna bekommt jetzt auch Wien sein alternatives Gartenfestival.

Von 17. Mai bis 8. Juni wird das Chelsea Fringe stattfinden. Parallel zum Chelsea Fringe in London, das nicht nur hierzulande einen Ableger hat, sondern zeitgleich auch in Bristol, Brighton, Kent und Melbourne stattfindet. Details und Infos gibt's hier:

Schon seit zwei Jahren wird im Frühsommer mit dem Chelsea Fringe in London allerhand aus dem Bereich Urban Gardening abgefeiert. Für drei Wochen präsentieren sich unterschiedliche Initiativen, wird durch den städtischen Grünraum spaziert, künstlerisch interveniert, diskutiert und auch gepflanzt, geerntet, gegessen, geschaut und gefeiert.

Der Landschaftstheoretiker und Autor Tim Richardson hat das Festival 2012 initiiert - als Alternative zur berühmten traditionellen Chelsea Flower Show. Wird dort alljährlich der hochelaborierten britischen Gartenkunst gehuldigt, legt das Chelsea Fringe seinen Schwerpunkt auf weniger prominentes, oft alltägliches gärtnerisches Tun im urbanen Raum. Und dieses findet sich häufig an Randzonen der Stadt.

Chelsea Fringe - Seeds for the Desert

Chelsea Fringe - Seeds for the Desert

Die Bilder und Videos vom Chelsea Fringe vermitteln einen Eindruck von der enormen Vielfalt dessen, was urban gardening alles bedeuten kann. Die beiden Wiener Künstlerinnen Anita Duller und Hannah Stippl waren letztes Jahr mit einem Projekt in London beteiligt und haben sich als Besucherinnen einiges angesehen. In besonderer Erinnerung ist den beiden ein Besuch auf einem Bauernhof, mitten in London. "Dort wurde ein Kurs gehalten, wie man mit Pflanzen Stoffe färben kann. Nachher gab es ein Essen mit den Erzeugnissen, die in dieser Urban Farm produziert werden. Das war wahnsinnig spaßig, weil man als Besucher nicht auf die Idee kommt, in London auf die Urban Farm zu gehen."

Ähnlich war's beim Besuch vom Misthaufen in Kew-Gardens, erzählt Anita von der Komposthaufenführung: "Im ersten Moment klingt's total ulkig, aber das ist im Endeffekt das Herzstück eines Gartens, die Qualität des Komposts. Die Gruppe war nicht wahnsinnig groß, aber die, die dort waren, interessiert und haben eine total exklusive Führung bekommen. Eine total geniale Idee, eine Stunde Aufwand, in der Dinge gezeigt werden, die eine Herzensangelegenheit sind."

Gute Ideen, die in der Umsetzung simpel sind machen das selbstorganisierte low budget Gartenfestival aus. Für das Chelsea Fringe Vienna werden ab jetzt Projekte mit Bezug Garten, Natur und Landschaft gesucht. Landschaftsdesignerin Anita Duller und Landschaftstheoretikerin Hannah Stippl, beide arbeiten an der Universität für angewandte Kunst Wien, sind schon jetzt am Organisieren, stellen das Programm zusammen und sind Ansprechpartnerinnen für alle, die mitmachen wollen. Auch in Wien soll für drei Wochen das "urban gardening" in seiner ganzen Bandbreite zu erleben sein, vom Schrebergarten über Community Garden, vom Themen-Spaziergang bis zum Balkonkisterl, oder Selbstgekochtem aus eigenem Obst und Gemüse.

Was immer dann vom 17. Mai bis 8. Juni in Wien zu sehen ist, soll eine neue Persepktive auf die Stadt eröffnen, meint Hannah Stippl: "Dass man in der Stadt nicht nur die Gebäude sieht, und dazwischen Restflächen, sondern dass man die Stadt als möglicherweise großen Grünraum wahrnimmt, in dem auch Bebauung steht. Die Vielfalt dieses Grünraums von Schrebergärten bis Guerrilla Gardening, community Gärten, Urban Farming, große schöne Gärten wie Schönbrunn oder Belvedere - dass man das mal als ein Ding sieht, das man genießen kann."