Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Andere Standardsituationen der Liebe "

Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

26. 2. 2014 - 13:47

Andere Standardsituationen der Liebe

"Sorry Liebe: Freundin entschuldigt sich nicht aufrichtig" ist nur ein Problem. Der Liebeskolumnist Malte Welding hat Antworten.

Unter deutschen Bloggern ist Malte Welding kein Unbekannter. Der Jurist begann 2006 beim von ihm mitbegründeten Fußballblog Fooligan (mittlerweile offline), Texte ins Netz zu stellen. Er veröffentlichte auf Spreeblick und schrieb für das "Deus Ex Machina"-Blog der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das sei vorausgeschickt. Denn Welding ist auch Liebeskolumnist. Und als solcher vergleicht er schon mal eine Dreieckskonstellation mit einem Mexican Stand-Off, wie sie in jedem Tarantino-Film vorkommt. Oder er erklärt eine vermeintliche Liebe zur "Zombie-Beziehung".

"Angezogen hast du mich mehr angezogen"

Das Cover zum Taschenbuch zeigt ein paar rote Frauenschuhe, die an einer Zimmerwand lehnen

Verlag Kiepenheuer & Witsch

Eine Zombie-Beziehung will niemand führen. Aber darüber lesen! "Angezogen hast du mich mehr angezogen" ist der Titel einer neuen Kolumnensammlung von Welding. Das klingt wie ein ganz blöder Schlussmach-Spruch. Der Ton im Buch ist ein anderer.

"Das Großartige an der Wissenschaft ist, dass man das Geschlechtsleben aller Wirbeltiere vom Rotkehlchen bis zum Buckelwahl damit erklären kann. Leider jedoch nicht, warum Sie mit einem jungen Franzosen schlafen wollen, der Sie bei Facebook blockiert", antwortet Welding etwa einer 17-jährigen Leonie.

Erkenntnisse aus dem Tierreich ausgenommen, hält sich Welding nicht mit wissenschaftlichen Studien auf, um seine Erläuterungen zu Anfragen zu untermauern. Vielmehr betreibt er als Liebeskolumnist geschickte Textanalysen der Zuschriften und eruiert Gefühlslagen. Niemals beleidigend, doch auf vielen Seiten herrlich komisch, offenbart Welding den LeserInnen Wahrheiten, die eigentlich augenscheinlich sind. Doch in Liebesdingen stellt sich rasch ein Tunnelblick ein.
Der 39-jährige Malte Welding ist sich sicher: "Die Leser wissen recht genau, was sie von mir wollen. Sie legen mir nicht ihr Schicksal in die Hand. Sie wollen eine neue Perspektive". Höchst sympathisch ist dieses Unterfangen, da die Fragenden jung wie alt sind und ihre Gedanken offenkundig ehrlich.

Die Liebe ist ein seltsames Spiel...

Malte Welding

Johanna Bürger

Und Malte Welding einer ihrer größten Fans. Glück, so der Autor, gibt es nur im Miteinander. Nicht bloß zwischen den Zeilen wird die Paarbeziehung gepriesen, man nimmt Welding diese Begeisterung ab. Nennen wir das Kind beim Namen: Über Babys, die Freundschaften entfremden können, und über seine Vorstellungen von Beziehung kann sich der junge Vater Welding stundenlang unterhalten, etwa mit dem deutschen Podcaster Holger Klein. In der Kurzform, in den Kolumnen, vermag er auch andere damit zu unterhalten.

Das Leben als Paar gilt ihm als erstrebenswert, auch wenn er im Falle des Falles nicht von polygamen Konstellationen abrät. Das nervt. Zumal das Familienkonzept Paar-mit-Kind historisch betrachtet ein junges ist und man das gute Leben nicht aus Magazinen wie dem NEON und NIDO beziehen kann.

Weitere Buchempfehlungen auf fm4.orf.at/buch

Umso schöner ist es, dass in der Mitte des Buches die Beschwerde einer Leserin abgedruckt ist: "Ich finde, Sie propagieren in Ihrer Kolumne zu sehr die Monogamie. Dabei ist Monogamie doch völlig unnatürlich!" Der Autor wehrt sich, indem er von Bonobos berichtet, denen Orgasmen als friedenssichernde Maßnahmen dienen.

Noch Fragen?

Auf Weldings Seiten im Netz kann man weitere Fragen und Antworten zum immerwährenden Themenkreis Liebe lesen. Ein Lesetipp!