Erstellt am: 12. 2. 2014 - 17:00 Uhr
Ommmmmmmm!
Wir wissen alle, dass Yoga zu innerlicher Harmonie führen soll. Mich hat Yoga nur angestrengt. Ich dachte, dass in einem Anfängerkurs die Sachen langsam erklärt werden sollen. Die Yogalehrerin wollte, dass ich alle meine Gedanken in meine Zehen richte. Ich fragte mich innerlich – in das linke oder das rechte Bein? Ich habe seit frühem Kindesalter ein Orientierungsproblem. Ich hatte gerade den Bein gewählt und versuchte meine Gedanken in die Zehen zu lenken und dann sollte ich schon auf die Waden übergehen. Es hat so viel Mühe gekostet, meine Gedanken in meine Zehen zu lenken und schon sollte ich die Stelle wechseln. Ich fühlte mich vom Yoga angelogen. Außerdem hatte ich enorme Angst, beim Dehnen plötzlich zu laut furzen zu müssen und somit nicht nur meinen innerlichen Frieden, sondern auch den innerlichen Frieden der anderen Kursteilnehmer zu zerstören.
CC BY 2.0 - Tomas Sobek - flickr.com/tomas_sobek/
Zu diesem Kurs brachte mich Mira. Sie unterrichtet auch Yoga. Mira hat eine Riesentransformation erlebt. Ich kenne sie von der Schule. Da war sie als ein Mädchen mit freizügigem Verhalten bekannt. Sie liebte Partys und alles was damit verbunden ist.
Vor einigen Jahren hörte Mira damit auf und fing an, sich mit Yoga zu beschäftigen. Alle meine Freunde betrachteten das mit einem Lächeln. Wir versuchten ihr zu erklären, dass die Yogamenschen nur Miras Geld aussaugen wollten. Sie hörte nicht auf uns. Gott sei Dank! Sie lebte für sechs Monate in Indien ohne Warmwasser und Elektrizität. Sie rasierte ihren Kopf kahl. Sie widmete sich ganz der Metaphysik. Und die Metaphysik veränderte ihre Physik! Sie sieht jetzt wunderschön aus. Wie jemand, der tatsächlich innere Harmonie gefunden hat. Mira hat sich vom Chaos des Lebens gerettet.
Jetzt will Mira auch mich retten. Wenn man die Sache mit der Konzentration auf die Zehenspitzen weglässt, bin ich sowieso gerettet. Ich lebe ja mehr oder weniger asketisch. Es geht nicht anders, mit einem Verdienst unter der Armutsgrenze. Ich bin zufrieden mit dem, was mir das Leben gibt. Besonders wenn es genug Bier gibt. Ich kenne meine Schwächen und versuche sie als Vorzüge rüber zu bringen, indem ich sie in diese Kolumnen schreibe. Ich sehne mich nicht nach dem schnellen Ruhm und kurzfrisitgem Spaß. Allerdings werde ich mich freuen, wenn ihr so zahlreich wie möglich zur Lesung von meinen gesammelten Kolumnen „Die Leiden des jungen Todor“ am 21.2 im Wiener Lokal „Transporter“ erscheint! Dann seht ihr in mich, einen der seinen innerlichen Frieden und Harmonie fast gefunden hat. Ich kann mich leider immer noch nicht auf meine Zehenspitzen konzentrieren. Aber ich werde die Anweisungen von Mira weiter befolgen. Ich werde mir sogar merken welches mein linkes und welches mein rechtes Bein ist. Ich hoffe, ich muss dafür nicht irgendwohin reisen, wo es keinen Strom gibt, da ich sonst die Kolumnen nicht verschicken kann. Na ja, ich habe den irdischen Ruhm doch nicht ganz abgelegt. Aber ich gebe mir Mühe.
Ommmmmmmmmmmmm!