Erstellt am: 6. 2. 2014 - 15:38 Uhr

Hoch hinaus oder back to the roots?

In Sotschi findet der größte und wichtigste Snowboardcontest des Jahres statt, aber nicht alle wollen bei den Rekordjagden mitmachen.

Die Olympischen Spiele haben noch gar nicht richtig angefangen und schon blamieren sich die Veranstalter und die weltweiten TV-Kommentatoren. Denn bei der heutigen Quali zum Snowboard-Slopestyle war fast niemand von ihnen in der Lage, die Tricks richtig anzusagen, und auch die internationale Regie hat es anscheinend nicht für nötig befunden, einen "Trick Caller" zu engagieren, um die Namen der Tricks wenigstens auf den Bildschirmen einblenden zu können. Peinlich für das IOC, wenn man dazu die Webstreams vergleicht, die die großen Contests der World Snowboard Tour übertragen. Dort können dank Live-Scoring-System sogar Snowboard-Laien innerhalb weniger Minuten schwierige Tricks entziffern.

Sucks to hear at the debut of slopestyle in a global spotlight we have commentators who don't know snowboarding call our tricks wrong #oops

— sage kotsenburg (@sagekotsenburg) 6. Februar 2014

Bei den Olympischen Spielen bleiben Slopestyle-Kommentatoren oft still oder beschränken sich auf Allgemeines wie "schön" oder "gut gelandet", und das praktisch auf allen Sendern, wie ich aus Scherzen auf meinem Twitterstream mitlesen kann. Auch die Judges beim Contest bewerten die Tricks alles andere als transparent. Schade um die Chance, Slopestyle einem neuen, großen Publikum zu vermitteln. Der Parcour ist zwar einer der größten, der bei einem Contest gefahren wurde, die Begleitumstände sind es nicht.

Somewhere between a cork and a rodeo.

— Yobeat.com (@Yobeat) 6. Februar 2014

Hohes Niveau bereits in der Slopestyle-Qualifikation

Sportlich hat die Slopestyle-Quali zumindest einiges zu bieten, obwohl Shaun White seinen Start zurückgezogen hat. Jeweils acht RiderInnen haben sich bei Männern und Frauen bereits vorzeitig für die Finals qualifiziert, der Rest darf sich in den Semifinals um weitere vier Finalplätze streiten. Da wird es ganz schön eng zugehen, denn Mark McMorris oder Clemens Schattschneider haben heute nicht mal Triple Corks gereicht, um sich zu qualifizieren.

Bei den Frauen hat Anna Gasser ihren Finalplatz hingegen schon sicher. Souverän hat sie sich in ihrer Qualifikationsgruppe durchgesetzt - mit einem ewig weiten Cab-Underflip, einem Frontside 720 und einem BS 360, alles sehr weit hinunter - und spricht sogar davon, fürs Finale noch Reserven zu haben.

APA/HELMUT FOHRINGER

Back to the roots

Dass die Schanzen immer größer, die Events immer teurer werden müssen, finden nicht alle SnowboarderInnen gut. Die Glungezer Fegl etwa wollen vom "Höher, schneller, weiter" in der Szene etwas Abstand nehmen. Die Fegl sind alles Locals rund um den Glungezer bei Innsbrucker. Sie haben Schifahren und Snowboarden auf diesem Berg gelernt, in einem kleinen, aber feinen Schigebiet, das auch heute noch rein auf Naturschnee setzt. Als Kinder und Jugendliche haben sie am Berg Schanzen gebaut und hatten Spaß, und dieses Gefühl wollen sie jetzt weitergeben. Am Samstag organisieren sie den Glungezer Flashmob, bei dem sie möglichst viele Leute dazu motivieren wollen, mit ihnen einen ganzen Backcountry-Snowpark zu bauen.

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Jeder, der am Samstag mit einer Slackline oder mit einer Schaufel zur Glungezer Talstation kommt, bekommt eine Freikarte für den Lift. Oben am Berg geht es dann zu einem fast unberührten Hang, wo genug Schnee vorhanden ist. Alle TeilnehmerInnen sollen sich dort kreativ austoben, im Schanzen- oder Slacklinebau. So soll ein kurzlebiger Park entstehen, an dem alle ihren Spaß haben sollen. Dafür sollen auch die Gratis-Suppe, die oben ausgeschenkt wird, und die DJs sorgen, die das Areal bespielen. Contest wird es keinen geben, denn die Fegl wollen miteinander und nicht gegeneinander fahren. Ein feiner Tag am Berg soll es werden, ohne dass man Geld ausgeben muss, ein Wochenende wie früher. Snowboarden Back to the roots.

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