Erstellt am: 4. 2. 2014 - 17:12 Uhr
Gefällt mir nicht
Mehr zu 10 Jahre Facebook:
Happy Birthday, Facebook!
Warum die Datenkralle das beste Online-Tool aller Zeiten ist. Eine Festtagsrede zum zehnten Geburtstag. Von Roli Gratzer
Facebooks Abstieg
Pünktlich zum zehnten Geburtstag des erfolgreichsten sozialen Mediums wird sein Ende vorhergesagt. Von Michael Fiedler
Early Refuser
Zehn Jahre Facebook-Verweigerung. Eine Polemik. Von Rainer Sigl
Gefällt mir, gefällt mir nicht: Online-Medien berichten regelmäßig über Facebook und wenn es nur darum geht, sich über Facebook zu empören. Oft über Facebook aufgeregt hat sich in den letzten zweieinhalb Jahren auch Max Schrems von "Europe vs. Facebook".
Er hat 2011 schwere Datenschutzverstöße bei Facebook aufgezeigt: Es geht zum Beispiel um das Sammeln von Daten und die Weitergabe an Dritte, ohne Wissen und Zustimmung der Nutzer, um Nachrichten und Bilder, die trotz Löschens gespeichert werden, um den Like-Button und um das Erstellen von Schattenprofilen von Leuten, die gar nicht auf Facebook sind. Facebook hat als Antwort auf die Anzeigen minimal reagiert und medial wirksam die automatische Gesichtserkennung gestoppt. Und sonst? Sonst ist wenig passiert. "Facebook hat zwar seine Datenschutzrichtlinie weltweit geändert, der Inhalt ist aber derselbe, nur halt anders formuliert", meint Max Schrems von "Europe vs. Facebook".

news.ORF.at
Facebook hat auch einige Funktionen erneuert, aber natürlich zu Gunsten des Gesichtsbuches: Über einen Umweg ist jetzt das Speichern von gewissen gelöschten Daten wieder erlaubt. Früher hat Facebook zum Beispiel gelöschte Freundschaften einfach weiter gespeichert. Jetzt zeigt Facebook an "Du hast eine Freundschaft beendet" und macht das wieder zum neuen Ereignis, das gespeichert wird. "Nicht mehr die alte Freundschaft, sondern das Faktum, dass ich die alte Freundschaft gelöscht habe, wird gespeichert. Damit müsste ich das Löschen des Löschens meiner Information löschen, damit alles weg ist. Das macht doch kein Mensch!", ärgert sich Schrems.
Aktuell
Dass Facebook viele Daten seiner Nutzer speichert, ist bekannt. Weniger bekannt ist, was diese Daten verraten. Die kostenlose "Privacy Awareness App" aus Wien kann das sichtbar machen: Radio Wien berichtet. Weiterlesen hier!
Max Schrems kämpft in den letzten zweieinhalb Jahren nicht nur gegen Facebook, sondern auch gegen die irische Datenschutzbehörde. Die Behörde spiele auf Zeit, ein faires Verfahren sei ohne Akteneinsicht oder Argumente der Gegenseite unmöglich, kritisiert Schrems. Die irische Datenschutzbehörde sei nur noch ein Hampelmann des US-Unternehmens: "Facebook und die irische Behörde haben die Hinhaltetaktik als Strategie gewählt und hoffen wohl, dass es uns irgendwann zu blöd wird."
Nur bei der letzten Anzeige im Sommer 2013, Facebook gebe Nutzerdaten unerlaubt an den amerikanischen Geheimdienst NSA weiter, gibt es Bewegung: Nachdem die irische Datenschutzbehörde die politisch heikle Anzeige zuerst als "nicht erstzunehmend" und "frivol" abgewimmelt hatte, hat Schrems die Behörde wegen Untätigkeit geklagt. Im April kann Max Schrems vor dem irischen High Court dann mit der Datenschutzbehörde weiter verhandeln.
Zum 10. Geburtstag wünscht Max Schrems Facebook relativ trocken: "Jemanden, der Facebook europäisches Datenschutzrecht erklärt!"