Erstellt am: 2. 2. 2014 - 20:16 Uhr
The daily Blumenau. Weekend Edition, 02-02-14.
Auch 2014, wie schon seit der Nationalrats-Wahl online: der Versuch das Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so Täglichkeit hinzukriegen. Und das mit Items aus diesen Themenfeldern.
Diesmal soll es nicht um das allhalbjährliche Export-Import-Defizit - darauf hab' ich oft genug hingewiesen, siehe etwa: Fußball-Journal '12-9. Wieder Totalschaden bei der Export/Import-Bilanz.
#fußballjournal14
So richtig viel Geld konnte nicht lukriert werden, Millionen sind keine geflossen in der eben zu Ende gegangenen Winter-Transferzeit.
Hosiner und Suttner, die im Sommer noch viel eingespielt hätten, blieben sitzen, Heinz Lindner oder Kampl durften nicht. Ein sicheres Zeichen dafür, dass die Liga ihren Ausbildungsstatus - und die damit zusammenhängende Regel, dass man dann verkaufen muss, wenn die Akteure mit guten Halbjahren für Aufsehen gesorgt haben, und nicht noch Monate zuwarten sollte - ja noch immer nicht richtig kapiert hat.
Wenn selbst der Vordenker der Liga, Ried-Chefchecker Stefan Reiter in einem Standard-Interview mit dem Satz "Wir sind großteils eine Ausbildungsliga" alles, was er sonst an Wichtigem und Klugem zu sagen hat, wieder ins alte überzogene Selbstverständnis hineinrelativiert, dann sollten die Alarm-Glocken läuten.
So sicher Salzburg durch Europa steuert, so problemlos sie daheim alles niederbügelt - die Red Bull-Zentrale ist mittelfristig nur der Ausbildungs-Standort für den deutschen Partner, in dessen aktuellem Kader kein eigener Jugendspieler steht.
Und so nett die internationalen Auftritte von Rapid, Austria und anderen auch sind: wer nicht in Halbjahresschritten Eigenbau zu verkaufen versteht, hat versagt.
Zumindest in einer Hinsicht hat die durch den Abgang ihres zu stark nach vorne drängenden Geschäftsführers (dem jüngst auch der Marketingleiter folgte, noch so ein Alarmzeichen) plötzlich an die Dringlichkeit der anstehenden Reformen erinnerte Bundesliga an eine europäische Normalität angedockt: die Transfers-Ströme haben ihre Richtungen und auch ihre Narrative geändert.
Hat man bisher hauptsächlich aus dem Balkan importiert und nach Deutschland abgegeben und das zur natürlichen Ordnung der Dinge hochgequatscht, spielt die Diversifikation in dieser Winterpause die Hauptrolle.
Mit den Exporten Zulechner, Liendl und dem Red-Bull-Tauschobjekt Teigl ist Deutschland nur ein Ziel unter vielen - auch weil es mit Hinterseer, Zulj und den verwöhnten Austria-Spielern eben nicht geklappt hat.
HIlfreich da auch einige Transfers von Legionären: mit Ildiz und Korkmaz zog es Spieler mit türkischen Wurzeln in die Türkei, Globetrotter Linz landet im schönen Belem in der Nähe von Lissabon und Roanld Gercaliu in Cluj/Rumänien.
Dass sowohl Austro-Bosnier Topcagic als auch Austo-Slowake Tomas Simkovic aus der Bundesliga in die Super League in Kasachstan wechselten, dass der Abgang Marin Leovac' nach Kroatien nicht lippenkräuselnd kommeniert wurde und dass mit Rubin Okotie vier Legionäre in der dänischen Superligaen vertreten sind, zeigt, dass Österreichs Fußball Europa endlich als globalen Marktplatz erkannt hat. Und selbstverständliche Moves nicht mehr als Weltwunder beglotzt, sondern sogar Kasachstan als mehr als nur eine Borat-Fantasie akzeptiert.
Apropos Dänemark: Vorreiter Florian Hart ist da gar nicht mehr mitgerechnet, der kommt zurück, und zwar zu Grödig, wo man eine neue Abwehr braucht. Und das ohne die früher übliche Heimkehrer-Häme, sondern mit gewachsenem Respekt vor der internationalen Erfahrung. Auch ein bislang keineswegs selbstverständlicher Lernschritt.
Die Zahl der Neuverpflichtungen korreliert diesmal nicht so stark mit der schlechten Herbst-Performance wie sonst. Selbst der (neue) Letzte holte nur drei Neue, mehr als vier waren es nirgendwo anders. Nur bei Grödig waren es 5, aber da musste man die Wettskandal-Ruinen neu aufbauen. Und konnte die neuen Lücken in der Offensive (nach Zulechner ließ man sich auch noch unklugerweise Thomas Salomon abwerben) nicht auch noch füllen.
Dass die Austria am aufgeregtesten wirkte, hat mit der Unsicherheit ihres Coaches zu tun, dass in Salzburg ohne die Hysterie vergangener Jahre nachjustiert werden konnte, hat mit der Sicherheit der sportlichen Verantwortlichen zu tun.
Neustadt hatte nur einen Abgang, der bedeutet aber eine echte Schwächung: Christoph Martschinko wurde von seinem planlosen Trainer auf zumindest zwei verschiedenen Positionen eingesetzt und wird noch mehr fehlen, als er Grödig unter seinem planvollen Coach nutzen können wird.
Ried hat Robert Zulj verloren und wird die Prolongation der Geschichte der letzten Jahre (Rückfall im Frühjahr) nicht verhindern können. Der WAC hat seinen bislang sträflich unterschätzten Bruder Peter als Liendl-Ersatz geholt; auch etwas gewagt.
Der kam aus Hartberg in Liga 2, wo man sich recht gezielt verstärkte. Die sponsorlose sogenannte 1. Liga (die durch die neue Pro-16erLiga-Position von Rapid in ihrer Existenz massiv bedroht ist, mittelfristig... ) zeichnet sich wie immer durch Sprunghaftigkeit aus. Verfolger Austria Lustenau gab (auch zugunsten eines floatenden voralbergisch-schweizerischen Grenzverkehrs) einiges ab, Red Bull Liefering wurde wieder mit neuen Talenten vollgestopft, während Leader Altach fast nichts unternahm.
Das ist nicht nur aus einer Position des Stärkeren heraus oft die beste Idee; auch Sturm Graz hat das Bestmögliche getan: nichts. Der gefühlt vierte Neuanfang innerhalb weniger Monate wird auch mit demselben Personal anstrengend genug werden.
Apropos Sturm: der vielleicht interessanteste Transfer dieser Übertritts-Periode betrifft einen Ex-Grazer, fand aber total jenseits jeglichen medialen Radars statt. Supertalent Daniel Geissler, 19, zuletzt mit ein paar Einsätzen bei Heerenveen in den Niederlanden belohnt, wurde von Schalke 04 erst einmal für die zweite Mannschaft erworben.
Der für das ÖFB-Teanm bedeutendste Transfer führte Mika Gsprurning aus Seattle, USA nach Saloniki, Griechenland. Beim in der Euro-League überwinternden Spitzenclub ist der Steirer nun der klar höchstgerankte österreichische Tormann. Sofern er bei PAOK stammspielt, wird sich Robert Almer beim Letzten der deutschen 2. Liga schwer und schwerer tun.
Und auch das sollte ein Stück Normalität sein: dass der Bessere auch den Trauzeugen des Kapitäns ablösen kann.