Erstellt am: 23. 1. 2014 - 11:36 Uhr
Blood Red Shoes mit neuem Album
pias/coop
Laura-Mary Carter und Steven Ansell fielen fast die Finger ab, so kalt war es einmal im Jänner auf der Open Air Bühne in der Arena in Wien. Wenn ich mich recht erinnere, hatten beide zwar alte Wollhandschuhe mit, mit halben Fingern, aber die waren zum Gitarre- bzw Schlagzeug-Spielen dann doch etwas zu unpraktisch. Diesmal, indoors in der Ottakringer Brauerei, wird es also bestimmt keine möglichen Kälteschäden am sympathischen Musik-Pärchen aus England geben.
This Perfect Mess We're In
Seit fast einem Jahrzehnt spielen Laura-Mary Carter - Gesang und Gitarre - und Steven Ansell - Gesang und Drums - nun schon zusammen. Die beiden haben eine bewunderswerte "bloody-mindedness", wie man im Englischen sagen würde - eine gewisse Sturheit. Die Blood Red Shoes spielen ohne Ende, unterschreiben große Plattenverträge, gehen weg von der großen Plattenfirma, touren weiter, fahren nach Berlin und bleiben dort, um ein komplettes Album einzuspielen, ganz alleine, ohne Producer oder Tontechniker.
Blood Red Shoes spielen am 25.1.2014 beim FM4-Geburtstagsfest in der Ottakringer Brauerei in Wien.
Und in ein paar Monaten kommen sie wieder: am 4.4. nach Wien (Flex) und am 15.4. nach München (Backstage).
DIY - do it yourself - heißt das Motto der beiden aus Brighton, eine Art perfect mess, der jetzt in die neue Single "The Perfect Mess" mündete. Bloß zum finalen Abmischen der Songs durfte dann doch jemand anderer Hand anlegen: John Agnello, ein US-Studiomeister, der mit den Legenden Dinosaur Jr, Screeming Trees oder Sonic Youth im Studio war, aber auch mit jüngeren Bands wie den Thermals oder sogar mit der 1980er-Pop-Ikone Cyndi Lauper.
Steven Ansell: "For this album we packed up all our stuff, got in a van and drove to Berlin, where we lived for months in a rented studio space. (...) Just us two in a big concrete room in Kreuzberg, jamming and recording our songs whenever we wanted, how we wanted with nobody to answer to except ourselves."
So selbstbewusst wie nie zuvor klingen die Blood Red Shoes jetzt mit dem neuen Album, das Ende Februar erscheint, einfach "Blood Red Shoes" heißt und auf dem sich Songs mit Titeln wie "Tightwire", "Don´t Get Caught" oder "Speech Coma" finden. Mit einem furiosen Instrumental namens "Welcome Home" stürmen die beiden los, gefolgt von "Everything All At Once", "Animal" und "Grey Smoke". Letzteres Stück ist ein bluesiges Monster, auf dem Laura-Mary singt: "rises and elevates me up". Dann ist Steven dran, bei "Far Away" - von "Pictures torn down" ist die Rede im Text dieses subtil sehnsuchtsvollen Songs: "I just wanna be anywhere but here, far away, out of sight."
"Far Away" hat insgesamt vielleicht die meiste Ähnlichkeit mit dem letzten Blood-Red-Shoes Album, ansonsten ist es back to basics mit "Blood Red Shoes" für Laura-Mary und Steven nach dem letzten Longplayer, dem recht erwachsenen und von Mike Crossey (Arctic Monkeys, Foals etc) gediegen produzierten "In Time To Voices", auch wenn ein atmosphärischer Song wie "Stranger" eigentlich gar nicht typisch nach Blood Red Shoes klingt.
Laura-Mary Carter: "Everything was so perfect on 'In Time To Voices', but we realised that the imperfections are what makes our band - that´s what people like about us."
Es war also Zeit für Carter/Ansell, jetzt mit dem vierten Album ihre ursprüngliche Leidenschaft im Kern wieder zu entdecken.
Steven Ansell: "You know, like what it felt like when you´re a kid in art class and the teacher goes out and you just throw the paint around? That´s the feeling of freedom that I can hear in the record. It´s really sloppy, and I love that about it."
Die Blood Red Shoes, die in Brighton und London zuhause sind, waren nie wirklich Britpop-affin, sondern orientierten sich von Anfang an am grungigen US-Sound der 1990er Jahre. Die brutalen Ohrwurmriffs von Courtney-Love-Fan Laura-Mary Carter beeindruckten rasch, ebenso das deliriöse Schlagzeuspiel von Steven Ansell. Wenn die Blood Red Shoes so richtig gut waren, dann kamen sie fast an die Yeah Yeah Yeahs heran, etwa mit dem Song "Heartsink" vom 2010er Album "Fire Like This", und wenn die Welt gerecht wäre, dann hätten die oft gern ein wenig als Bubblegum-Grunger kleingeredeten Blood Red Shoes mindestens den Status eines coolen Duos wie The Kills. Aber macht ja nichts, eine Welttournee ist ihnen mit dem neuen Album auch so ohnehin wieder fix.
Radio FM4
PAAARTY!!! - Das FM4 Geburtstagsfest
Samstag, den 25. Jänner 2014 in der Ottakringer Brauerei in Wien. Mit The Notwist, Hidden Cameras, S O H N, Ja, Panik uvm.
Einen genauen Ablaufplan, wer, wann und wo zu sehen sein wird findest du hier.
Alle Infos zum FM4 Geburtstagsfest unter fm4.orf.at/geburtstagsfest2014.