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Susi Ondrušová

Preview / Review

19. 1. 2014 - 15:19

Things I learned this weekend...

Sachen gibt´s. Das Eurosonic Festival zum Beispiel.

My First Eurosonic
Zwischen programmiertem Overkill und Sich-überraschen-Lassen: Stefan Trischlers erste zwei Tage beim Eurosonic Festival in Groningen aus Neulings-Sicht.

Genauso wie die Nachrichten, die man über Twitter konsumiert, ist auch die Wahrnehmung von den High- und Lowlights auf einem Festival eine subjektive. Abhängig von den Menschentrauben bei denen man seine Umfragen startet. Laut meinen Umfragen zählt koenigleopold zu den Highlights des Eurosonic Festivals. Jemanden, dem der Auftritt von Sam Smith, der Nr. 1 des BBC-Sounds-Of-2014 gefallen hat, habe ich dafür vergeblich gesucht.

Patrick Muennich

Auch das ist ein Erlebnis auf Festivals: ein ständiges Austauschen und Abgleichen der Meinungen und Erfahrungen. Je später der Abend oder je früher der Morgen desto vereinfachter die Zusammenfassungen, wie: "Geiler Auftritt" oder "Vielversprechend!" oder "Mehr davon". In mehreren Sprachen hört man das. Das Eurosonic-Festival ist ein internationaler Schauplatz, an dem sich Musikarbeiter_innen treffen: Agenten der Booking, Promo und Plattenindustrie. Und die Beobachter: nämlich Musikjournalisten, die nach Zugängen und Stories suchen.

Patrick Muennich

Fuckhead

So wie Stefan Trischler und ich, die wir uns die letzten Tage in Groningen aufgehalten haben, um zu beobachten, wie die 18 heimische Bands, die sich im Rahmen des Österreich-Schwerpunkts auf dem Eurosonic Festival präsentiert haben, ankommen. Beklatscht oder bestaunt werden.

Fazit dieses Showcase-Festivals könnte sein: Der österreichischen Musikszene geht es gut. Zwischen einem Orchester, das statt Instrumenten auf Gemüse setzt, und Fuckhead, die auf Aktionismus und Konzerte als Ganzkörpererfahrung setzen, gibt es noch mehr musikalische Vielfalt. So einfach ist das, wenn man nächstes Wochenende 18 neue, für die österreichische Musikszene stellvertretende Bands hinschicken müsste, die nicht Russkaja oder Attwenger oder Ja, Panik heißen, man würde ein genauso spannendes Programm präsentieren können. Das haben wir schon immer gewusst, ungefragt. Letztes Wochenende sind wir also gefragt worden. Der Stefan vom WDR, ich u.a. von einem Herren am Checkin-Schalter in Schiphol, der auch gerne gekommen wäre.

Attwenger

Patrick Muennich

Verglichen mit dem Zeitalter der Erdgeschichte, verglichen mit dem "Paläozen, Delay-ozen Equalizer-ozen" ist 25 Jahre Attwenger-Dasein nichts. Die Perspektive macht die Newcomer-Definition aus, meint Markus Binder im Interview. Erfolg heißt für ihn Zufriedenheit. Und mehr Gigs in Südamerika und Asien, dort fühlen sich Attwenger wohl. Die Sex Jams wollen im Vergleich dazu nach Amerika. Wer auch nur zehn Sekunden eines Sex Jams Songs gehört hat, kann sich das "Seattle"-Ortsschild dem die Band entgegendüsen möchte, schon ausmalen.

Eine Tour in Südamerika kann Matthias Frey aka Sweet Sweet Moon schon von seiner ToDo-Liste streichen. Wenn auch natürlich ein Wiederkommen Sinn machen wird. Im Rahmen vom Festival hat das Video-Kollektiv "They Shoot Music" die Doku "Fuck The Atlantic Ocean" präsentiert. Anlässlich der steigenden Youtube-Clicks (über 600.000) einer Sweet Sweet Moon-Acoustic Session hat sich das Musikerduo in die Länder aufgemacht, aus denen die meisten Clicks kommen: Argentinien und Chile. Herausgekommen ist ein schöner Road-Movie über zwei Musiker, die an ihnen unbekannten Orten vor einem neuen Publikum spielen: teils spontan, teils organisiert, lebt der Film von seinen ruhigen, ungeskripteten Bildern und Sequenzen. Und vom Fantum, den Sweet Sweet Moon auf ihren Reisen erleben.

Patrick Muennich

Sweet Sweet Moon

In Zeiten, wo Videos die traditionelle "Single" ersetzen können, in Zeiten, wo Youtube-Clicks für das Ranking der Billboard-Charts mitberechnet werden, also einfach in Zeiten, wo Videos Popularität einer Band nicht nur ankurbeln sondern auch Tonträger oder den Durst danach ersetzen können, ist der Doku-Film von Sweet Sweet Moon ein unbezahlbares Dokument. Matthias hat versprochen das Sweet Sweet Moon Debüt-Album soll trotzdem noch heuer kommen. Wir werden sehen!

Patrick Muennich

Gudrun Von Laxenburg

Das mit dem Video und dem viral haben jedenfalls auch Gudrun Von Laxenburg verstanden und für ihren Eurosonic-Auftritt ein kurzes Video zusammengestellt, das ihren Auftritt in Groningen bewirbt. Am Showtag selber sind sie am Nachmittag kostümiert und mit Instrumenten bewaffnet durch die Stadt gezogen. Ein vollgepacktes Venue war die Folge. Techno mag man.

Patrick Muennich

Auch Klangkarussell mag man. Am Eurosonic Festival sind sie das erste Mal mit ihrer neuen Band/Liveshow aufgetreten. Live-Schlagzeug, Bass, Decks und ein stimmiges Lichtkonzept. Die Schlange war genauso lang, wie später beim Auftritt von Russkaja. Kein Wunder, Klangkarussell haben schließlich in Holland einen Nummer-Eins-Hit gehabt.

Patrick Muennich

Manu Delago

Das Treiben auf und vor der Bühne hab ich vom Türrahmen der Venue aus beobachtet (war ca. so gross wie die große Halle in der Arena) und wie das so ist, bei Konzerten, ist der Türrahmen immer wie die Kreuzung einer chaotischen Ameisenstraße. Im Gegensatz zu Ameisen haben alle Menschen, die sich in die Halle durchgedrängt haben, geklatscht und sind gehüpft vor Freude. Wie gesagt, die Schlange in die Venue war lang. Auch die Schlange ins Grand Theatre wo Manu Delago Handmade aufgetreten ist. Standing Ovations hat der Hang-Musiker bekommen für seinen Auftritt, das hab ich auf Facebook nachgelesen, denn ich bin nicht reingekommen. Das gute an der Theater-Venue ist: Sie ist die schönste vom ganzen Festival und lange Schlangen sind keine Seltenheit: Besucher_innen die nicht das erste Mal hier sind, checken zu allererst die Bands aus die im Theater spielen - das rechtzeitig Anstellen muss geplant und vorbereitet werden, damit man weiß was man genau verpasst oder wo man einen Gig früher verlässt um rechtzeitig in die nächste Venue zu kommen.

sex jams

Patrick Muennich

Sex Jams

Sex Jams schreiben für uns auch ein Tourtagebuch!

Dann gibt es da noch das Vera, in diesem Schuppen hat jede wichtige Band der Rockgeschichte gespielt (Nirvana zum Beispiel), so auch Sex Jams und Ja, Panik. Es ist immer riskant eine Band für das Eurosonic Festival zu nominieren, die mehrheitlich deutsch singt. Ein Festival bei dem österreichische Musik im Vordergrund steht, Ja, Panik nicht einzuladen ist hingegen dumm. Auch sie sind Teil des Aushängeschildes. Ein cleveres und gut gekleidetes, ein gut klingendes und ein umwerfendes. Nun war der Laden natürlich voll, hat sich aber im Laufe des Gigs halbiert. Gig-Fluktuation ist normal bei einem Festival wo Bands parallel gegeneinander anspielen und ihr Set auf 45 Minuten reduzieren.

Ja Panik

Patrick Muennich

Ja, Panik

Mit Spex und Musikexpress-Cover sind Ja, Panik auch keine unbekannte Band mehr im deutschsprachigen Raum, die kommende Tour steht schon. Ja, Panik entkommt man heuer eh nicht. Die Band hatte also Zeit, ihr Konzertdebüt mit den beiden neuen Mitgliedern Jonas (guit) und Laura (keys) relativ entspannt auf ungefährlichem Terrain zu absolvieren. Wenn ich als Fazit dieser Premiere sage, es hat geklungen "als ob sie schon immer zusammengespielt hätten" soll das natürlich nicht die Leistung von den Ex-Mitgliedern Christian und Thomas schmälern. Aber im Leben eines Zuhörers gibt es Band-Nervositäten, die man als unbegründet ansieht, aber werten darf man es eh nicht. Vor allem nicht jemand, der nach dem "try - fail - try again - fail better" Prinzip lebt und so seine eigenen Leistungsdämonen auslacht.

Ausgelacht hab ich übrigens auch die Wild Beasts, nein, das klingt gemein, aber einen geschmunzelten Laut hab ich von mir gegeben und das war alles liebevoll und gut gemeint. Die britische Band hat hier am Festival ihr viertes Album "Present Tense" vorgestellt und im Interview hab ich sie gefragt, was sie denn über die österreichische Musikszene wissen und kennen. Tom hat in etwa so geantwortet: "Ja eh voll Klischee, leider halt nur das übliche: Fennesz". Das war die beste Antwort auf alles. Ich hab nur gemeint, es gibt schlimmere F-Wörter als Fennesz.

ondrusova

Das ist nur ein Symbolfoto für alle Eurosonic-Hungrigen: Mehr zum Eurosonic Festival gibt es am 20.1. im FM4 Soundpark und FM4 Homebase. Und auch bei den Kollegen von ORF.at