Erstellt am: 17. 1. 2014 - 18:17 Uhr
My First Eurosonic
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Als nicht ganz so routinierter Festivalreisender braucht man etwas Zeit, um sich mit Orten und Umständen jeder neuen Situation vertraut zu machen - vulgo "einzugrooven". Dem ordnete sich demnach auch der Anfang meines Mittwoch-Abends unter: Die belgische Rapperin Coely spielte zu früh (man muss ja auch essen!), der slowenische Produzent/MC N'toko für die Uhrzeit etwas zu brachial und bei Sam Smith spiegelte sich der momentane Wirbel um seine Person auch in einer schwierig zu überwindenden Schlange vor der Venue wider.
So kam es ungeplanterweise dazu, dass Femme en Fourrure die erste Band war, der ich länger als ein-zwei Songs lauschte. Im Programmheft als "finnisches Electro-House Duo" angekündigt (das hätte mich vermutlich nicht so gelockt), boten da drei Menschen verwunschene und gleichzeitig tiefergelegte elektronische Popmusik dar - ohne Anflug jeglicher Emotion, aber durchaus interessant.
Nach einem kurzen Abstecher zu den zwei lokalen Rappern Mongoose und Mulu stand dann mit T-Shit die erste österreichische Band auf meiner Agenda. Das funky Shoegaze Improv-Projekt von Bernhard Hammer (Elektro Guzzi), Sixtus Preiss und Bernd Klug verstörte mit krachigen Sounds und viel Dub-Delay das Durchzugs-Publikum, wer aber blieb, wurde regelrecht hypnotisiert.
Patrick Münnich
Ein etwas anderes Bild bot die Band am nächsten Tag zu ähnlicher Zeit, als sie den gutgefüllten Jazzclub De Spieghel mit für Laien nicht ganz nachvollziehbaren Synkopen und Grooves ordentlich in Bewegung brachte. So oder so definitiv ein Fall für die to watch-Liste der nächsten Monate!
Patrick Münnich
Begonnen hatte der Abend mit einem Konzert des Gemüseorchesters, das auch über das Überraschungsmoment (alle Instrumente werden vor dem Gig aus frischen Karotten, Kürbissen und Radis gefertigt) hinaus absolut zu überzeugen wusste. Der Faktor X sorgte dann dafür, dass ich plötzlich in einem ehrwürdigen Theatersaal stand und wie hunderte andere Leute gebannt dem etwas nervösen Klavierspiel und der mitreißenden Stimme eines gewissen Benjamin Clementine lauschte - eine Zufallsentdeckung, wie sie hier natürlich besonders leicht passieren kann.
Dass Koenigleopold bei Liveshows keine Gefangenen nehmen, war ja schon bekannt. Aber dieser Eurosonic-Gig hat ihnen sicher einige neue Fans beschert: Da wurden 500 Euro-Scheine verschenkt, Rotwein und Schlager zusammengegurgelt und eine übersetzte Version des Kohlhauser konnte beweisen, dass sich das steirische Idiom und die holländische Sprache näher sind als bisland angenommen. Von den unpackbar funky Grooves dahinter und dem sehr gelungenen Gast-Rapvers von MC Rhine im Pikachu-Kostüm gar nicht zu reden...
Patrick Münnich
Letzte Station des Donnerstags sollte dann der Gig von Cid Rim werden. Davor bekam ich aber auch noch den finnischen Producer Desto zu Ohren und Augen, der gute Produktionen an der Schnittstelle von Tr*p, Juke und Jungle zum Besten gab und bei mir mit dem Einsatz einer Theremin-Antenne Sympathiepunkte noch und nöcher sammelte. Cid selbst spielte dann ein großartiges Set inklusive noch nie gehörter neuer Hymnen und einem der Stücke, die er und seine Homies The Clonious und Lehrl mit dem südafrikanischen Rapper Okmalumkoolkat aufgenommen haben - die Welt ist nicht bereit!
Heute wird es auch nochmal vielseitig und super: Manu Delago packt die Hang aus, die local heroes Noisia werden gemeinsam mit den Foreign Beggars ein Open-Air-Zelt abreißen und dazwischen könnte zwischen italienischem Retrosoul, deutschem House-Pop oder Linzer Aktionismus viel passieren - oder auch wenig, oder etwas ganz anderes. Das ist ja das Schöne...