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Christian Pausch

Irrsinn, Island, Ingwer.

28. 1. 2014 - 14:40

Zwischen Alltag und Politik

Das Wiener Admiralkino zeigt eine einwöchige Filmreihe zu iranischem Kino im Exil.

Kunst aus Iran behandelt immer - und das vielleicht mehr als jene aus anderen Ländern - auch die Situation im Heimatland. Das europäische Publikum erwartet sich das ja fast schon und selbst wenn die Kunst versucht unpolitisch zu sein, schwingt sie doch mit: die Politik.

Filme, die im Exil gedreht bzw. veröffentlicht wurden, haben es da noch schwerer. Fast scheint es als Verrat, wenn man das Regime nicht ankreidet und die Zuseher_innen außerhalb Irans nicht darüber aufklärt, welche Zustände herrschen. Dennoch versuchen manche Filmemacher_innen die Politik außen vor zu lassen.

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thimfilm.at

Asghar Farhadi "Le Passé"

Das Vergangene

Asghar Farhadi ist gleich mit zwei Filmen bei der iranischen Filmreihe im Admiralkino vertreten: sein Oscar-prämiertes Werk "Nader und Simin" und sein neuester Film "Le Passé". In beiden geht es um bevorstehende Trennungen, in beiden geht es nur am Rande um iranische Politik.

Die Pariser Patchworkfamilie rund um Marie-Anne, ihren neuen Freund Samir, ihren (iranischen) Bald-Ex-Ehemann Ahmad, und die drei Kinder muss lernen, dass die Vergangenheit nicht allzu leicht abzuschütteln ist. Dass Ahmad früher unter Depressionen gelitten hat und immer wieder von dem "state he was in" gesprochen wird, kann, muss aber nicht mit seinem Leben im Exil zusammenhängen. Regisseur Farhadi lässt das offen, aber die Möglichkeit besteht, zumindest im Kopf des Publikums.

sharayet

Sharayet

Maryam Keshavarz "Sharayet"

Eine Liebe in Teheran

Auch das Spielfilm-Debüt der amerikanisch-iranischen Maryam Keshavarz kommt in weiten Teilen ohne offensichtliche Regime-Kritik aus. Sie zeigt das Leben des Teheraner Mittelstands, mit Partys, Clubbings und ohne offensichtliche Sorgen. Dass es bei den beiden Hauptcharakteren unter dieser aufgesetzten Fassade aber ordentlich brodelt, wird sehr schnell klar.

Atafeh und Schirin sind ein Liebespaar - und das in einem Land, wo Hinrichtungen Homosexueller an der Tagesordnung stehen. Dass so ein selbstbestimmtes Leben auch mit Geld nicht zu verteidigen ist, müssen die beiden auf schmerzhafte Weise erfahren.

persepolis

Persepolis

Marjane Satrapi "Persepolis"

Filmreihe im Admiralkino

Iranisches Kino ohne Politik ist nicht möglich. Aber welches Kino ist das schon, welcher Bereich im Leben überhaupt? Trotzdem darf man Iran nicht auf seine Leidensgeschichte reduzieren. Das Admiralkino zeigt von Mittwoch 29.1. bis Dienstag 4.2.2014 mit neun großartigen iranischen Filmen, dass es nicht immer nur darum geht Mitleid zu erzeugen, sondern iranisches Kino im Exil viel mehr kann.