Erstellt am: 15. 1. 2014 - 11:52 Uhr
Skiers Cup in Zermatt
In einem Ranking der idyllischsten Bergdörfer der Welt wäre Zermatt in der Schweiz garantiert in den Top Ten. Auf 1650 Meter Seehöhe, eingekuschelt im kniehohen Neuschnee, umzingelt von 38 Viertausendern. Und alles bleibt dort weiß und still, weil das Dorf nur mit der Zahnradbahn erreichbar ist und es somit keine Autos gibt - nur kleine Elektrotaxis und Pferdekutschen. Der Ortskern ist ein Freiluft-Alpinmuseum - uralte Holzhäuser und ein paar (nicht allzu große) Hotelpaläste der Belle Epoque.
Heinz Reich/FM4
Heinz Reich/FM4
Erstaunlicherweise wohnen dort nicht nur Touristen, sondern auch echte Eingeborene. Es gibt Elektriker, Bodenleger, Grafiker und ein Altersheim. Aber der Mythos von Zermatt ist natürlich das alles überragende Matterhorn (4478m) - die Bergikone – in unseren Köpfen eingebrannt seit den frühen Bergsteigerfilmen oder spätestens seit wir sie genascht haben in Form von dreieckiger Schoki, die so in den Zähnen kleben bleibt.
Der Skiers Cup ruft
Seit letztem Jahr wird nun die (geschichtlich belastete) Luis Trenker-Ikonographie durch einen neuen, kosmopolitischen Wettkampf von einer zeitgemäßen, ziemlich spektakulären Berginszenierung überstrahlt: Der Skiers Cup ruft 12 der weltbesten Freeskier nach Zermatt zum Kampf ums Matterhorn.
swatchskierscup.com / Dom Daher
Was daran neu ist? Erstens ist es eine Kombination aus zwei bestehenden Contestformaten, nämlich Slopestyle- plus Big Mountain Skiing. Zweitens findet der Slopestyle-Contest nicht wie gewohnt im Park statt, sondern im Backcountry, das heißt die Kicker stehen im Tiefschnee und die Landung der Sprünge ist im Powder. Und drittens ist es ein Team-Bewerb: Team Europe gegen Team Americas (Nord+Süd). Je sechs Rider kämpfen Mann gegen Mann.
swatchskierscup.com / Jeremy Bernard
Meet the legends
Der Skiers Cup wurde von den beiden (großartige Wollmützen häkelnden) Schweden Kaj Zackrisson und Sverre Lillequist erfunden. Und auch wenn Sverre mit 42 Jahren schon zu den Veteranen zählt, hat er letztes Jahr in Zermatt für die spektakulärste Szene in der noch jungen Geschichte des Skiers Cup gesorgt: Einen gigantischen Backflip vor dem Hintergrund einer ihn verfolgenden Staublawine (Anm. für Auskenner: Sverre selbst spricht nur von "enorm viel Sluff", was für Laien aber optisch nicht von einer Lawine zu unterscheiden ist) - ein Jahrhundertshot:
swatchskierscup.com / D. Carlier
Der Stand nach den ersten drei Jahren beim Skiers Cup war 2:1 für Team Europe. Heuer war die Spannung extrem, weil Team Americas am ersten Wettkampftag den Backcountry Slopestyle Contest gewonnen hat und dann bei der Big Mountain Competition... aber hört selbst! Ich hab im Ziel gleich Fabio Studer (einziger Österreicher) abgefangen und ihm die Sprechknolle unter die Nase gehalten:
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swatchskierscup.com / Jeremy Bernard
Showdown
Den Skiers Cup 2014 hat also das Team Americas gewonnen und es steht somit im vierten Jahr 2:2. Der Entschluss, den Big Mountain-Contest abzusagen war ein sehr schwerer und ist in letzter Minute am Start gefallen.
swatchskierscup.com / Dom Daher
Die Team Captains, der Frankokanadier JP Auclair (Team Americas) und der Franzose Julien Regnier (Team Europe) haben mit den Ridern gemeinsam entschieden, dass die dünne Pulverschneeauflage und die vielen versteckten Felsen (Sharks) ein zu großes Verletzungsrisiko darstellen, weil unter Wettkampfbedingungen wohl kaum einer mit angezogener Handbremse gefahren wäre.
swatchskierscup.com / Dom Daher
Die "entspannten Showruns", die sie fürs Publikum dann gezeigt haben, waren natürlich immer noch gespickt mit fetten Front- und Backflips und 360ern über auch nicht gerade winzige Cliffs. Der Captain des Siegerteams, JP Auclair über den Contest und die Strategie seiner Teamauswahl, unmittelbar nach seinem Demo-Run im Interview für die FM4 Morning Show:
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swatchskierscup.com / Jeremy Bernard
Backstage
Willst du wissen, was die "Stars" der Szene abseits der Kameras so in Zermatt getrieben haben? Dann komm nächstes Mal einfach selbst, denn Backstage ist bei Freeski Contests eigentlich überall, weil es im Gegensatz zu Massenveranstaltungen keine Barrieren zwischen den Ridern und dir gibt. Du kannst ihnen bei der Streetparty zuprosten, beim Raclette die Gurkerl klauen und im Ziel auf die Schulter klopfen.
Heinz Reich/FM4
Local Hero Samuel Anthamatten (in Zermatt geboren und aufgewachsen) steht am Abend auf der Bühne im Vernissage, um die Premiere seines neuen Films mit Xavier de le Rue - Mission Steeps - zu präsentieren und sitzt am nächsten Tag in der Skihütte neben dir beim Essen.
Heinz Reich/FM4
Swatch Skiers Cup
Die nächste Gelegenheit, einen großen Teil der Rider vom Skiers Cup live und aus der Nähe zu erleben ist übrigens der kommende Freeride World Tour Stop in Fieberbrunn am 1. Februar. Mein Rucksack ist schon gepackt!