Erstellt am: 11. 1. 2014 - 08:35 Uhr
Verschmuggelt
Während man in Hamburg zur Zeit demonstriert, sich immer mehr politisiert und radikalisiert und die Hamburger Polizei deshalb ein ganzes Viertel zur Gefahrenzone erklärt hat, gibt es in Berlin mal wieder was zu lachen: Der Disponent eines internationalen Drogenkartells hat sich wohl bös verschmuggelt, und so sind in mehreren Berliner Aldi-Filialen 140 Kilogramm reines Kokain in Bananenkisten aus Kolumbien aufgetaucht.

Berliner Zeitung
"Koks bei Aldi", das ist natürlich ein Knaller und selbst die Boulevardpresse jubelt: "Trotz 12 Grad 140 Kilo Schnee in Berlin"
Der Discounter Aldi, mit seinen Billigmarken und den wenig ansprechenden Kartons in den Regalen steht ja nicht nur in Berlin ja für das Einkaufsverhalten der Unterschicht. Zwar versuchte man bei Aldi in den letzten Jahren auch hochwertigere Produkte anzubieten: Biozeugs, Olivenöl, halbwegs edle Rotweine und zu Weihnachten und Silvester auch Champagner. Aber dass das Luxusprodukt Kokain kistenweise bei Aldi lagert, ist doch neu und regt dieser Tage zu vielen neuen Aldiwitzen an.
Natürlich hat die Polizei den Fund längst sichergestellt und sorgt ihrerseits wieder für Gelächter, weil sie sich für die Fotografen voll mafiamäßig präsentiert: Zwei Polizisten mit schusssicheren Westen, stark definierten Oberarmen und gesichtsverdeckenden Skimützen posen neben dem Tisch mit den vielen Päckchen.
Ermittlungen haben ergeben, dass die Lieferung mit 1150 Kisten per Seecontainer nach Europa gebracht worden ist. Sie wurde von Hamburg aus auf dem Landweg zum zentralen Obst- und Gemüsemarkt Berlin transportiert. Irgendwo in dieser Kette lief wohl etwas schief, die Polizei geht von einer "fehlgeleiteten Lieferung" aus.

EPA/DANIEL NAUPOLD
In Berlin gilt Heroin als Verliererdroge, Ecstasy als Teenager-Ding und Cannabis rauchen ist eher wie Bier trinken. Lediglich Kokain hat sich einen gewissen Glamfaktor bewahrt.
Die ganze Geschichte hört sich ja wie aus einer Mafiakomödie an, aber in der Haut des schussligen Dispatchers, der wahrscheinlich vergessen hat, die Pakete zu kennzeichnen, will man doch nicht stecken. Das Kartell, das wissen wir spätestens seit "Breaking Bad", wird es nicht bei einer Abmahnung belassen. Und leider ist das ganze Geschäft ja alles andere als lustig: Verzweifelte Menschen schmuggeln Kokain in ihrem Mägen, Generäle und Regierungen geben vor, mächtige Drogen-Kartelle zerschlagen zu wollen, sind am Ende doch korrupt, Mord und Folter stehen auf der Tagesordnung und auch gänzlich Unbeteiligte und Kinder werden umgebracht. Im Strafenkatalog der kolumbianischen Mafia ist eine Schussverletzung wohl noch eine der harmloseren Strafe oder Todesursachen.
Fair Trade-Kokain aus organischem Anbau ist im Moment nicht erhältlich - und es ist fraglich, ob eine generelle Freigabe von Drogen diesen mörderischen Markt austrocknen würde. Denn selbst, wenn es möglich wäre, Kokain auf legalem Weg zu erwerben, können diese Preise ja vom Kartell unterboten werden, und was in den Anbaugebieten geschieht, ist schwer zu kontrollieren.
Der hedonistische Partykonsument, der glaubt er handle auf eigenes Risiko und eigene Verantwortung und womöglich Bio isst, bei Kaffee und Klamotten auf Fair Trade achtet, blendet gerne aus, dass auch am Glamprodukt Kokain Blut klebt.