Erstellt am: 9. 1. 2014 - 15:10 Uhr
"South Central love, that's gonna make you wonder"
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Alle Geschichten aus dem HipHop-Lesekreis auf einen Blick
Dom Kennedy wirkt so nett, normal und aufgeräumt, dass ich ihn wahrscheinlich siezen würde, wenn wir in der Bio Abteilung des Supermarkts um den letzten Spirulina Algen Drink streiten würden.
Dom Kennedy wirkt so nett, normal und aufgeräumt, dass er, wenn er Österreicher wäre, wahrscheinlich für die NEOS kandidierten würde.
Dom Kennedy wirkt so nett, normal und aufgeräumt, dass ich ihn, wäre er Freund von mir, mit Sicherheit nicht meiner Mutter vorstellen würde. Die würde dann nämlich glauben, ich verarsche sie - und das Schlimmste hinter dieser Aktion vermuten.
Dom Kennedy ist ein MC aus Leimert Park, Süd Los Angeles, einer Gegend, die er in seinen Texten auch kartographiert.
Wenn ihr jetzt glaubt, Zorn, Revolte, Gewalt und Aufruhr wären die Koordinaten der South LA Geographie von Dom, dann habt ihr weit gefehlt. Dom erzählt uns, wo er seine Turnschuhe kauft, mit den Mädels gerne Eis essen geht und welches Shopping-Center das Beste ist.
Dom meint, er wollte immer Unternehmer sein. Business Management (sein Uni-Abschluss) und wie große Firmen funktionieren, hat ihn lange mehr interessiert als die Musik. Und damit wir uns richtig verstehen: Dom Kennedy meint mit entrepreneur etwas ganz anderes als Eazy E - und er hat es geschafft, das Musikgeschäft out of the trunk, also mit großteils online verschenkten Mixtapes, zu erobern. Er hat es ohne Plattenvertrag geschafft, seine Karriere nach seinen Vorstellungen zu verwirklichen, was ihn wohlwollendes Schulterklopfen in Artikelform vom Forbes Magazin bescherte. Und er hat dafür gesorgt, dass in unseren Köpfen die Begrifflichkeiten West Coast Rap und Mittelklasse eine Synthese eingehen.
Dom Kennedy
Aber tue ich Dom Kennedy unrecht?
Klar ist nicht jeder Tag in South Central a good day, das hymnische Abfeiern der Histörchen der Nachbarschaft hat aber trotzdem seine Berechtigung, egal ob in Ottakring oder in Leimert Park. Es ist die Geschichtsschreibung, die die Menschen selbst in die Hand nehmen. Es ist das Fett auf den Rippen der Geschichte. Dank solcher vielleicht beim ersten Abchecken banal erscheinenden Songs wie South Central Love erinnert man sich, wie sich ein Sommer, eine Party, eine gut Autofahrt, ein Abhängen am Balkon angefühlt hat.
Der FM4 HipHop-Lesekreis in Form von Adia Trischler, Mahdi Rahimi, Ole Weinreich und ich über South Central Love: