Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Computerspiele coming up"

Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

8. 1. 2014 - 15:18

Computerspiele coming up

"Dark Souls II", "The Witcher 3", "Mario Kart 8" oder doch ein Geheimtipp? Eine ludische Vorschau auf 2014, ausschließlich mit persönlichen Favoriten.

Es gibt Momente im Leben des Computerspielenden, in denen man leicht verzweifelt. Wo der schnelle Lesefuchs, der ambionierte Filmeafficionado und die neugierige Serienspezialistin sich mit guter Zeiteinteilung die wichtigsten Neuerscheinungen einigermaßen gut zu Gemüte führen kann, ist das im Bereich Games für eine Einzelperson schlicht unmöglich. In den letzten Jahren hat sich die Kluft zwischen theoretisch und praktisch Spielbarem immer mehr erhöht. Den Überblick über aktuelle Titel zu behalten ist eine Sache. Was man tatsächlich spielt, eine andere. Eine gezielte Auswahl zu treffen ist unvermeidlich. Der Versuch, alles in die eigene, aktive Spielliste hineinpacken zu wollen, zum Scheitern verurteilt. Manche glauben, der Markt würde bald mal wieder zusammenbrechen (das letzte Mal ist immerhin schon über 30 Jahre her). Vermutlich wird es aber einfach so sein, wie in den meisten Medien: Die Vielfalt wird größer, die Bereiche werden verästelter.

Eine lange Liste mit den wichtigsten kommenden Computer- und Videospielen 2014, die verstecktesten Geheimtipps, die größen Industrie-Projekte und die lautesten Kickstarter-Kampagnen zu schreiben ist möglich, wird aber an so vielen Stellen gemacht und wiederholt, dass man das nicht nochmal machen muss. Stattdessen gibt es an dieser Stelle eine gänzlich persönliche Liste an Titeln, auf die ich mich in den kommenden Monate freue. Denn am schönsten ist es doch, wenn man jene Spiele findet, an denen man so viel Freude hat und die ein so hohes Maß an Begeisterung in einem wecken, dass man die anderen Titel gar nicht mehr so interessant findet.

"Hearthstone: Heroes of Warcraft" [PC, iPad]

Das Wichtigste zuerst: Blizzard Entertainment, der ewige Premium-Spieleentwickler, hat also jetzt dieses Kartenspiel gemacht. Ich spiele schon so lange und intensiv die Beta-Version, dass ich das Gefühl habe, das Spiel wäre seit Jahren am Markt. Alle tun auch so: Es gibt jede Menge Videos dazu, spezialisierte Podcasts und E-Sport-Turniere. Dass "Hearthstone" schon in der Beta eine derart starke Aufmerksamkeit zukommt, kann dem Hersteller natürlich nur recht sein. Lässt man sich auf "Hearthstone" ein (die Schwelle ist verblüffend niedrig), taucht man in eine intensive und wider Erwarten komplexe "Schere, Stein, Papier"-Welt ein, die - wie immer bei Blizzard - durch eine allzu verlockende, hohe visuelle und spielerische Produktionsqualität erstrahlt. Auch gut: Während der Gegner seinen Zug macht, kann man kurz die Zeitung durchblättern oder sich etwas aus dem Kühlschrank holen.

"The Last Guardian" [PS4, oder PS3?]

Ein paar Jahre noch, dann ist es das sagenumwobenste und am meisten verschobene Spiel seit "Duke Nukem Forever". "The Last Guardian" vom mysteriösen japanischen Gamedesigner Fumito Ueda ("ICO", "Shadow of the Colossus") soll uns ein weiteres Mal in antike Ruinen, eine untergegangene und sagenumwobene Welt versetzen, in der ein kleiner Bub seinen Weg nach Draußen finden muss. Helfen tut dabei ein erhabenenes, archaisches Wesen, eine Mischung aus liebenswerter Riesenhyäne und kolossalem Vogel - der Last Guardian. Ob das Spiel in diesem Jahr tatsächlich erscheinen wird, ist fraglich, eingestellt ist das Projekt bislang aber angeblich noch nicht - was ein gutes Zeichen ist. Fumito Ueda dürfte kein Einfacher sein, "The Last Guardian" einzudampfen wäre seitens Sony allerdings auch ein ziemlicher Schuss ins PR-Knie.

"Plants vs. Zombies: Garden Warfare" [Windows, Xbox 360, Xbox One]

Stimmt schon, es mag ein großes Gimmick sein, einen First Person Shooter in der bunten Pflanzenwelt von "Plants vs. Zombies" anzusiedeln. Strategisch ist es nicht unklug, hat die Spieleserie durch den lange herbeigesehnten - und meist positiv rezensierten - Nachfolger im Vorjahr ja wieder einigen Aufwind bekommen. Eine angenehme Abwechslung zum ewigen Kriegs- und Sci-Fi-Shooter-Einerlei dürfte es wohl werden, und abgesehen davon hat "Team Fortress 2" ja schon vor Jahren vorgemacht, dass Comic und Klamauk tiefem Shooter-Gameplay nicht im Weg stehen.

"Rollers of the Realm" [Windows, ev. Mac, Linux]

Als großer Freund der Silberkugel bin ich der Idee eines narrativen Flipperspiels mehr als zugetan. "Rollers of the Realm" hat als Indiespiel mit einem Nischenthema im Vorfeld bemerkenswert viel Staub aufgewirbelt und erscheint - nach einer erfolgreichen "Greenlight"-Kampagne - demnächst auf Steam. Die größte Frage ist, wie sich das Gameplay tatsächlich mit den Rollenspielelementen verbinden wird. Der große Vorteil an virtuellen Flippern ist ja die Möglichkeit, physische Grenzen zu sprengen. Das klingt naheliegend, doch der - nachvollziehbare - Wunsch, das Flippererlebnis möglichst naturgetreu auf Computer zu übertragen, lässt oft vergessen, wie vielfältig man hier das Erlebnis erweitern kann. "Rollers of the Realm" dürfte viel und gut davon Gebrauch machen - wie gut, wird hoffentlich in den kommenden Woche erprobbar sein.

"Everybody's Gone To The Rapture" [PS4]

Der inoffizielle Nachfolger der großartigen interaktiven Erzählung "Dear Esther" des Game-Akademikers Dan Pinchbeck und Team wird leider nicht für PC, sondern erst mal exklusiv für die PS4 erscheinen. "Everybody's Gone To The Rapture" spielt nach der Apokalypse und dürfte wieder viele ambivalente Stellen und Situationen sowie dazugehörige Fragen und Mysterien hervorbringen. Vom Aussehen her wird es wohl nicht viel zu kritisieren geben - die Zusammenarbeit mit Sony macht es wohl möglich, dass man hier aus dem entwicklungstechnischen Vollen schöpfen kann. Verständlich, dass sich Pinchbeck auf ein Geschäft mit dem Großkonzern einlässt, wenn dafür sein Spiel anschließend in voller Pracht erstrahlt.

"The Witness" [PS4]

Noch so ein "Indie-Ausverkauf", der sich aber bei PlayStation wohl zu fühlen scheint. Jonathan Blow, Prototyp des unabhängigen Spieleentwicklers, der wegen seines nachhaltigen Erfolgs (vor allem "Braid", 2008) und hohen Bekanntheitsgrads mittlerweile zum Indie-Establishment gezählt wird, bringt endlich ein neues Spiel heraus. Ärgerlich, meinen manche, dass immer so lange an einem Titel herumgedoktort wird, wo doch Blow als experimenteller Gamedesigner viel schneller und viel kreativer sein könnte, wenn er sich nicht immer auf das zeitraubende Polishing, also das technische Perfektionieren von Spielen, konzentrieren würde. "The Witness" wird trotzdem oder vielleicht gerade deshalb super werden: Wir durchstreifen eine mysteriöse Insel voller ausgefuchster Rätsel. Details dazu gibt es noch keine, aber wer "Braid" in ganzer Länge genossen hat, weiß, dass man Blow in dieser Sache vertrauen kann. Bald kann sich jede/r davon überzeugen, "The Witness" erscheint in den nächsten Wochen.

"Trials Fusion" [Windows, PS4, Xbox 360, Xbox One] / "Trials Frontier" [iOS, ev. Android]

Anfang März wird es soweit sein, dann wird "1000 Heroz", eines meiner All-Time-Lieblingsspiele, den Tag 1000 erreichen und damit in Pension gehen. Die große Lücke, die das dann verlorene, tägliche, kleine Ritual entstehen lassen wird, könnte durchaus mit den neuen "Trials"-Spielen (vom selben Hersteller Red Lynx) geschlossen werden. Erstmals erscheinen 2014 neue Teile der beliebten Trickbike-Serie quasi zeitgleich sowohl für die "großen" Konsolen als auch für mobile Geräte. Wer "Trials" schon mal gespielt hat, weiß über den hohen Tiefgang und die beeindruckende Präzision bescheid, die dieses vermeintliche Motorrad-Rennspiel für zwischendurch auf Lager hat. "Trials" wird dabei aber nie fummelig oder unzugänglich, und als Multiplayer-Spaß ist es sowieso immer geeignet. Ich hoffe nur, dass das abtörnende Rocker-Bro-Gehabe in Grafik und Musik in den neuen Teilen abgeschwächt wird.

Du willst mehr Listen kommender Spiele? Diese hier sind empfehlenswert: Eurogamers "Most Anticipated", Indie Statiks unfassbare "Top 100 Indie Games of 2014"-Liste und ein bisschen Triple-A-Freuden drüben bei der GameStar.

"Secrets of Raetikon" [Windows, Mac, Linux]

Es ist schon da! Das wunderschöne Alpen-Explorations- und Puzzlespiel des Wiener Indie-Entwicklerstudios Broken Rules - der Nachfolger des leider zu schnell untergegangenen "Chasing Aurora" - hat seinen Weg auf Steam gefunden und ist dort bereits als Early-Access-Version erhältlich. Der offizielle Release wird in wenigen Wochen folgen. Der großen Leidenschaft des kleinen Studios ist es zu wünschen, dass "Secrets of Raetikon" besser auf sich aufmerksam machen kann als sein inoffizieller Vorgänger. Die Weichen dafür sind gestellt und das bisherige Feedback ist durchgehend positiv.

Und selbst so?

Worauf freust du dich im Spielejahr 2014 und warum? Vielleicht ist ja sogar schon an einer Stelle eine Vorbestellung und an anderer Stelle ein Begeisterungs-Blogpost abgegeben worden. Teilt eure Vorfreuden hier im Forum - the more, the merrier!