Erstellt am: 8. 1. 2014 - 14:30 Uhr
Keine Angst um eure Jobs!
Ich habe neulich den folgenden Witz gehört: Zwei bulgarische Bettler in Westeuropa sprechen miteinander. "Ich kann nicht verstehen, warum du immer so viel Geld verdienst, während ich immer leer ausgehe", sagt der Erste. Auf seinem Schild steht: 'Ich bin krank, arbeitslos, Vater von zwei Kindern. Biite helfen Sie!' - "Da ist dein Fehler", sagt der erfolgreiche andere, "ich bettle immer mit 'Ich brauche nur 10 Euro für ein Rückticket nach Bulgarien'".
Seit 1. Jänner wurden die Beschränkungen auf dem Arbeitsmarkt für bulgarische und rumänische Staatsbürger im "alten Europa" aufgehoben. Und sofort fing man an, über die Horden von Bulgaren und Rumänen zu sprechen, die sich jetzt auf den Weg machen würden, um Sozialleistungen zu beanspruchen. Der Ton wurde zuerst vom britischen Premier David Cameron vorgegeben. Alle möglichen rechten und populistischen Parteien fingen sofort an mitzusingen.
Ich lebe seit sieben Jahren in Österreich. Ich folge allen Regeln. Ich habe alle möglichen Anmeldungen, Beglaubigungen und Erlaubnisse. Ich bin hier völlig legal. Über die meisten Arbeitgeber, die mich bisher angeheuert haben, kann man das nicht sagen. Ich wurde in diesen sieben Jahren mehrmals dazu genötigt, zu den schrecklichsten Arbeitsbedingungen zu arbeiten, da ich überhaupt keine Rechte besaß. Ich vermute, dass im Konzert gegen Bulgaren und Rumänen genau diese Arbeitgeber die erste Geige spielen, die bisher gerne den Menschen aus diesen beiden Ländern die Arme verdreht haben.
Wo sie bisher Menschen ohne Versicherung und mit einem Lohn unter der normalen Grenze beschäftigt haben, wird das ab jetzt unmöglich sein. Der österreichische Staat wird nicht nur nichts verlieren durch die neue Regelung, er wird viel verdienen durch neue Steuerzahler, die ihm bisher verwehrt geblieben sind. Außerdem werden einige der neuen Arbeiter wohl auch irgendwann selbst zu Arbeitgebern werden, Arbeitsplätze schaffen und die österreichische Wirtschaft fördern. Der einzige Verlierer ist der graue Sektor, also die Schwarzarbeit.
Ich wurde zu diesem Thema auch kurz per Skype von der ZiB interviewt und habe versucht die Zuschauer zu beruhigen: Jeder, der über die Grenze gehen wollte, um im „alten Europa“ zu arbeiten, hat es bereits getan. Warum haben dann die Menschen Angst?
Die Diskussion erinnert mich ein bisschen an die Diskussion über den freien Zugang zu Schusswaffen in den USA. Ist das nicht gefährlich für die gewöhnlichen Menschen? Ein Sheriff hat es einmal so erklärt: „Falls sie ein gewöhnlicher Bürger sind, werden sie sich entweder keine Waffe kaufen wollen, oder sie werden sie nie ohne Grund verwenden. Und alle, die sich eine Waffe aus kriminellen Gründe kaufen wollten, haben es sowieso bereits getan.“
Deshalb schlaft ruhig! Falls ihr euch eine Waffe gekauft habt. Der letzte Satz ist ein Scherz.