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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

11. 1. 2014 - 16:36

Monsterherzen und HipHop-Beats

Zwischen Electro-Chip- und 1980er-Synthie-Music. Zwischen Tod und Märchenwelt. Neue Musikvideos aus Österreich von Monsterheart, Kompact, Alien Hand Syndrome und Hubert Mauracher.

Mehr österreichische Musik in der FM4 Soundparknacht, diese Woche mit Andreas Gstettner-Brugger.

Es kann eine "tote Zeit" sein. So zwischen den Jahren. Das Alte ist gerade einmal vorbei, das Neue ist noch nicht mal zwei Wochen alt. In diesem seltsamen Vakuum kann man schon mal den Gedanken nachhängen. Über den Tod, über Computerspiele, über das, was uns überrascht und verwirrt oder auch über die in uns schlummernden Träume.

Hier ist Kopfkino-Programm für diese Themen, inklusive musikalischem Soundtrack, ganz "hausgemacht" aus Österreich.

Monsterheart - "Oh Death"

Unheimlich. Das ist das Wort, das mit zu dem neuen Video "Oh Death" von Monsterheart sofort einfällt. Es ist wohl einer der reduziertesten Produktionen der letzten Zeit, die zugleich einen tiefen Eindruck hinterlässt. Das Gefühl, dass hier etwas nicht ganz stimmt, lässt eine Unruhe unter der Oberfläche entstehen. Eine Spannung, dass gleich etwas schlimmes passiert. Oh Death, eben.

Auch musikalisch macht es uns Anna Attar alias Monsterheart nicht leicht. Uns bleibt nicht viel mehr als die geisterhafte Stimme, die aus dem Jenseits zu kommen scheint, und sanfte Beats sowie eine minimalistische Synthiemelodie, an der wir uns festhalten können. Die Spannung des Videos ist auch auf diese filigrane Instrumentierung und die rudimentäre Produktion zurückzuführen. Ein stimmiges Ganzes, dass einen nicht so leicht los lässt.

Kompact - "KSO10 (Trees) feat. Shamon Cassette"

Was passiert, wenn man einem Rapper und HipHopper einen Nintendo DS in die Hand drückt? Na, dann wird er vermutlich versuchen, mit dem Ding einen fetten Track zu produzieren. So ist es zumindest bei Matthias Kassmannhuber alias DJ Kompact. Gemeinsam mit Shamon Cassette ist eine "Kifferhymne" namens "KSO10 (trees)" entstanden. Der Vorbote für das im Frühjahr erscheinende Album von DJ Kompact.

Da die Nummer ausschließlich mit Sounds eines Nintendo DS produziert worden ist lag der Schluss nahe, ein imaginäres Musik-Videospiel zu kreieren. Das Resultat ist ein wirklich witziges und originelles 8-Bit-Filmchen, das uns hoffentlich bald mit einer Fortsetzung auf das nächste Level beamt.

Alien Hand Syndrome - "Slumber"

Hasen sind eine gern verwendete Spezies in der Popkultur. Ist da bei Matrix nicht irgend etwas mit "Folge dem weißen Kaninchen"? Oder Alice Im Wunderland hat doch auch einen Hasen an ihrer Seite, nicht? Außerdem muss ich da sofort an James Steward denken, und seinen imaginären Freund Harvey. Auch Clemens Engert alias Alien Hand Syndrome bedienst sich dem weißen Nagetier in seinem neuen Video "Slumber".

Das Video ist ein Zusammenschnitt des "Alice in Wonderland"-Stummfilms von Cecil Hepworth und Percy Stow aus dem Jahr 1903. Es passt perfekt zu der getragenen, emotionalen Nummer und gibt ihr einen recht zeitlosen touch. "Slumber" ist dabei auch gleichzeitig aktuelle Album. Und wenn diese neue Single ein Vorbote auf das kommende Jahr ist, dann wird Alien Hand Syndrome einer der bemerkensertesten Acts 2014.

Hubert Mauracher - "Mind-Boggling"

Auch 2014 wird auf die 1980er gesetzt. Zumindest im Hause Mauracher. Naja, das ist natürlich sehr vereinfacht ausgedrückt. Trotzdem hat das kommende fünfte Studioalbum "Let's communicate" einen Hang zur Synthie-Extase. Zumindest, wenn man der ersten Single "Mind-Boggling" glauben darf. Denn zusammen mit der Stimme von Sonja Sawoff wird hier im guten produzententechnischen Sinne richtig geklotzt. Breite Soundwände, druckvolle Beats, ein Breitbandantibiotikum gegen lahme Tanzfüße und Partymelancholie.

Auch das Video hat eine Ästhetik, die mich an eine Zeit vor dreißig Jahren erinnert, als Graffitis was Neues und Cooles waren, grelle Farben ein Muss in der Mode darstellten und wenn ein Duo seine Musik vorgestellt hat, der Hauptinhalt einer visuellen Präsentation natürlich die zwei Musikerinnen waren. Ich bin ja gespannt, ob sich diese Stilrichtung auf der ganzen Platte von Hubert Mauracher wiederfindet und wie viele Menschen sich an dem crowdfunding für das Album beteiligt haben. Es ist Hubert und Sonja zu wünschen, dass es richtig viele sind...