Erstellt am: 9. 1. 2014 - 09:34 Uhr
Karriere, Frauen!?
Bei den Studienabschlüssen haben Frauen mit ihren männlichen Kommilitonen gleichgezogen oder sie sogar überholt, in den letzten Jahren schließen mehr Frauen als Männer ein Uni-Studium ab. Frauenprogramme werden diskutiert und in Unternehmen umgesetzt. Auch eine vorgeschriebene Frauenquote ist immer wieder Thema und gilt in Österreich für die Führungsebene im öffentlichen Dienst.
Der Begriff der "gläsernen Decke" wird seit den 80er Jahren wissenschaftlich untersucht und diskutiert - aktuell ist er jedenfalls auch heute, das zeigt ein Blick auf die Zahlen weiblicher Führungskräfte in Spitzenjobs.
Die Chefetagen in heimischen Firmen sind nach wie vor eine Männerdomäne: Der Frauenanteil in den Geschäftsführungen der 200 umsatzstärksten Unternehmen beträgt 5,6 Prozent, in den Aufsichtsgremien stieg der Frauenanteil von 11,2 im Jahr 2005 auf 13,5 Prozent so der AK.Frauen.Management.Report 2013.
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Unterdurchschnittlich ist der Frauenanteil in börsenotieren Unternehmen. Unter den 214 Vorstandsposten sind 7 mit Frauen besetzt, das ist ein Anteil von 3,3% - aber immerhin eine Steigerung zum Jahr 2012 - da waren´s nur 4 Frauen.
Es geht auch flotter: In Deutschland soll der Frauenanteil in Aufsichtsräten börsenorientierter Unternehmen 30% betragen - ab 2016.
Es verändert sich etwas, aber langsam. So rechnet die AK vor, dass es in Österreich noch an die 30 Jahre dauern würde, bis die von der EU-Kommission geforderte 40% Frauenquote in Aufsichtsratsgremien börsenorientierter Unternehmen Realität werden kann - wenn das "Tempo" bleibt, wie es ist.
Doch wie geht es Frauen mit dem beruflichen Weg nach oben? Mit welchen Hürden sehen sie sich konfrontiert, welche Karriereambitionen haben sie und welche Maßnahmen könnten jenen helfen, die im Job top sein wollen? Das hat Sabine Göth im Rahmen ihrer Diplomarbeit untersucht. An der für einen Studienabschluss bemerkenswert umfangreichen Untersuchung haben über 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines mitteleuropäischen Finanzdienstleisters teilgenommen.
Weniger "karriereorientiert"
Am Rande: Warum eigentlich nicht mehr Teilzeit für Frauen und Männer? "Teilzeitmann" heißt eine Schweizer Initiative, die sich 2014 auch in Österreich bemerkbar machen will.
Unter den Befragten finden sich Frauen wie Männer, die Karriere machen wollen - in ihrer Selbsteinschätzung und Formulierung von Zielen unterscheiden sie sich kaum. Allerdings: mehr Männer als Frauen bezeichnen sich als "karriereorientiert" - was, so Sabine Göth, aber nicht den Schluss zulässt, dass für die Mehrheit der Frauen beruflicher Erfolg prinzipiell keine Bedeutung hat.
Es sind Faktoren wie das immer noch weit verbreitete klassische Rollenverständnis, das Frauen - trotz guter Bildung und Ausbildung - zurückstecken lasst. Wenn etwa mit Kindern "seine Karriere" im Vordergrund stehen soll. Es fehlt vielen, auch hochqualifizierten Frauen, an Selbstvertrauen und an konkreter Planung des beruflichen Werdegangs.
Sabine Göth
"Steigerung der Attraktivität einer Führungskarriere für Frauen
Barrieren, Hürden und Hindernisse auf dem Weg nach oben" - so lautet der Titel der Untersuchung von Sabine Göth, ihre Diplomarbeit am Institut für Psychologie, im Bereich Wirtschaftspsychologie der Uni Wien. Wer mehr wissen will, Fragen hat, Sabine Göth ist unter sabine.goeth@gmail.com zu erreichen
Erfreulich ist, was Sabine Göth von der Gruppe der Frauen zu berichten weiß, die bereits Karriere gemacht haben, gerade wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Kindern geht: Beziehungen sind bei ihnen tendenziell auf Partnerschaftlichkeit ausgerichtet, gerade in Bezug auf Kinderbetreuung, die nicht als Frauen, sondern als Eltern-Frage gesehen und gelebt wird. Teilzeit wird, wenn möglich, dem Vollzeitjob vorgezogen, für beide.
Langsam, so Göth, kommen diese Varianten von Berufs/Lebensgestaltung auch bei Unternehmen an, wenn flexiblere Arbeitszeiten ermöglicht werden, Besprechungen nicht am Abend stattfinden oder auch Chef/in-Sein als Teilzeitjob realisierbar ist.
Wie immer der jeweilige berufliche Werdegang auch aussehen mag, Sabine Göth meint, vor allem für Frauen ist entscheidend, Optionen zu kennen und dann bewußt zu planen. Hilfreich ist jedenfalls, sich bei anderen Frauen Inputs zu holen. Es lohnt, sich in der hierarchisch näheren Umgebung umzusehen, diese Vorbilder und Role-Models bieten vielleicht mehr Identifikationspotential für die eigene Situation, als eine Frau im Vorstand.
Karriere, Frauen!?
Am Donnerstag, 9. Jänner war die Psychologin Sabine Göth zwischen 16.00 und 17.00 bei Esther Csapo in Connected zu Gast.