Erstellt am: 4. 1. 2014 - 18:49 Uhr
New York Snow 2014
Von plus 30 Grad Celsius auf minus neun innerhalb von drei Flugstunden. Diese eisige Faustwatsche hat gesessen. Wie so viele US-Bewohner ist auch unsere Kleinfamilie über die Winterfeiertage auf der Suche nach einigen Sonnenstrahlen in die nahe Karibik entfleucht. Wir wußten, dass wir nach Rückkehr am JFK-Airport etwas frösteln würden. Mit einem waschechten Nor’Easter-Schneesturm hatten wir jedoch nicht gerechnet. Wer checkt schon stündlich den Wetterbericht, wenn es konstante 30 Grad im Schatten hat und das Rauschen des türkisgrünen Meeres die Sinne einlullt? Eben. Dabei hatten wir noch Glück. „Hercules“, wie der Blizzard von den professionellen Wetterfröschen getauft wurde, war so freundlich, erst am Donnerstagabend so richtig loszulegen. Da saßen wir bereits, vom Taxi abgeliefert, in der heimatlichen Trutzburg und versuchten, die erkalteten Wände mit Vollgas aufzuheizen.
Christian Lehner
Den Rest kennt ihr aus den Nachrichten: Rekordkälte, Schneetote, hunderttausende Gestrandete. In New York fielen die Temperaturen in der Nacht von Freitag auf Samstag auf minus 16 Grad. Die hiesigen Medien haben auf den berüchtigten „emmerich’schen“ Katastrophenberichterstattungsmodus umgeschalten. Alle Kameras sind auf den neuen Bürgermeister Bill de Blasio gerichtet, der erst an diesem Mittwoch sein Amt angetreten hat. „Hercules“ wird als erste Bewährungsprobe des Neuen gelesen. Das ist natürlich ins Land der medialen Wintermärchen und überzogenen Erwartungshaltungen zu verbuchen. Der frische Stadtchef kann mit seinem neuen Team höchstens den Schulen freigeben und andere unmittelbare Direktiven erteilen, muss sich aber grundsätzlich auf die eingespielten Notfalls- und Räumungsdienste verlassen können.
AP
Dass jene mittlerweile auf Zack sind, ist auch ein Verdienst des ehemaligen Ombudsmannes der Stadt, war es doch De Blasio, der die Bloomberg-Administration wegen ihrer laschen Reaktion beim großen Schneesturm von 2010 scharf kritisierte. Die Sorge gilt vor allem den ca. 60.000 Obdachlosen New Yorks. Sie haben bei frostigen Wetterbedingungen ein legales Recht auf Unterkunft, schaffen es aber oft nicht aus eigener Kraft bis zum nächsten Homless-Shelter.
Christian Lehner
Dagegen schmilzt die eisige Faustwatsche bei unserer Ankunft in NYC zum Luxusproblem. Für mich persönlich ist Schnee ohnehin gefrorenes Weihwasser. Während sich der neue Bürgermeister in Park Slope, Brooklyn volksnah als Schneeschaufler inszenierte, schlüpfte ich in die hohen Genagelten und begab mich einmal mehr auf eine Fotosafari durch die Neighbourhoods von Bed-Stuy, Clinton Hill und Fort Greene. Am Sonntag soll Tauwetter einsetzen, ehe uns Gevatter Frost zu Wochenbeginn noch einmal seinen eisigen Hauch ins Gesicht blasen wird. Zeit also für eine kleine Binge-Session. Das klimatisch zwar passende aber inhaltlich doch etwas dödelige Lilyhammer wartet auf den Abschwung der zweiten Staffel.