Erstellt am: 3. 1. 2014 - 11:10 Uhr
Flimmern: Waren wir nicht paranoid genug?
"Die Welt wird nicht einfach nur überwacht, jede Struktur der Datenübermittlung ist von Geheimdiensten unterwandert und infiltriert. Wir waren nicht paranoid genug und deshalb muss das Internet neu erfunden werden. Das Internet gehört der NSA." Und einen schönen guten Tag noch. Das ist eine Zusammenfassung der Schlagzeilen über das letzte Treffen des Chaos Computer Clubs. Ende Dezember fand zum dreißigsten Mal der Chaos Communication Congress, 30C3 statt.
Dank des 30C3 habe ich zum ersten Mal von Tao, Tailored Access Operations, gehört, der Hackertruppe der NSA, die es seit den 90er Jahren gibt. Tao fängt zum Beispiel die Absturzberichte von Microsoft Windows ab, um die Schwachstellen der Computer der "Zielpersonen" auszuspähen. Tao schiebt Besuchern von so unkonventionell verdächtigen Seiten wie Facebook heimlich Schadcode unter. Tao fängt tatsächlich wie in der trashigsten Spinonagefantasie Lieferungen von Computern ab, um Wanzen und Schadsoftware einzubauen, um dann das Ganze wieder gut verpackt an den Empfänger zu schicken.
Sehr spannend ist auch der zur Gänze auf Youtube stehende Vortrag des Künstlers Trevor Paglen, jenes Mannes, der die Spione ausspioniert hat und der Kunst aus militärischen Schweinereien macht.
trevor paglen
Paglen hat zum Beispiel zur Symbolik militärischer Patches gearbeitet und die Installation Code Names gemacht, eine Liste mit den Geheimnamen und Codes unter anderem des Special Access Programms des Pentagon. In den letzten paar Jahren hat Trevor Paglen geheime Gefängnisse der USA aufgespürt, in die Menschen ohne rechtliche Grundlage verschleppt werden.
Am Ausgangspunkt seiner Überlegungen stand, dass man als Privatperson oder Firma mit einem gecharterten Flugzeug ohne Probleme nach Pakistan fliegen kann, nicht aber mit einer US-Militärmaschine. Also sah er sich an, welche Firmen besonders oft kleine Flugzeuge charterten, um von den USA in Kriegsgebiete zu fliegen. Diese Firmen hatten keine Adressen und keinen auffindbaren Geschäftsführer und waren Deckfirmen der CIA. Den Charterflugzeugen folgend landete Paglen bei geheimen Gefängnissen der USA, zum Beispiel nördlich von Kabul bei einer Einrichtung mit dem Decknamen Salt Pit, die er angeblich als einziger Zivilist jemals fotografiert hat. Das Foto und eine Dokumentation seiner Entstehung hat Paglen in Galerien und Museen ausgestellt.
wii
Und damit wir diese Woche mit einem erfreulichen Bild beenden: In Portugal waren die Müllmänner über die Feiertage im Streik und werden es noch bis 5. Jänner bleiben, weshalb die Menschen ihren Müll dort abgelagert haben, wo er ihrer Meinung nach hingehört: vor und in den Lobbys der Banken.