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Anna Masoner

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Erkundet als digitale Migrantin Vorzüge und Abgründe der Informationsgesellschaft

29. 12. 2013 - 16:10

Glauben oder Nichtglauben? Der Hype um 3D Drucker

Gehören sie derzeit zu den am meisten überschätzten Technologien oder sind sie bald da, die Minifabriken fürs Wohnzimmer?

Beinahe jeden beliebigen Gegenstand kann man mit einem 3D Drucker anfertigen. Ob Schuhe, das nicht lieferbare Ersatzteil für die Waschmaschine, Katzenspielzeug oder sogar Schusswaffen. Weniger Masse, dafür flexibel und individualisierbar soll die Produktion durch die Maschinen werden und obendrein umweltverträglich. Fallen doch Transportwege weg, solange nur Druckdaten verschickt werden und nicht die Produkte selbst. Daran jedenfalls glauben 3D Druck Fans. Für Skeptiker sind 3D Drucker erst einmal langsame und nicht allzu leicht bedienbare Nischenprodukte, die sich allerfrühestens in fünf Jahren standardmäßig im heimischen Gerätepark finden werden.

3D-Drucker

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Copyshop für Gegenstände

Auf den ersten Blick ist das Geschäft mit dem großen Schaufenster und der grau und quietschorangen Inneneinrichtung auf einer Einkaufsstraße im Osten Wiens schwer einzuordnen. An einer Seitenwand hängen Rollen mit Plastikschnüren in diversen Farben.
Manchmal kommen tatsächlich Leute herein, die wissen wollen, was denn hier über den Ladentisch wandert, sagt Morton Klauser. Der 18 jährige hat Anfang Oktober gemeinsam mit seinem vier Jahre älteren Bruder Gabor ein Fachgeschäft für 3D Drucker und Zubehör in Wien aufgemacht. Nach einem in Deutschland erst das zweite in Europa. Wie in einem Copyshop kann man hier ausdrucken lassen, allerdings dreidimensionale Gegenstände. Der Renner im Weihnachtsgeschäft waren dreidimensionale Ganzkörperdrucke.

Menschen vor 3D-Drucker

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Das Einscannen erledigen die Klausers einfach mit einer Kinect und passender Software

Sie werden immer billiger...

Morton und Gabor sind keine alten Bastlerhasen, keine technikverliebten Maker. Sie sind erst vor knapp einem Jahr von der 3D Druck Welle erfasst worden, und seither fasziniert davon, dass 3D Drucker innerhalb kurzer Zeit erschwinglich geworden sind.

3D-Drucker in Nahaufnahme

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Der Großteil der Drucker im Geschäft von Gabor und Morton stammt aus den Niederlanden. Dort ist in den vergangenen Jahren ein kleines 3D Druck Mekka entstanden. Nicht nur kommerzielle Hersteller haben sich dort angesiedelt, auch etliche holländische Universitäten und private Forschungseinrichtungen entwickeln derzeit das Produktspektrum weiter.

...und immer mehr

Auf der Maker Faire in Rom, dem europäischen Ableger der DIY Messe in den USA hat Anfang Oktober das Fablab Maastricht einen tragbaren 3D Drucker präsentiert, der in einen größeren Aktenkoffer passt. Neben verschiedenen Plastikarten verarbeitet der Drucker auch Gummi, ein Material aus Cellulose, Keramik und auf Wunsch sogar Schokoladenpaste. Der Drucker war dabei nur eines von ca. 20 Modellen auf der europäischen Maker Faire.

Das Tal der Tränen

Nicht nur Bastler und Maker, auch Journalisten und Blogger haben 3D Drucker 2013 sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Im Sommer schafften es 3D Drucker auf der berüchtigten Hype Kurve des IT Analysten Gartner ganz nach oben. Jedes Jahr prophezeit das US amerikanische Marktforschungsunternehmen die Zukunft sogenannter Emerging Technologies. Auf dem obersten Punkt der Hype Kurve zu sein, bedeutet überhöhte Erwartungen zu wecken. Auf die Spitze folgt laut Gartner unweigerlich das Tal der Enttäuschungen, bis sich eine Technik ein paar Jahre später ganz selbstverständlich in unserem Alltag einnistet.

Gartners Hype Cycle

Gartner

Gartners Hype Cycle

Kein Allround-Drucker in Sicht?

An eine eierlegende Wollmilchsau á la Replikator aus "Star Trek" glaubt dabei kaum wer. Einer der kühnsten Fabrikationsvordenker, der MIT-Professor Neil Gershenfeld geht davon aus, dass sich verschiedene Technologien für unterschiedliche Zwecke etablieren werden. In Krankenhäusern könnten Geräte stehen, die Implantate oder Prothesen ausdrucken, einfache Heimdrucker würden hauptsächlich für Spielzeug oder für Backwaren und Süßigkeiten genutzt. Den Earl Grey werden wir – anders als Captain Picard- also weiterhin mit der Hand zubereiten.