Erstellt am: 18. 12. 2013 - 13:19 Uhr
Sebastian und ich
Mit Akzent
Die unaussprechliche Welt des Todor Ovtcharov. Jeden Mittwoch auf FM4 und als Podcast. Und mittlerweile auch als Buch!
1998 bekam Roberto Benigni einen Oscar für "Das Leben ist schön". Als er von seiner Auszeichnung erfuhr, sprang Benigni wie verrückt aus seinem Sessel und die ganze Welt bekam seine Freude mit. Alle lachten mit ihm. Auch der britische Dramatiker Tom Stoppard wurde damals für "Shakespeare in Love" ausgezeichnet. In seiner Dankesrede sagte er "Ich bin all das, was Benigni nicht ist." Was wollte der kalte, erudierte, britische Humanist Stoppard dem exaltierten Italiener damit eigentlich sagen?
Diese Episode ist mir eingefallen, als ich erfahren habe, dass Sebastian Kurz mit 27 der jüngste österreichische Außenminister geworden ist. Ich kann jetzt genau wie Stoppard sagen: "Ich bin das, was Kurz nicht ist." Wir sind beide 27. Wir leben beide im 12. Bezirk in Wien. Ich habe ihn sogar einmal auf der Straße gesehen. Er hat sein Studium abgebrochen. Ich auch. Er galt als Integrationsexperte und ich bemühe mich jeden Tag mich zu integrieren. Das wars eigentlich mit den Ähnlichkeiten.

APA/ROBERT JAEGER
Der Mann will gerne Politiker sein und beteiligt sich leidenschaftlich am politischen Leben. Ich betrachte Politik mit Unverständnis und manchmal sogar mit Abscheu. Er ist hell, offen und lächelt immer und versucht als ganz verantwortungsbewusst bei seinen Wählern durchzukommen. Ich bin ein dunkles balkanisches Subjekt und höre jeden Tag, dass ich verantwortungslos sei. Er sagt, er habe Freunde und Mitschüler aus anderen Kulturkreisen gehabt. Und ich bin Teil dieser "anderen Kulturkreise".
Sebastian Kurz und ich sind wie Yin und Yang. Die Yang-Elemente sind klar und sichtbar, während die Yin-Elemente meistens versteckt und kaum spürbar sind. Yin wird meistens von Wasser und Luft symbolisiert (mein Sternzeichen ist Fisch), während Yang von Feuer und Erde dargestellt wird (das Sternzeichen von Sebastian ist Jungfrau). Jeder, der auch nur ein kleines bisschen von diesen Bestsellerbüchlein mit chinesischer Philosophie gelesen hat, weiß, dass Yin ohne Yang und umgekehrt nicht exisitieren kann.
Da ich mit einem Kinozitat begonnnen habe, beende ich diese Kolumne auch mit einem. Das Universum von "Star Wars" wird von einer mystischen halbreligiösen Atmosphäre beherrscht, in der sich christliche und fernöstliche Elemente vermischen. Willentlich oder unwillkürlich müssen die Autoren dieses Films die Prinzipien im menschlichen Leben zu etwas ganz Verständlichem und Einfachem verschmelzen. Das ist ja ein Kinderfilm. Die Jedi-Ritter müssen unmögliche Missionen erfüllen. Sie werden in den Kampf geschickt mit dem Gruß: "Möge die Macht mit dir sein!" Was "die Macht" ist, ist nicht ganz klar, aber die gewöhnlichen Menschen kennen sie nicht. Ich habe gewählt, ein gewönlicher Low-Life-Experte zu sein und Sebastian ein Jedi. Er steht in Zukunft oft zwischen Putin und Obama. Deshalb ist das einzige, was ich ihm wünschen kann: "Möge die Macht mit dir sein!"