Erstellt am: 10. 12. 2013 - 15:52 Uhr
G-Funk für's neue Jahrtausend
Wenn es um musikalische Zusammenarbeiten geht, heißt es 2013 weiterhin: Endlich kommt zusammen, was zusammen gehört - auch über imaginäre Underground/Mainstream-Trennlinien hinweg! Ein feuchter Traum von einer Kombination sind zum Beispiel der Don der zurückgelehnten Reime und der Synth-Funk-Geheimtipp aus L.A: Zusammen haben Snoop Dogg und Dâm-Funk jetzt eine Platte namens "7 Days Of Funk" veröffentlicht, die auch einer Zugfahrt durchs verregnete Österreich problemlos die Aura von tiefergelegten Ami-Schlitten in der ewigen Sonne von Los Angeles verleihen kann.
Erst letztes Jahr war Snoop Dogg unter mittelgroßem Mediengetöse als gläubiger Rastafari und Reggae-Sänger Snoop Lion wiedergeboren worden. Auf der neuen Platte nennt er sich jetzt Snoopzilla – kann man da akute Identitätskrise diagnostizieren oder das zynisch einfach als das nächste Rebranding sehen?
Eigentlich geht Snoop auf "7 Days Of Funk" musikalisch nur zurück zur Basis. Denn der synthetische Funk von Gruppen wie Parliament-Funkadelic, Zapp oder auch Bootsy Collins (alias "Bootzilla" – deshalb der Name!) war schon auf seinem Debütalbum "Doggystyle" die dominante Samplequelle. Statt zu samplen hat ihm Keyboard-Wizard Dâm-Funk die Beats jetzt eben selbst eingespielt. Ob diese Rückbesinnung bedeutet, dass das Projekt Snoop Lion schon wieder auf Eis liegt, lässt sich noch nicht sagen – schließlich ist "7 Days Of Funk" merkbar eher ein Liebhaber- Ding, von dem sich keiner der Involvierten große Mainstream-Hits erwartet.

Myles Pettengill
Die Chemie zwischen den beiden Protagonisten ist aber unverkennbar. Sie teilen das Geburtsjahr (1971), die Heimatstadt, musikalische Sozialisation und auch ihre Beteiligung an der G-Funk Ära (Snoop war einer deren Stars, Dâm Session-Keyboarder). Eigentlich ist es eher ein Wunder, dass sich die beiden erst vor zwei Jahren kennengelernt haben!
Anfang des Jahres begann Dâm-Funk, Beats in Snoops Heimstudio zu schicken und sie kamen immer sehr schnell vokalisiert wieder zurück – was sich auch im Platten-Titel "7 Days Of Funk" widerspiegelt. Am Ende wurde auf einen schmutzigeren Gesamt-Sound geachtet, was auch für einen der ganz wenigen Kritikpunkte sorgt: Denn die schönen Vintage-Drumcomputer schaffen es alleine nicht immer, den Schalldruck zu erzeugen, den wir von HipHop-Beats 2013 gewöhnt sind. Zum Glück wird das aber über weite Strecken durch wohlgenährte Bässe ausgeglichen...

Eric Coleman
"7 Days Of Funk" ist eine Platte, die Snoop & Dâm-Funk merkbar Spaß gemacht hat. Dass sich dieser Spaß auch auf uns Hörer überträgt, ist da ein schöner Nebeneffekt, aber eigentlich wirkt es fast so, als hätten sie diese Songs vor allem für sich selbst und für ihre ebenso erwachsenen Homies eingespielt – als neues Futter für das Autoradio.
Dass der hoch talentierte Dâm-Funk jetzt eine größere Plattform hat, um seinen Funk via Fernsehen in die Welt rauszutragen – umso besser! Auf eine Fortsetzung dieses Projekts oder dessen Einfluss auf kommende Snoop-Dogg-Platten kann man sich jedenfalls schon jetzt freuen. Und den etwas aufgesetzten Reggae-Ausflug vergessen wir dann auch gerne wieder...