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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

10. 12. 2013 - 20:54

The daily Blumenau. Tuesday Edition, 10-12-13.

Vier Medien-Lobpreisungen und der sonderbare Wiener Eiertanz um die CGDC (featuring Bill Clinton).

Seit der Nationalrats-Wahl online: der Versuch das klassische Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so Täglichkeit hinzukriegen. Und das mit Items aus diesen Themen-feldern.

#medien #politik #charity

... zuerst, wegen des gestrigen Versprechens: nach Regen folgt Segen...

Vier ernstgemeinte Medien-Lobpreisungen

1) Blog

Der seriöse politische Blog abseits der von neoliberalen/ultrakonservativen Think Tanks gesponserten üblich-verdächtigen Vor/Nachdenker ist hierzulande immer noch ein "Häh!? Was?!". Klar rult Misik, aber andere einstige Fixsterne schwächeln. Deshalb ist es gut, wenn ein sogenannter "Gstandener" aus der superseriösen Ö1-News-Redaktion sich drübertraut. Stefan Kappacher wagt es und bloggt was gebloggt gehört. Ohne viel Rücksicht auf Verluste,

2) Bewegtes Bild

Ich hab es gestern schon am Rande rausgehoben: Walulis sieht fern ist so schön entlarvend, dass Fernsehen danach nicht mehr dasselbe sein kann. Egal ob die Fußball-Show, der Tatort oder der Late Night: wer so genau seziert, macht Spaß und dient der Userschaft die Medien-Kompetenz die sie dringend braucht, im Vorbeigehen an.

3) Print

100 Ausgaben Datum - und immer noch atmet das Monats-Magazin für Lesestrecken diese angenehme Frische und Unverbrauchtheit; das exakte Gegenprogramm zum abgestumpften Alibi/Gefälligkeitsjournalismus der meisten Print-Medien

Die Jubiläumsausgabe ist in 100 Fragen an Zeitgenossen und Autoren strukturiert, eine brillante Idee, ein zündendes Konzept, spielerischer und cleverer als Neon und Brand1 zusammen.

Die Datum-Leute sondieren dieser Tage den Markt, ob ein alle 14 Tage erscheinendes Produkt eine Chance hat. Auch das ist eine unkonventionelle und gute Idee - bis auf den Rolling Stone, den originalen aus USA, nicht die blutleere deutsche Franchise, fällt mir auch historisch niemand ein, der sowas riskiert hat.

4) Radio

Und es wäre ja noch schöner, wenn ich nicht eine dringende Empfehlung aus dem eigenen Stall geben könnte... Dabei handelt es sich um ein Thema das wurschter mir nicht sein könnte: Games.

Ausgabe 1: Der Zeitfaktor, Ausgabe 2: Miteinander / Gegeneinander

Und hier ist die angekündigte Folge 3: Zukunft

Der dieszügliche Arbeitskreis (Robert Glashüttner, Conny Lee und Rainer Sigl) hat sich bereits zweimal über Extraleben getraut, eine Sendestunde, in der über Gaming, über Computerspiele, weder hyper-expertistisch, noch wie für Volltrottel gesprochen wird, sondern auf einem nachvollziehbaren Level und vor allem mit einer Anbindung ans echte Leben, ans Hier-und-Jetzt.

Morgen Mittwoch in der FM4-Homebase wird Ausgabe 3 von Extraleben ausgestrahlt werden - im Nachhall steht diese Radiostunde dann eine Woche online.

Wenn Clinton ethisch wird, zieht Österreich halbherzig nach

Heute war er anlässlich der Mandela-Trauerfeiern wieder als Wellenbrecher im Einsatz: der omnipräsente und dafür sonst als Stargast und Redner supergutbezahlte 42. Präsident der USA, W.J. Clinton.
Vor wenigen Tagen war Clinton in Wien, allerdings nicht wie angekündigt bei einer Award-Veranstaltung, sondern nur auf Besuch bei der neuen Botschafterin. Die ursprünglich eingeplante Veranstaltung schwänzte Clinton aus gutem Grund: einer der beiden (bulgarischen) Wohltäter/Preisverleiher, Stamen Stantchev wurde kürzlich von einem (rumänischem) Gericht verurteilt.

Dass Bill Clinton so fix reagierte und die Gala absagte, brachte ihm eine gute lokale Presse ein.

Tags darauf legte auch einer der beiden Österreicher im Präsidium des Ausrichters CGDC, der Ex-Politiker Werner Fasslabend seine Funktion nieder. Der andere, der Ex-Politiker Walter Schwimmer (wie Fasslabend von der ÖVP) übrigens nicht.

Zwei Angelegenheiten in dieser Causa bleiben medial seltsam unberührt:
1) wieso hat im Vorfeld niemand die aus dem Nichts aufgetauchte Award-Verleihung in Wien kritisch angesprochen.
2) wieso hat Clinton erst ein Gerichtsurteil gebraucht, um die dubiosen Hintergründe erkennen zu können.

Clinton ist nämlich seit Gründung der CGDC ein steter, treuer Begleiter. Hier, bei der Award-Verleihung 2012 ist er ebenso dabei wie die Scorpions oder der neue Präsident von Zimbabwe oder, per Grußbotschaft, Muhammad Yunus.

Dabei weist die CGDC-Website eh auf allerhand hin.
Den Zielen (Förderung der Demokratie, Auszeichnung von Menschen, die den Dialog vorantreiben, aber auch Business und Politik noch fescher zu verschränken) stehen die Orte der Aktivitäten entgegen: Oman, Katar, Azerbaidjan, die Mongolei (vor 2012) und natürlich Kasachstan, dessen autoritärer Präsident heuer auch einen Preis erhalten hat. Ebenso wie EU-Boss Barroso und Weltraum-Hüpfbär Baumgartner, der sich in Diktaturen eh wohler fühlt.

Es ist halt easy, sich in Gala-Uniform einem Beschönigungs-Event auszusetzen - ebenso wie es medial üblich ist, genau das und keinen Deut mehr zu berichten.
Und es ist ein bissl anstrengender, sich die Ausrichter solcher Luxus-Partys einmal genauer anzuschauen: da würde man sehen, dass Ex-Politiker die Türöffner für einen bulgarischen Hans-Dampf-in-allen-Berater-Gassen aller möglichen einträglichen Geschäftszweige machen.

Vor allem Stanchev sonnte sich, nicht nur bei den Awards, im Glanz diverser Prominenz, die durch solche Events angezogen werden, wie die Motten vom Licht; auch gegen gutes Honorar wie Bill Clinton, ehe er sich ethisch zu kümmern gedachte.

Und so sonnen sich viele mit: immer noch Präsidiums-Mitglied Schwimmer, Bankmanager aus Katar, deutsche Autoindustrie, Präsidenten von Balkanstaaten und auch, völlig ohne beruflichen Anlass, ein Integrations-Staatssekretär.

Wäre Stanchev nicht verurteilt worden, hätte Clinton davon nicht Wind bekommen, dann würden sie auch die Award-Party 2014 gefeiert haben. So wird jetzt ein bissl moralisch empört gezeigefingert; die nächste dubiose oder von Lobbyisten instrumentalisierend in Szene gesetzte Award-Verleihung wird dann wieder medial bejubelnd begleitet werden. Gute Bilder und flottes Namedropping sind eben wichtiger als alles andere.