Erstellt am: 5. 12. 2013 - 16:02 Uhr
Go big!
Abseits von Metern und Sekunden
Ein wöchentlicher Überblick über sportliche Entwicklungen und anstehende Veranstaltungen.
42m hoch und 165 Meter lang ist die angeblich größte Stahlrampe, die je für einen Snowboard-Contest errichtet wurde. Sie steht am anderen Ende der Welt, im Vogelnest, dem Olympiastadion in Peking. Dort findet dieses Wochenende der Air&Style Peking statt, der, nachdem alle anderen großen Contests weggebrochen sind, wichtigste Big-Air Contest in diesem Winter.
Air&Style
Im Vorjahr ist dort der Radstätter Mathias Weißenbacher erstmals ins Rampenlicht gesprungen, zu seiner und der Überraschung der Experten, wie er erzählt. Er sei ohne Big-Air Training nach Peking gekommen und hat einfach unbekümmert seine Tricks in den Schnee gesetzt. So hat er im publikumstauglichen Format einige der Favoriten rausgeschmissen und ist bis ins Superfinale der besten vier Rider gekommen. Das zu wiederholen wird heuer sehr schwer werden, denn das Tricklevel ist um einiges höher geworden.
Der Triple Cork 1440, ein 1440er dreimal über Kopf gedreht, war letztes Jahr der Trick, an dem sich alle versucht haben und der fast eine Garantie für's Podium war. Heuer gehören Triples bereits zum Standardrepertoire vieler Fahrer. Hias arbeitet noch an diesem Trick, zerbricht sich aber nicht den Kopf darüber. Letztes Jahr ist er auch mit stylischen Rodeos weit gekommen, und er baut auch heuer wieder auf die Kernelemente des Air&Style, Höhe und Lässigkeit.
Simon Welebil
Am Samstag wird sich zeigen, ob sich dieser Ansatz bewährt. Das Fahrer-Lineup verspricht schon mal allerbeste Werbung für den Snowboardsport, auch wenn in der olympischen Saison einige Top-Rider wie Thorstein Horgmor oder Marc McMorris fehlen. Stale Sandbech wäre reif für seinen ersten großen Contesttitel, aber auch er kann sich keine Fehler erlauben. Der ganze Contest wird live im Netz gestreamt los geht’s am Samstag um 13:30.
Lippenstift und lange Rails
Auch heuer bleiben Big Air Contests wie der Air&Style den Männern vorbehalten, ob nun aus Rsikobedenken oder Desinteresse von Seiten der Fahrerinnen sei dahingestellt. Doch abseits der Stadionkicker zeigen Frauen immer mehr, dass Freestyle Snowboarden auch ihr Sport ist. Anna Gasser etwa hat es vor einem Monat mit einer Trickpremiere, dem ersten von einer Frau im Snowpark gestandenen Double Cork, sogar in die ZIB2 mit Armin Wolf geschafft, ein Privileg, das die steigende Aufmerksamkeit für Frauen im Snowboarden zeigt.
Burton hat heuer auch ein eigenes Women-Video produziert, in dem die Riderinnen auch darüber sprechen, wie es ist, gemeinsam mit den „Guys“ zu fahren und sich mit ihnen vergleichen zu müssen.
Dass Frauen andere Frauen als Vorbilder haben, um sich an ihnen zu orientieren, sei essentiell, sagt Snowboard-Pro Ana Rumiha. Denn das Riden von Frauen unterscheide sich gravierend von dem der Männer, es sei weniger körperlich und extrem, sondern mehr „mellow“, entspannter. Ana hat gemeinsam mit Conny Bleicher "Boobilicious" produziert, den neuen Film der in Innsbruck ansässigen Lipstick-Productions. Lipstick-Productions versammelt seit drei Jahren die besten europäischen Fahrerinnen, um All-Female-Videos zu machen. Zu ihren Fahrerinnen zählen etwa Vera Janssen, Aline Bock, Urska Pribosic oder die Kaunertalerin Julia Baumgartner.
Mit ihren Filmen wollen sie auch junge Snowboarderinnen inspirieren und ihnen zeigen, dass sie nichts davon abhält, hohe Klippen runter zu springen oder lange Rails zu sliden. Was bei den Lipstick-Produktionen immer dazu kommt ist eine große Portion Spaß. Sie spielen dabei oft mit den Stereotypen von Frauen im Snowboarden und auch in "Boobilicius" zeigen die Fahrerinnen nackte Haut, schminken sich übertrieben oder steigen mit der Netzstrumpfhose in die Snowboardboots. In der ach so lässigen Snowboardszene sind dabei Missverständnisse fast schon programmiert und Reaktionen, dass sie ihre Videos mit Sex verkaufen wollten, seien gar nicht so selten, erzählt Ana Rumiha. Dabei wollten sie sich doch nur über die Situation lustig machen.
Snowboard Charity
Julia Baumgartner von Lipstick-Productions ist auch Teil des Cappuccino Clubs, einem Charity-Verein aus SnowboarderInnen, der jedes Jahr ein Spendenprojekt verwirklicht. Diesmal wollen sie mit den Einnahmen aus künstlerisch gestalteten Postkarten, einer Tombola mit Snowboardequipment und einer Party ein Wasserversorgungsprojekt in einem Teil Zentralnepals zu finanzieren. Die Party steigt am Samstag im Weekender Club in Innsbruck. Ab 19h geht's bereits oben im Weekender Café mit einer Classic VHS Snowboard Movie Night los, wo man seine verstaubten Lieblings-Snowboard VHS mitbringen soll, ab 22h legen dann die DJ's El Grande (Die2vonDerMusik), sowie Juwee&Busy Fingaz (Wax Wreckaz) auf.