Erstellt am: 4. 12. 2013 - 12:52 Uhr
Selfie
Nachdem ich über die FM4-Homepage bereits erfahren habe, dass "Babo" das deutsche Jugendwort des Jahres sein soll, lese ich, dass das englische Wort des Jahres "selfie" sein soll. Das beudeutet "Ein Foto, dass man von sich selber mit einem Telefon oder eine Webcam macht und dann auf einer Homepage oder in einem sozialen Netzwerk verbreitet". Ich weiß nicht, ob es überhaupt nötig ist, euch die Bedeutung des "selfie" näherzubringen. Ich habe keine Kamera auf meinem Telefon und habe das Wort neulich entdeckt. "Selfie" ist also von den Verlegern der hochangeshenden Wörterbücher der Oxford University zum Wort des Jahres erklärt worden. Laut der britischen Zeitung "Guardian" hat sich die Verwendung des Wortes in den letzten 12 Monaten in der englischen Sprache um 17.000 Prozent gesteigert.
Es wird vermutet, dass das Wort seit 2002 exisitert. Damals erzählte ein Forumsteilnehmer, wie er am vorherigen Tag sehr betrunken gewesen sei und danach gestürzt und sich veletzt habe. Er publizierte auch ein Foto von sich mit der Erklärung "Entschuldigung für den Fokus aber das ist ein selfie". Außer "selfie" gibt es auch "drelfie" (drunken selfie).
Ich weiß nicht, ob es auch ein Wort gibt für alle, die sich nackt im Spiegel selbst fotografieren und diese Fotos online verbreiten. Es wäre auch interessant eine Studie darüber zu machen, ob seitdem es "selfies" gibt, die Anzahl der Exhibitionisten, die sich vor Menschen in Parks entblößen, gesunken ist. Im Internet kann man ja viel mehr Leute erreichen als im benachbarten Park. Es kann aber sein, dass der virtuelle Exhibitionismus nicht so viel Spaß macht wie die Live-Erfahrung.
http://www.flickr.com/photos/helga/
Es ist einerseits faszinierend, andererseits angsteinflößend inwiefern sich durch "selfies" völlig unbedeutsame Ereignisse dank ihrer Internetpräsenz plötzlich ganz wichtig erscheinen. Der ehemalige bulgarische Premier Boiko Borissov fotografierte sich mit einem verletzten Fuß nach einem Fußballspiel. Danach wurde er zum "Fußballer des Jahres" nominiert. Dieses Jahr wird er wahrscheinlich nicht mehr nominiert werden, da er nicht mehr an die Macht ist.
Die virtuelle Kommunikation ersetzt die normale immer mehr. Vor einiger Zeit luden ich und ein Freund von mir zwei Mädchen zum Abendessen ein. Sie schauten aber unaufhörlich auf ihre Handys. Wir konnten überhaupt kein Gespräch anfangen und der Abend war ziemlich langweilig. Am nächsten Tag sah ich mit Verwunderung auf Facebook, wie das eine Mädchen das Essen fotografiert und im Internet geteilt hatte. Ihr Wunsch diese Erfahrung zu teilen war wichtiger als die Erfahrung selbst. Nachdem es schon virtuelle Freundschaften und virtuellen Sex gibt, erwarte ich dass bald auch virtuelle Befruchtung möglich sein wird. Hoch lebe Vater Netz!