Erstellt am: 3. 12. 2013 - 19:05 Uhr
Neue Spielkonsolen: eine Frage der Leere
Vielleicht ist das alles eine Verschwörung, glauben manche User halb im Scherz, wenn es auf diversen Games-Websites mal wieder darum geht, dass die eben erschienenen Konsolen schon längst wieder ausverkauft sind. In Österreich gab es von der PS4 am Tag der Veröffentlichung im freien Verkauf ohnehin überhaupt keine Geräte. Und dort wo es welche gab, hat der Handel das geschickt für virale PR genutzt.
Die achte Konsolengeneration, die vor einem Jahr mit dem Erscheinen der Wii U begonnen hat, ist nun also komplett. Gamer mögen ja neue Konsolen, weil da kann man dann wunderbar drüber streiten. Aber eigentlich weiß niemand so recht, warum man jetzt unbedingt eine neue Konsole braucht. Normalerweise sind es ja tolle, exklusive Spiele, die es nur auf diesem einen neuen System gibt, oder die Begeisterung darüber, dass jetzt alles so unfassbar viel besser ansieht. Beides ist jetzt nur bedingt der Fall. Beginnen wir also gleich beim zweiten Punkt, der Technik: Natürlich sind die neuen Konsolen starke Technikrennpferde und alles sieht schick aus. Aber den umwerfenden Unterschied zur alten Xbox und PlayStation sieht man auch hier nicht.
Microsoft, Sony
Teilen und bewegen
Vor allem Microsoft wirbt damit, dass die Xbox One nicht nur ein Videospielgerät sei, sondern überhaupt eine perfekte Lösung, um Fernsehen und Filme zu sehen und Musik zu hören. Problem: Quasi alle Video-Streaming-Angebote sind in Österreich aktuell nicht verfügbar. Was schon geht: Sowohl auf der PS4 als auch auf der Xbox One können wir jetzt mit einem Knopfdruck unsere Spielerlebnisse mit der ganzen Welt teilen, etwa unsere Abenteuer in Videoclips veröffentlichen oder direkt auf dem derzeit unverzichtbaren Games-Streaming-Dienst Twitch veröffentlichen.
Diesmal noch wichtiger als in der vorigen Generation: Bewegungssteuerung und Kamera. Bei der Xbox One ist die hauseigene Technologie Kinect in einer runderneuerten Version fix beim Gerät mit dabei, deshalb kostet es auch 500 Euro. Die PS4 kostet 100 Euro weniger und man kann die "PlayStation Camera" als optionales Zubehör kaufen. Brauchen tut man weder das eine noch das andere wirklich - außer, man steht drauf, seiner Spielkonsole wie einem Hund Befehle zu geben.
Wenig Exklusives
Aber reden wir doch darüber, worum es eigentlich geht - oder zumindest gehen sollte: die neuen Spiele. Leider gibt es derzeit ziemlich wenige exklusive Games. Die PlayStation 4 hat den durchaus eindrucksvoll aussehenden Shooter "Killzone: Shadow Fall" und ein ganz nettes Jump'n'Run im Pixar-Stil namens "Knack". Auf der Xbox One gibt es Zombie-Abschlachten in "Dead Rising 3", seltsames Tierstreicheln in "Zoo Tycoon", ein unsympathisches Gladiatoren-Schlachtfest namens "Ryse - Son of Rome" und das hochglänzende Autofetischspiel "Forza 5". Vor allem die letzten beiden Titel haben für Ärger gesorgt, weil Microsoft sich entschlossen hat, auch innerhalb dieser Spiele für bestimmte Dinge Geld zu fordern - obwohl die Games schon von vornherein über 60 Euro kosten. Der großartige YouTuber boogie2988 hat mit seiner Kunstfigur Francis dieses Ärgernis in einer fantastischen Heftigkeit thematisiert.
Indie Games?
Bei Xbox One sind kleinere Spiele und Indie Games angekündigt, geben tut es sie dort aber derzeit gar nicht. Bei der PS4 gibt's zum Start immerhin das neonfarbene Shoot'em up "Resogun" und das Licht-und-Schatten-Game "Contrast", mit gut gekleideten Spielfiguren im 20er-Jahre-Stil. Für 2014 ist mehr angekündigt, im Bereich der unabhängig entwickelten Games tut sich die PS4 allgemein mehr hervor als die Xbox One.
Die Wohnzimmerkonsole als Auslaufmodell
Der technische Vorsprung von PlayStation 4 und Xbox One gegenüber dem PC wird nur von kurzer Dauer sein, denn dort wird in Sachen Rechenleistung ja laufend hochgerüstet. Doch das war und ist ein Vorteil der Konsole: Sie fordert nicht dauernd den Kauf eines teuren High-End-Computers, wenn man doch eigentlich nur spielen will. Man zahlt in der Regel einmal für ein Gerät und hat es dann zumindest für einige Jahre.
1985 lieferte Nintendo mit "Super Mario Bros." und seinem Nintendo-Entertainment-System den Startschuss für den modernen Konsolenmarkt. Früher sind Konsolen ausschließlich mit Steckmodulen, die heute auch noch in tragbaren Geräten wie dem 3DS zum Einsatz kommen, betrieben worden. Großer Vorteil: Keine Ladezeiten - das Game ist sofort spielbereit. Am Heimcomputer musste und muss man bis heute mal für eine ganze Weile auf Ladebalken starren, bevor es losgeht. Diesem Nachteil haben sich die Konsolen Mitte bis Ende der 90er Jahre aber auch beugen müssen, denn auf einer CD, DVD oder Blue Ray ist eben wesentlich mehr Speicherplatz vorhanden als auf einem Steckmodul.
Moderne Konsolen sind eingezäunte Computer
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist bis heute die Weise, in der man spielt. Vor der Konsole sitzt man üblicherweise in der bequemen Couch, mit dem Controller in der Hand. Wer hingegen am Computer spielt, sitzt am Schreibtisch, die Hände auf Maus und Tastatur. Doch auch hier verschwimmen die Grenzen immer mehr. Mittlerweile ist es üblich, PC-Spiele auch immer öfter mit Xbox- oder Playstation-Gamecontrollern zu spielen, und 2014 werden Computerspiele auch stärker für den Fernseher adaptiert werden. Umgekehrt ist dank des Feature-Wahnsinns auf den Konsolen das einfache Loslegen und Spielen von früher schon lange nicht mehr der Fall. Auch hier müssen die Games erst mal installiert und gepatcht werden. Wenn wir online spielen möchten, brauchen wir kostenpflichtige Mitgliedschaften, und so weiter.
Moderne Konsolen sind nicht mehr die simplen, kleinen Kisten, mit denen wir zwischendurch mal ein paar Minuten zocken – diese Rolle haben längst Smartphones und Tablets eingenommen. Moderne Konsolen sind künstlich eingezäunte Heimcomputer, die uns vorschreiben, was wir mit ihnen machen dürfen, sind dabei aber ebenso komplex und fehleranfällig wie ihre großen Geschwister am Schreibtisch.