Erstellt am: 8. 12. 2013 - 19:24 Uhr
T wie Terror oder Tierkostüm
FM4 Soundpark
Mehr österreichische Bands gibt es in der FM4 Soundpark Nacht von Sonntag auf Montag 01-06 Uhr und im Anschluss für 7 Tage on Demand.
Nicht nur in den Einkaufsstraßen Österreichs befinden sich alle schon jetzt im Endspurt bis zum 24. Dezember. Auch in Sachen heimische Musikvideos gilt es für mich, euch noch im auslaufenden Jahr die besten, bebilderten Seiten der Bands zu zeigen.
Ich weiß schon, der grenzgeniale Langstreckenlauf von SOHN hat schon ein paar Wochen am Buckel, ebenso wie das zweigeteilte Filmchen der Hidden By The Grapes, aber so schnell, wie hier die visuellen Umsetzungen von Songs ins Netz geschleust werden, komme ich nicht nach. Denn mit Markus Kienzl, Camp und Konea Ra sind drei Stücke in den letzten zwei Wochen online gegangen. Und ich bin mir sicher, dass bis vor Heiligabend noch was kommen wird.
SOHN - "Lessons"
Schon die Anfangssequenz gepaart mit dem immer lauter werdenden Synthesizerblubbern erzeugt bei mir Gänsehaut. Obwohl der Track "Lessons" und der dazugehörige Film äußerst melancholischen Ursprungs sind, überwiegt hier das Gefühl der Schönheit und Intensität. Es ist natürlich die unverkennbare eindringliche Stimme von SOHN, die mein Herz höher schlagen lässt. Aber auch die ausgewogenen Bilder, die dramaturgisch clever aufgebaute Spannung, umgesetzt mit ganz wenigen spärlichen Mitteln, macht dieses Video zu einem, dass ich mir immer wieder von vorne anschauen muss. Denn bei jedem Durchgang sehe ich neue Details und höre dadurch den cinemacsope-artigen Sound in neuem Kontext. Und das macht ein gutes Musikvideo schließlich aus.
Markus Kienzl feat. Lusty - "Terror"
Wesentlich düsterer geht es bei dem Sofasurfers-Mann Markus Kienzl zu. Denn das Stück "Terror", das die Stimme des englischen Rappers Lusty featured, blickt in die dunkle Tiefe der menschlichen Seele. Lusty meint: "It's a dark trip into the psyche of serial killers. Their thoughts, their motives, their choices. How they justify their horrific actions as totally normal expectable behaviour". Die Nummer wirkt durch das extrem einfache und reduzierte Video noch ein Stück verstörender und baut ein unterschwelliges Gefühl des Unbehagens auf. Denn man hat keine Möglichkeit, den Blicken des vermeintlichen Mörders auszuweichen. Im Hintergrund ist übrigens die Stimme von Tania Saedi zu hören.
Konea Ra feat. DJ Phekt - "Boy"
Auch bei dem Video von Konea Ra ist etwas merkwürdig. Allerdings nicht auf inhaltlicher Ebene, es ist vielmehr die Art und Weise, wie hier mit Gesang und Farbe umgegangen wird. Der Satz unter dem Video macht alles klar: "The Video is a one shot recorded and performed backwards." Dieser "Spoiler" verdirbt allerdings nicht den großartigen Effekt. Außerdem sind die Bilder wirklich wunderbar zur Musik arrangiert. "Boy" ist eine funkelnde Slow-Elektro-Dance-Perle geworden, der man sich nicht entziehen kann. Konea Ra wurden hier von meinem Kollegen DJ Phekt unterstützt. Eine überaus gelungene Kooperation!
Hidden By The Grapes - "Hey Jude Law"
Einem ganz anderen "Wahnsinn" sind die Steirer Hidden By The Grapes verfallen. Ich verfolge die Band ja schon ein paar Jahre und bin immer wieder über ihre herrlichen Absurditäten überrascht. Sei es, mit einer Bohrmaschine ein Gitarren-Solo zu spielen, oder - wie im Fall ihrer neuen Platte "I'm Sorry Tschem" - Beatles-Songtitel mit den Namen von SchauspielerInnen zu skurrilen Liednamen zu kombinieren. Wie zum Beispiel "Hey Jude Law", das ebenso wie der Titel ein "seltsames" Video abbekommen hat. Vielleicht schlagen hier auch zwei grundverschiedene Herzen in der Brust des kleinen Protagonisten. Zumindest wird uns das durch kleine Details wie einem Taschenmesser und der offensichtlichen Farbprägung suggeriert. Aber es kann auch sein, dass ich komplett am falschen Dampfer bin. Egal, produziert wurde das Spitzenstück Musik übrigens von Wolfgang Möstl (file under Killed By 9 Volt Batteries, Sex Jams, Mile Me Deaf).
Famp - "Move On"
Tierkostüme kommen immer gut. Das dachte sich wahrscheinlich auch das Quartett Famp. Zu ihrer Guten-Laune-Indie-Hymne "Move On" haben sie einen Elefanten und einen Hasen den sommerlichen Rock'n'Roll-Lifestyle durchleben lassen, dass einem bei all der Kälte und dem Schnee ganz warm ums Herz werden könnte. An originellen Ideen hat es hier nicht gemangelt. Außerdem ist ein Hund im Video zu sehen und das - ähnlich wie beim Hype rund um Katzenfotos in sozialen Netzwerken - reicht auch schon, um sich das gute Teil anzuschauen. Abgesehen von der beschwingten Nummer natürlich, die einen absolut in Partylaune bringt.