Erstellt am: 25. 11. 2013 - 12:15 Uhr
It's all about amore
FM4 Artist of the Week
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Wenige musikalische Karrieren sind so abwechslungsreich wie die vom hinter Blood Orange steckenden Devonté "Dev" Hynes. 2004 veröffentlicht der mittlerweile 28-Jährige als drittes Bandmitglied der Test Icicles in England Party-Punk und Nu-Rave Songs.
Danach versucht er sich in London als Solokünstler. Inspiriert von seinem kindlichen Comic-Alter Ego "Lightspeed Champion" nimmt er unter diesem Namen zwei von Kritikern gelobte Indie-Folk Alben auf und sagt in einem Interview mit The Guardian: "The issue I had with the Lightspeed albums was that usually the main purpose with them was to fulfil really dorky musical goals, like, 'I wonder if I can do that' and it was all very personal. It was more that once I'd finished the goal of what the song was, I was kind of done. It was like ticking boxes."
"If I like something, I then have to study every single aspect of it to find out if there's more things that I would like, and it's just this weird hunger to want more." (Blood Orange)
What's next?
Hynes zieht nach New York. Und während er dort zu Blood Orange inkarniert, komponiert und produziert er Song-Kleinodien für Hipster-Girls wie Sky Ferreira, Florence and the Machine (in deren Band er kurzzeitig war) und die kleine Schwester von Beyoncé, Solange Knowles.
Soweit, so Vogue
"Coastal Grooves" - das erste Album, das Hynes als Blood Orange veröffentlicht - beschreibt die 1980iger Voguing Culture in New York. Hynes bleibt sanft, spielt lasziv mit Baroque Pop Attitüden, denn Muscials mag er: "I'd record all the parts myself and I wouldn't let other people in; that's essentially what Blood Orange is the result of – me trying to find the most comfortable I can be with everything".
Sich selbst scheint Hynes in New York tatsächlich einen Schritt näher zu kommen, sich zu öffnen. Denn als Blood Orange kollaboriert er auf seinem neuen Album „Cupid Deluxe“ mit vielen Gastmusikern wie David Longstreth (Dirty Projectors), Caroline Polachek (Chairlift), Samantha Urbani (Friends), Clams Casino, Despot, Adam Bainbridge (Kindness), Skepta u.a.m.
Mid tempo realness
Cupid Deluxe
"Cupid Deluxe" ist auf Domino Records erschienen
Hynes skizziert auf seinem zweiten Album sein Leben in New York, er nimmt Gespräche auf der Straße auf und das Jammen einer Band in einer Bar. Seine field recordings schichtet er mit R’n’B, Studio 54 bass beats, Chillwave und Softrock und versetzt sie mit Episoden aus seinem Gefühlsleben.
Blood Orange geht einen weiteren musikalischen Schritt in Richtung Mitte der 1980iger. Etliche (frühe) Prince-, The Cars- und Scritti Politti-Referenzen blitzen darauf auf, Saxophon- und Soundlayering-Eskapaden inklusive.
Nur die Liebe zählt
"I've been changing my whole scene, to be somebody different. This is where we got to, knowing that you are the wrong thing." (No Right Thing, Blood Orange)
Cupid verrät schon - es geht um die Liebe, genauer gesagt um das Sichverlieben und die darauf folgende Entzauberung, geht es Hynes in seinen neuen Songs. Er singt vom Beenden nicht funktionierender Liebschaften ("No Right Thing"), dem Wiederfinden des eigenen Selbstwertgefühls ("You are not good enough") und beschreibt Momente emotionaler Unsicherheiten ("Always Let You Down") im Duett mit Friends-Sängerin Samantha Urbani. "Always Let You Down" ist eine Coverversion des Songs “I Can Only Disappoint U" der britischen Pop-Band Mansun aus dem Jahr 2000.
Stacey Mark
Mit "Cupid Deluxe" beweist Blood Orange abermals sein Können als vielseitiger Musiker, der aus einer immensen Fülle an Inspirationen und Einflüssen schöpft. Hynes scheint sich in seiner Haut wohler zu fühlen, was seinem Songwriting und seiner Produktion zugute kommt, denn er schüttelt wie beiläufig wunderbare pure Songkonstrukte aus dem Ärmel.
Ich hoffe trotzdem, dass es kein drittes Album als Blood Orange geben wird. Zu neugierig bin ich, was aus Dev Hynes in Zukunft noch entstehen wird. Das was er uns auf "Cupid Deluxe" zeigt, ist zwar großartig, aber erst der Anfang.