Erstellt am: 30. 11. 2013 - 16:27 Uhr
Nicolas Mahler in der FM4 Bücherei
- Die FM4 Bücherei mit Nicolas Mahler am Sonntag, 1. Dezember in FM4 Connected (13-17 Uhr)
- Alle bisherigen Gäste der FM4 Bücherei
Die FM4 Bücherei ist keine herkömmliche Bücherei, in der man Bücher ausleiht, sondern eine, in der Bücher vorgestellt werden.
Der oder die BesucherIn der FM4 Bücherei stellt seine oder ihre drei Lieblingsbücher vor, bzw. Bücher, die man lesen sollte.
Diesmal zu Gast: Nicolas Mahler
- www.mahlermuseum.at
- Nicolas Mahler: Wer alles liest, hat nichts begriffen. (Ausstellung im Karikaturmusem Krems)
Der Zeichner Nicolas Mahler schätzt sich selbst nicht als lustig ein, schon gar nicht als fröhlich, auf keinen Fall als humorvoll, vielleicht noch als witzig. Er lache nicht viel. Am ehesten über die eigenen Bücher, erzählt er in der FM4 Bücherei.
Dafür lachen andere umso mehr über seinen trockenen Humor und seine Zeichnungen, die etwa in der "FAZ", "Die Zeit", der "Neue Zürcher Zeitung" oder in der "Titanic" erscheinen. Charakteristisch sind seine auf wenige Striche reduzierten Figuren, die meistens nicht mal ein Gesicht haben, dafür aber riesige Nasen.
Über 25 Bücher hat Nicolas Mahler schon veröffentlicht. Im Ausland ist er wohl der gegenwärtig bekannteste Österreichische Zeichner. Und im Inland gibt's derzeit im Karikaturmuseum Krems eine große Ausstellung, die sich ganz seinem Werk widmet.
In einer schönen Regelmäßigkeit erschienen in den letzten Jahren Literaturklassiker, die er in Comicformat adaptiert haben: "Alte Meister" von Thomas Bernhard und im Vorjahr der Kinderbuchklassiker "Alice in Wunderland" von Lewis Caroll mit Texten von H.C. Artmann "Frankenstein in Sussex" gemixt – entstanden ist daraus "Alice in Sussex". Dieser Tage ist sein neues Buch erschienen: "Der Mann ohne Eigenschaften" von Robert Musil.
fm4 zita bereuter
E. M. Cioran: Vom Nachteil, geboren zu sein
suhrkamp
"E. M. Cioran ist ein rumänischer Philosoph, 1911 geboren, der Aphorismen geschrieben hat – also ganz kurze Texte, die meist nur eine oder zwei Zeilen lang sind. Der hat mehr oder minder andauernd seine Gedanken zu Papier gebracht und diese Gedanken drehen sich hauptsächlich darum, wie ungerecht es ist, dass er leben muss.
Ein Hauptwerk heißt "Vom Nachteil geboren zu sein". Das ist auf jeden Fall sehr tröstend. Wenn es einem schlecht geht, kann man immer nachschauen und sich denken, "na dem geht's ja noch schlechter". Aber dem geht's ihm sogar so schlecht, dass es schon wieder lustig ist.
Der hat sein ganzes Leben lang nur gelitten. Der hat z.B. nie schlafen können und hat in der Nacht immer notiert, wie furchtbar diese schlaflose Nacht wieder war und der Tag der kommt, ist noch viel entsetzlicher usw. Ich finde es auch angenehm, weil es so kurz gehalten ist. (…) Der hat im Gegensatz zu mir Humor."
Krazy Kat: The Comic Art of George Herriman
Harry N. Abrams
"Dieser Comic war für mich der Auslöser überhaupt, so zu zeichnen, wie ich jetzt zeichne. Das war eine Comicserie, die Herriman 1911 begonnen hat, die ist in Amerika in Zeitungen in Strips erschienen. Das handelt von einer Dreiecksbeziehung zwischen einer Katze, einer Maus und einem Polizisten – wo jeder für die andere Figur jeweils einseitig etwas empfindet. Das ist ein klassischer Comicstrip. Man könnte sagen, "minimal" gezeichnet. Es sind hauptsächlich nur die drei Charaktere und kein großer Handlungsbogen. Das hat mich einfach fasziniert, weil es mir gezeigt hat, was mit Zeichnerei alles möglich ist. Er hat sehr viel mit Seitenlayout gespielt und dadurch, dass er mehr oder weniger immer die gleiche Situation gehabt hat, hat er sehr viel Wert auf die Form und die verschiedenen Arten des Erzählens gelegt. D.h., er hatte manchmal Seiten, die waren textlos. Dann waren sie wieder total zugetextet. Mal waren sie surreal. Mal waren sie still. Alles mit relativ einfachen Mitteln.
Das hat mich immer angesprochen, dass man einfach aus seinem Hirn irgendwas rauszieht und auf dieses leere Blatt bringt.
Es ist phasenweise auch sehr schwer zu lesen – oft gereimt.
Bei "Krazy Kat" ist mir einfach so der Knopf aufgegangen. Er ist ein brillanter Zeichner, aber wenn man nicht selber zeichnet, merkt man nicht, wie gut der ist. Wenn ich keine Lust habe zu zeichnen, schaue ich "Krazy Kat" an und dann krieg' ich wieder Lust. Beim Herriman wirkt einfach alles beim Lesen so, als hätte er es sich in dieser Geschwindigkeit, in der man es gerade liest, ausgedacht und gleich gezeichnet. Es wirkt alles unglaublich locker aus dem Ärmel geschüttelt – das war eigentlich das, wo ich hinwollte."
Phil Baines: Penguin by Design: A Cover Story 1935-2005
Allen Lane
"Ein Buch über die Covergestaltung von Penguin books. Die kennt man ja eh – dieses Pinguinlogo. In den 30er Jahren hat das ganz minimal begonnen – auch durch die Umstände damals. Im Zweifarbdruck – Schwarz und immer eine Schmuckfarbe. Sehr einfach gehalten – eigentlich nur Typographie und der Pinguin oben. In dem Buch sieht man die Entwicklung der Buchgestaltung von den 30er Jahren bis 2005. Das ist sehr interessant zu verfolgen. Die verschiedenen Artdirektoren sind auch interviewt. Auch die wirtschaftliche Situation des Verlags und wie die Buchgestaltung da wichtig war, um Leserschwund zu vermeiden. Auch die missglückten Versuche, zu mehr Lesern zu kommen. Und dass es das einheitliche Erscheinungsbild behalten soll und trotzdem angepasst wird an modernere Zeiten.
Eine meiner Lieblingsgeschichten in dem Buch ist die Covergestaltung von Graham Greenes "Unser Mann in Havana". Da hat anscheinend der Verlag ein bisschen ein Tief gehabt und da haben sie die relativ typische Schrift draufgegeben und darunter eine kitschige Zeichnung mit einer Rose. Und der Graham Greene hat sich furchtbar über die Kitschzeichnung aufgeregt, und dass er so eine Behübschung nicht braucht. Bei ihm reiche es, wenn nur ein weißes Cover ist und da drauf steht "Graham Greene" und darunter der Buchtitel und es verkauft sich wie die Hölle. Und weil er damals ein bekannter Autor war, hat sich ihm der Verlag bei der zweiten Auflage gebeugt, weil er sonst vielleicht zu einem anderen Verlag gegangen wäre. Die haben die zweite Auflage wirklich weiß gedruckt mit "Graham Greene: Unser Mann in Havana" und sie haben nichts verkauft. Die Auflage haben's dann gleich vom Markt genommen. Bei der dritten haben sie die kitschige Zeichnung noch größer drauf gegeben und es ist wieder gut gegangen. "