Erstellt am: 14. 1. 2014 - 17:07 Uhr
"Got through the struggle with those cataclysmic verses"
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Der junge kalifornische Rapper und Produzent Jonwayne hat seinen Namen nicht – wie man annehmen könnte – vom Western-Filmhelden mit ähnlichem Namen ausgeborgt – im Gegenteil nahm sich der Schauspieler mit dem Geburtsnamen Marion Morrison Anleihen bei "Mad Anthony" Wayne, einem General der amerikanischen Armee im Revolutionskrieg und tatsächlichen Vorfahren des Rappers. Dieser kam nach einigen Internet-EPs kürzlich mit seinem Rap-Debüt heraus, das im besten Sinne so schnörkellos klingt wie sein Name: Rap Album One.
Seine ersten Sporen verdiente sich Jonwayne als Produzent im Dunstkreis der legendären Clubreihe Low End Theory in Los Angeles, die auch eng mit den Karrieren von Flying Lotus, Nosaj Thing oder Gaslamp Killer verknüpft ist. 2011 erschien mit Bowser sein Produzentendebüt, danach folgten auch einige instrumentale Internet-EPs. Stones Throw-Chef Peanut Butter Wolf stießen aber auch die sonore Stimme und die nihilistischen Texte des jungen Musikers ins Ohr und er nahm Jonwayne als Rapper unter Vertrag.
Jonwayne
Auf seinem ersten offiziellen Album schafft Jonwayne, der auch großteils selbst produziert hat, den ästhetischen Spagat zwischen Drummaschinenbeats der modernen Variante und düsteren sample-basierten Instrumentalen. An manchen Stellen weckt das gute Erinnerungen an El-P und seine frühere Gruppe Company Flow - auch in der Scheißmirnix-Attitüde!
Jonwayne inszeniert sich auf Rap Album One erfolgreich als sympathischer Weirdo – ein Archetyp, den wir aus Dutzendschaften von Filmen, Erzählungen und Platten über die US-amerikanischen Vorstädte kennen. Im Rap-Genre hingegen dominieren Gangster, Player oder die missverstandenen Muttersöhnchen mit dauergekränkten Egos – Jonwaynes ist also ein sehr willkommene frische Perspektive.
Besonders gut kommt das im Kontrast zu seinem etwas angeberischen Freund Scoop Deville zur Geltung. In dem Song The Come Up Pt. 1 beschreiben sie ihr jeweiliges Aufwachsen – und während Scoop, der Sohn des legendären Chicano-Rappers Kid Frost, schon zur High School mit dem Luxusschlitten vorfährt, musste sich das dicke Weißbrot Jonwayne ebendort eher gegen die Bullies durchsetzen…
Das hatte der FM4 Hip Hop Lesekreis (Natalie Brunner, Mahdi Rahimi, Adia Trischler & Ole Weinreich) darüber zu sagen: