Erstellt am: 18. 11. 2013 - 22:23 Uhr
The daily Blumenau. Extra Edition, 18-11-13.
Seit der NR-Wahl online: der Versuch das klassische Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so ansatzweise Täglichkeit hinzukriegen. Und das immer mit Items aus diesen Themenfeldern.
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Der U21-Kader fürs EM-Quali-Match gegen Ungarn
Tor: Samuel Radlinger (Rapid), Christoph Riegler (St. Pölten), Andreas Leitner (Admira).
Abwehr: Patrick Farkas (Mattersburg), Thomas Weber (Admira), Lukas Spendlhofer (Varese/ITA), Florian Neuhold (Altach), Matthias Maak (KSV), Christoph Martschinko (Wr.Neustadt).
Mittelfeld: Tobias Kainz, Daniel Offenbacher, David Schloffer (Sturm), Peter Tschernegg (Grödig), Louis Schaub (Rapid), Kevin Stöger (Lautern/D), Alessandro Schöpf (Bayern/D).
Angriff: Robert Zulj (Ried), Kevin Friesenbichler (Bayern/D), Michael Gregoritsch (St.Pauli/D), Dominik Starkl (Rapid).
Beim A-Team: Martin Hinteregger (Salzburg), Kevin Wimmer (Köln/D).
Verletzt: Richard Strebinger (Werder/D), Gerald Peinsipp (St.Pölten), Simon Piesinger (Innsbruck), Marcel Ziegl (Ried), Marcel Ritzmaier (Cambuur/NED), Marcel Sabitzer (Rapid), Marco Djuricin (Sturm).
Suspendiert: Raphael Holzhauser (Augsburg/D).
Nicht berücksichtigt: Cican Stankovic (Grödig), Dejan Stojanovic (Bologna/ITA), Bernhard Hendl (Regensburg/D); Lukas Rath (Mattersburg), Christian Schilling (Innsbruck), Bernhard Janeczek, Patrick Möschl (Ried), Stefan Nutz (Grödig), Sandro Djuric (Liefering), Christoph Knasmüllner (Ingolstadt/D), Florian Kainz (Sturm), Thomas Murg, Srdan Spiridonovic (Austria), Max Sax (Admira), Toni Vastic (Ried), Jannick Schibany (St.Pölten) uvam...
Siehe auch: Starke Individualisten kaschieren taktische Mängel.
#fußball #klientelpolitik
Dringend nötig sind diese Worte, weil der als Experte fungierende Herbert Prohaska, einer der vielen ehemaligen Teamchefs ohne 2. Gesicht, Plan A oder B in der Halbzeit-Pause dieses Matches die Abwesenheit der Innenverteidiger Hinteregger und Wimmer benutzte, um seinen Intimfeind Ruttensteiner (den Mann, der Andreas Ogris die Beschäftigung versagte) und sein altes Feindbild Koller anzukratzen.
Prohaska hat scheinbar ganz vergessen, dass nicht nur seine Expertise, sondern auch das ganze Match auf ORF Sport+ live übertragen wird und somit für jeden sichtbar ist, dass es keineswegs an den Innenverteidigern (Neuhold und Spendlhofer machen das recht gut) liegt, dass es in der Halbzeit 1:2 für die gut konternden und technisch unglaublich sauber agierenden Ungarn steht.
Prohaska hält uns, die Zuschauer, offenbar für schasaugert, wie man in Wien so schön sagt.
Die Probleme, die die ÖFB-U21 in der ersten Halbzeit hat, sind ganz anderer Natur. Einerseits sind sie im zu einfallslosen und deshalb vergleichsweise einfach zu unterbindendem Flügelspiel zu suchen (über die Zentrale geht, in Abwesenheit von Holzhauser logisch, viel zu wenig), andererseits weil die Lücke zwischen Trainersohn Michael Gregoritsch und den offensiven 3 dahinter vor allem bei den Situationen, in denen es ums schnelle Umschalten geht, zu groß ist.
Beides sind reine Coaching-Fragen und in jedem Trainingslehrgang aufarbeit- bzw. behebbar - und es ist ja nicht das erste Mal, dass die U21 solche Probleme hat. Nur: Dazu bedürfte es eines Coaching-Teams, das die eigenen Fehler auch erkennt.
Wer glaubt, es genüge, die Spieler eindringlich vor der Konterstärke des Gegners zu warnen, wie es Prohaska insinuiert, der wird eben auch weiterhin im Tal der Planlosen festsitzen. Allerdings: Von jemandem mit dem Erfahrungs-Horizont von Mattersburg bis Kapfenberg mehr als die dort genügenden Einsichten zu verlangen, ist wohl auch übertrieben.
In Halbzeit 2 setzt sich die höhere individuelle Klasse von Leuten wie Schaub und Robert Zulj, diesmal auch Tschernegg, gegen die ins Wanken geratenen Ungarn, die nun ihrerseits zu viele Konter zulassen, durch - aber auch das ist nur alte Schule, also auf reinem Zufall aufgebaut, der dann auf bessere Motivation oder billige Floskeln wie Biss, Einsatz, Grasgefresse und anderen Schwachmatismus zurückgeführt werden wird.
Strategisch ist diese U21 selbstverständlich weiterhin unterbetreut.
Und das ist ihr Problem, deshalb gerät sie bei jedem schlimmeren Windhauch so leicht ins Schlingern. So wie es - vor Koller - ja auch beim A-Team jahrzehntelang der Fall war.
Weil die alte Schule, der Zufall, der Erfahrungshorizont zwischen Neusiedler- und Bodensee, ein international nicht lebensfähiges Konzept, hierzulande jahrzehntelang ausgereicht hatte. Und in dieser Welt leben sowohl der Experte als auch der Coach eben immer noch.
Wer genau hinschaut, erkennt: der freiwillige Verzicht auf den Zentral-Stabilisator Raphael Holzhauser (mit dem sich der selbsternannte Peitschenknaller Werner Gregoritsch als harte Autorität etablieren möchte) schadet dieser Mannschaft x-fach mehr als die beiden nicht anwesenden Innenverteidiger.
Aber darum geht es in der scheinbar rein sportlichen Analyse nicht. Dort wird Klientel-Politik betrieben, ganz offen und unter bewusster Inkaufnahme zumindest der Verwirrung des Publikums.
Egal: mit dem 4:2-Sieg bleibt die U21 im Rennen, um einer der vier besten Gruppen-Zweiten zu werden. Dazu muss weiter gegen alle, außer die übermächtigen Spanier gewonnen werden. Und das wird eh hart genug, wenn man weiter auf die alte Schule baut.