Erstellt am: 18. 11. 2013 - 08:56 Uhr
Jake Bugg ist zurück!
Jake Bugg live
Ab 21 Uhr aus dem Vega in Kopenhagen:
"Some days you feel you can pick the world up and throw it. Then some days, you get to think about it and look at the bigger picture. How even Earth in the universe is a tiny little spot, and you're just a Little tiny spot on that. Some days I feel like that." (Jake Bugg, September 2013)
Heute erscheint das zweite Album des Briten Jake Bugg. Vor einem Jahr brachte ihn sein Debutalbum auf Platz 1 der britischen Charts und infolge hinaus in die Welt, die der damals 18-Jährige aus dem nordenglischen Nottingham nicht kannte. Jake Bugg - eigentlich mit richtigem Nachnamen Kennedy - besaß nicht einmal einen Reisepass, als sein Album an die Spitze der britischen Hitparade schoss. Schnell wurde einer angefertigt, und Bugg flog in die USA, um dort mit Noel Gallaghers High Flying Birds auf Tour zu gehen. Man ist inzwischen "best mates", teilt Gemeinsamkeiten wie die Vorliebe zu Vintage-Zigaretten.
Aber eigentlich hat Jake Bugg, so sagt er jedenfalls in einem ausführlichen Interview mit dem britischen Q-Magazin, ein schlechtes Gewissen, wenn er etwas kauft, neue Turnschuhe etwa. Seine alleinerziehende Mutter konnte sich kaum welche leisten für den Sohnemann. Britische Council-Estate-Tristesse, gepaart mit dem Wissen, dass er singen, Songs schreiben und Gitarre spielen kann. Das ist der Background des Jake Bugg. Eine englische Aschenputtel-Geschichte par excellence.
Auf eine Privatschule gehen? Oder einmal eine teure Universität besuchen? Eine andere Welt. Aber es als Musiker schaffen, oder als Fußballer, das würde vielleicht gehen. Der britische Working-Class-Traum. Für Jake Bugg ist er in Erfüllung gegangen. Ganz ohne Casting-Show im Fernsehen. Bugg ist the real deal, und das macht ihn so attraktiv. Er hat Street-Credibility ohne Ende. Dafür lieben ihn die jungen Männer, weil er einer von ihnen ist, und die jungen Frauen, weil er einer ist, bei dem man sich traut, eine Nachricht samt Telefonnummer nach dem Konzert backstage zu schicken. Zurückrufen tut er dennoch nicht, denn, wie er im Q-Interview nachdenklich sagt: "Man kann ja nicht einfach ins Blaue hinein bei jemandem anrufen, oder?"
Hanna Silbermayr
I feel guilty, everytime I buy a new pair of trainers
Jake Bugg hat die Songs, die Stimme und ein elegantes Gitarrespiel. Er hat die Balladen, die er inbrünstig und einem das Herz aus der Brust reißend singt. Er hat die Rock-n-Roll-Nummern, die er mit dem Selbstbewusstsein eines jungen Liam Gallagher hinausschreit. Er hat den trockenen Humor eines Mark E. Smith. Und obendrein, Jake Bugg's got the looks. Eine Rauph-Lauren-Lederjacke kommt da etwa gut. Er bekam sie diesen Sommer in den Staaten geschenkt. "Das Arge ist ja", sinniert Jake Bugg im Q-Interview, "dass wenn du arm bist, du dir nichts leisten kannst, und wenn du dann richtig Geld verdienst, wie ich jetzt, man dir teure Dinge wie etwa Kleidung gratis zur Verfügung stellt, wo du sie dir auch kaufen könntest."
Jake Bugg kommt am 5. 12. 2013 ins Gasometer, Wien
Auf dem neuen Album, "Shangi La" - benannt nach jenem mystischen Paradies, das irgendwo in der Gegend des Himalaya liegen soll, und dem Tonstudio in Kalifornien, in dem der Longplayer aufgenommen wurde, zusammen mit Studiobesitzer Rick Rubin - blickt Jake Bugg vielleicht ein letztes Mal zurück zu seinen Wurzeln, so wie er es jetzt noch tut: "Messed Up Kids", "Kitchen Table", "Slumville Sunrise" oder "What Doesn't Kill You" mögen im kalifornischen Malibu entstanden sein, sind aber im Kern britische Songs. Was immer die Zukunft bringen mag, sagt Jake Bugg im Interview mit dem Q-Magazin, weitere Nummer-1-Platten, weltweites Touren, oder doch nur Auftritte in Gemeindezentren in, ah, Nordschottland, er macht es. Da stapelt Bugg wohl tief. Nein, sagt er. "You just don't know, do you?" Ein Stück wie "Song About Love" vom neuen Album ist jedenfalls jetzt schon so etwas wie ein Klassiker, eine Art Glen-Campbell-meets-Oasis - "Wichita Lineman" trifft auf "Look Bang In Anger" - und letztlich Jake Bugg pur.