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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

15. 11. 2013 - 16:49

The daily Blumenau. Friday Edition, 15-11-13.

Wieder einmal Fußball, aber wieder ganz ohne Sport: mit fehlendem Schuldbewusstsein und viel Augenauswischerei. Diesmal mit Musik-Klammer (Savages, Amanda Palmer)!

Seit der NR-Wahl online: der Versuch das klassische Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so ansatzweise Täglichkeit hinzukriegen. Und das immer mit Items aus diesen Themenfeldern.

Zuerst aber ein paar Takte Musik... Weil die Savages, die Verfasserinnen meines diesjährigen Lieblings-Spoken-Word-Intros gerade ihren (ersten) Österreich-Termin abgesagt haben, hier eine kleine Ersatz-Konserve:

Nein, Uli Hoeneß ist natürlich nicht Pablo Escobar...

#machtpolitik #fußball #steuerhinterziehung

... aber wenn dieser wahre Herrscher seines Reiches (oder, um im Hier und Heute zu bleiben, einer der mexikanischen Kartell-Bosse, deren Namen man halt nimmer kennt, weltweit, deshalb der Rückgriff auf den alten Escobar) einen Auftritt hinlegte vor seiner Gefolgschaft, die er zu großen Erfolgen und in lichte Höhen geführt hatte, dann wurde er durch die überlebensgroße Zustimmung auch zu Tränen gerührt; und in seiner Führungsrolle mehr als bestätigt.

Natürlich sind auch die Mitglieder von Bayern München keine Verbrecher - aber die interne Abfeierung des Mannes, der die grandiosen Erfolge der letzten Monate und Jahre eingefahren hat, basiert auf den letztlich selben emotionalen Zuschreibungen.
Vor allem eine Gemeinsamkeit ist gefährlich: dass man sich nach innen einigelt, von daußen nix sagen lassen mag, den Helden nicht rausschießen lassen will.

Das ist dann, wenn dieser Heroe ein eingestandener Steuerhinterzieher ist, ein Geldverzocker auf fast schon Kweku Adoboli-Level, der seine Gemeinschaft, den deutschen Staat, um ganz viele Kindergärten oder vielleicht sogar ein Krankenhaus betrogen hat, ein echtes ethisches Problem.
Der Applaus der bayerischen Jubelperser, die den letztlich nur symbolischen Erfolg eines Vereins über das auch sie und ihre Familien betreffende Gemeinwohl stellen, erschwert die in diesem Fall sowieso wieder schwer herzustellende moralische öffentliche Hygiene.

Die wäre letztlich nur dann wieder herstellbar (oder im besseren Fall sogar optimierbar), wenn sich der Saulus zu einem echten Paulus wandelt, also 1) seine Schuld einsieht, öffentlich macht, sich 2) aus Ämtern, die einen gewissen moralischen Anstand vorraussetzen, zurückzieht und 3) einen Sühne-Rundgang durch Erziehungseinrichtungen (Schulen etc) macht.

Alles andere ist nichts wert.
Aber nichts davon steht an.
Auch wegen dem escobarmäßigen Jubel von Fans, die noch tausendmal "sogenannter" sind als jeder noch so tumbe Hooligan. Die kloppen einander nur sinnentleert, während sich die Hoeneß-Bejubler an der Gesellschaft vergreifen.

So bleibt Uli Hoeneß nur das, was er ist, nämlich die beschämende Figur des bisherigen Uli Hoeneß, ein Pharisäer mit grobklotzigem Hang zur Fremdbeschuldigung und gänzlich unsichtbarer Schwelle zur Selbstkritik.

Außerdem hat Fellners Österreich dem Offenen Brief des ÖFB-Teams mit dieser Stellungnahme geantwortet. Peinlich ausgespart werden dabei die Pöbel-Attacken auf den Teamchef, die Antwort dreht sich hauptsächlich um die teilerfundenen Interviews des Blattes.
Dazu gilt anzumerken, dass die Tradition des "In-unserem-Sinn-fest-Umschreibens" im Hause Fellner eine alte und bewährte ist und dass ich die Worte aus vielen exklusiven Österreich-Interviews oft davor in Pressekonferenzen oder anderen Interviews gehört oder gelesen habe.

Der Wettsumpf und das logische In-den-Sack-Gelüge

#fußball #matchfixing #sponsoring

Die Absprache ist fast so alt wie der Fußball selber. Dementsprechend inhaltsleer sind die Sonntags-Reden der (in der Sache völlig plan- und hilflosen) Sport-Verantwortlichen; die sich noch dazu in der Vergangenheit eher als Vertuscher und Bremser hervorgetan haben oder zumindest für mehr Verwirrung als Aufklärung gesorgt haben.

Es geht nicht darum Wettbetrug zu verhindern (Kriminalität lässt sich nicht verhindern), sondern sich dem Thema zu stellen, offensiv, und dem Milieu soviel Nährboden wie möglich zu entziehen.

Nur: Die Nährboden-Bereiter sind mittlerweile die wichtigsten Sponsoren des Sports. Die großen Wett-Ketten sitzen - dort, wo man es zulässt, in Deutschland nicht, in Österreich sehr - im innersten Kreis, sind Hauptsponsoren von Ligen und Vereinen.

Weshalb dann - allerliebst - auch medial an der Mär von der Differenzierbarkeit der "guten" und der "bösen" Wettanbieter gestrickt wird.
Das ist natürlich Schwachsinn. Wenn, wie im Fall Taboga/Kuljic (wo es nach aktuellem Stand keine Opfer, sondern nur Täter und ausschließlich Loser zu geben scheint) auf Elfmeter gewettet wird, dann ist es völlig egal, ob böse Asiaten (ich tippe auf Fu-Manchu) oder hiesige Zocker ihre Wetten bei den "guten" oder den "bösen" Ketten, ob sie es bei Inter-Bet-Win-Cash-Odd-Novo-Admiral oder sonstwo platzieren.

Ungehinderter Sportwetten-Wildwuchs ist nicht nur rein räumlich, optisch und gesellschaftlich ein echtes Problem, sondern der Nährboden, auf dem sich all dies entwickeln kann.

Und solange dieses Milieu ein wichtiger Geldgeber bleibt, wird sich, trotz triefäugigster Sonntagsreden, gar nichts ändern können. Es bräuchte eine Sektion 8, die sich nach dem kleinen Glückspiel auch der Sportwetten-Plage annimmt. Die große und auch die kommunale Politik wird nämlich nichts unternehmen: Sie sieht darin viel zu oft den leicht verdienten Steuer-Schilling anstatt die sofortigen und die Spätfolgen (kaputte Existenzen durch Spielsucht) auch miteinzuberechnen.

Ach, Amanda Fucking Palmer, wie sehr steh ich auf dich...

#musik #körperlichkeit

... weil du immer und in jeder Situation so schön und ungeschminkt die Dinge ansprichst, die ansprechenswert sind; und weil deine Analyse meist trifft. Und weil ich in der Miley Cyrus-Sache so ganz und gar deiner Meinung bin.

Ja, und das ist ihr Lou-Reed-Tribute von gestern Abend: