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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

14. 11. 2013 - 19:08

The daily Blumenau. Thursday Edition, 14-11-13.

Die Sache mit der Sozialdemokratie und den belasteten Nachfolge-Parteien; und eine echte Gegendarstellung.

Seit der NR-Wahl online: der Versuch das klassische Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so ansatzweise Täglichkeit hinzukriegen. Und das immer mit Items aus diesen Themenfeldern.

SPÖ, SPD tun's wie mit den belasteten Nachfolge-Parteien?

#nr-wahl #ideologie

Die SPD wird ab morgen auf ihrem Parteitag eine Grundsatzfrage klären. Nämlich: Geht was mit der Linken, koalitionstechnisch, auch auf Bundesebene? Die Ampel dazu steht aktuell auf "Go", eher nicht heuer, da hält man sich wohl an die Versprechen vor der Wahl, aber für nach den nächsten Wahlen.

Diese Entscheidung ist kein Lapperl. Denn "Die Linke" ist keine normale demokratische Partei, sie ist (egal ob de jure oder de facto) die Nachfolge-Partei der SED, der diktatorisch regierenden Einheits-Partei der versunkenen DDR, einer krassen und durchaus widerlichen Diktatur, die unter Vorspiegelung demokratische Strukturen diese jahrelang verhöhnt hat.

Die SED steht zudem für die Errichtung eines flächendeckenden Spitzelwesens gruseligsten Ausmaßes, für die pervertierte Deformation eines intellektuellen Diskurses, den Ruin jeglicher Ökonomie und hat an einem - heute auch im Kapitalismus ähnlich angewandten - System der Ruhigstellung seiner Bürger experimentiert. Ja, die DDR-Führer haben auch irgendwelche Autobahnen gebaut, aber die Verbrechen des Regimes bleiben in der DNA der Nachfolge-Organisationen hängen; noch zwei, drei Generationen sicher. Und wenn sich in dieser Partei weiter und weiter Ostalgie-Rülpser auftun, wird es noch länger dauern.

Mit so einer Partei (und den mittlerweile eh ziemlich in der Mitte angekommenen, unproblematisch bürgerlichen Grünen) das wiedervereinigte Land zu regieren (die entsprechende Mehrheit dazu wäre ja jetzt schon vorhanden): oha.
Andererseits: Wie lang geht das mit der Komplett-Ausgrenzung von weiten Teilen der Bevölkerung, die sich durch diese Kräfte tatsächlich repräsentiert sieht?

In Österreich wird eine ganz ähnliche Ausgrenzungs-Frage (auch hier geht es um eine kornblumenblaue De-facto-Nachfolge-Partei, auch hier geht es um nachtrauerndes Gerülpse und die ethische Frage, ob die ehemals Verfolgten mit Kellernazis überhaupt koalieren können.

Damit setzt sich jetzt die SPÖ-Vordenker-Publikation Zukunft auseinander. Zukunft-CR Ludwig Dvořak behandelt das Thema in Rot-Blau ante portas ungeschönt und ohne den lachhaften, die wesentlichen Nuancen zukleisternden Politsprech, dem die meisten Akteure, vor allem auch seiner Partei, bereits verfallen sind wie Ersatzdrogen-Süchtler. Interessanterweise ist die aus dem gewissenhaften Herzen der SPÖ kommende Analyse weniger parteiisch und auch deutlich weniger populistisch als bisherige Zwischenrufe aus den Qualitätsmedien, bis hin zur deutschen "Zeit".

Da fällt mir ein, dass die Zukunft ganz ohne Zutun des großen offiziellen SPÖ-Think-Tanks, des Renner-Instituts, erscheint. Früher so richtig öffentlich, in jeder gut sortierten Trafik, heute nur verschämt in dreieinhalb linken Buchhandlungen. Da fällt mir dann auch noch ein, dass Armin Thurnher den neuen Renner-Chef im Falter in einer Art Generationen-Solidarität als möglichen Retter der SPÖ sieht, weil er sich jetzt nimmer mit "mediengetriebener" Tagespolitik beschäftigen muss, sondern in die programmatische Tiefe gehen kann. Treffen wir uns doch in einem Jahr an dieser Stelle, um zu checken, was da weiter gegangen ist.

Für die FP-Frage prophezeie ich einmal: nichts. Die SPÖ ist intellektuell und ideologisch eben wesentlich weniger dünner aufgestellt als ihre deutsche Schwester-Partei, die "Die Linke" dieses Wochenende wohl, bis auf weiteres zumindest, als demokratisch genug einstufen wird, um mit ihr was anzustellen.

Dass die SPÖ die gesamte zweite Republik über mit einer anderen Nachfolge-Partei einer auch durchaus widerlichen Diktatur mitten in der österreichischen Zwischenkriegszeit, kuschelt, ist in diesem Zusammenhang natürlich kein Thema.

Das ist eine Gegendarstellung

#fußball #medien

Abseits.at, vertreten durch seinen Chefredakteur Daniel Mandl, besteht auf einer Gegendarstellung zu dem, was ich am Dienstag hier als 3. Item behandelt habe.

Kirze Zeit später beschäftigt sich auch der Kollege Fiala von 90minuten.at mit der seltsam unkritischen Berichterstattung des Kandidaten Krammer.

Dabei ging es um die Behandlung, die die vor allem in ihrer Berichterstattung zum SK Rapid extrem gut informierte und hochanalytisch-kritische Redaktion, den in den letzten Wochen/Tagen aufpoppenden Präsidentschafts-Kandidaten (als Edlinger-Nachfolger) zukommen ließ. Ich habe eine am Wochenende erschienene Geschichte, die den Kandidaten Krammer und sein Programm in einem erstaunlich positiven und - was meine Erwartungen an abseits.at betrifft - vergleichsweise unkritischen Licht sieht, während der zuvor von einem Rapid-Wahlkomitee abgelehnte Kandidat Kirisits keine Analyse/Geschichte wert war, zum Anlass genommen, so etwas wie Befangenheit zu konstatieren, weil laut meinen (offenbar nicht so quellenreinen) Informationen, die Abseits/AustrianSoccerBoard-Crew Gewährsleute in ebenjenem Gremium sitzen hat.

Daniel Mandl sagt nun, dass dies die Unwahrheit ist: Niemand aus seiner Crew "sitzt in irgendeinem Rapid-Gremium. Ich bin bei Rapid kein Player, sondern halt einer, der helfen will. Ich habe null Einfluss auf das Gremium bzw Wahlkomitee".

Ich habe keinen wie immer gearteten Grund diese Darstellung in Frage zu stellen.