Erstellt am: 12. 11. 2013 - 17:18 Uhr
The daily Blumenau. Tuesday Edition, 12-11-13.
Seit der NR-Wahl online: der Versuch das klassische Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so ansatzweise Täglichkeit hinzukriegen. Und das immer mit Items aus diesen Themenfeldern.
Die Bundesliga unter Manipulations-Verdacht; in flagranti!
#fußball #wettskandal #matchfixing
Die Faktenlage zum in den letzten Stunden aufgepoppten Wettskandal rund um Grödig-Kapitän Dominique Taboga und Gambler Sanel Kuljic ist aktuell (16.30) noch reichlich dünn. Zeit für die billigsten unter den Spekulanten, die sich auf den diversen Meinungs-Basaren ihre Verschwörungs-Theorien als echt die einzig mögliche Wahrheit verkaufen wollen.
Festzuhalten sind jetzt eigentlich nur zwei Dinge - alles andere wird sich erst im Lauf der nächsten Stunden/Tage klären lassen:
1) Im Gegensatz zu den diversen Matchfixings, die durch die Staatsanwaltschaft Bochum schon seit Jahren bekannt sind, aber wegen institutioneller Unbeweglichkeit Jahre brauchen um behandelt zu werden - so wurden jetzt, unendlich viel zu spät, Mario Majstorovic für ein Delikt aus dem Jahr 2009 und der von den Vienna-Fans liebevoll "Das Beciri" gerufene Spieler gleichen Namens für seine Handsserie von 2011 belangt - hat man hier einen ganz aktuellen Fall, der jenseits von großer Ring-Aufdeckung die Blase der Alltags-Kriminalität im Wettbetrugs-Bereich aufsticht.
Durch Tabogas mutiges Nachvornpreschen/Flucht nach vorne (es wird sich weisen, worum es sich genau gehandelt hat) sind wir endlich in Echtzeit dabei.
Wenn Bundesliga und ÖFB ihre Ausreden-Arien anlässlich der durch die schwerfälligen internationale Justizmühlen tatsächlich behinderte Aufklärungsarbeit in den alten Fällen jetzt wiederholen wollen und statt sofortigem Handeln wieder nur Verschleppung/Verzögerung und Nichtssagendes anbieten, brauchen sie zahlreiche Fingerklopfer.
2) In diesem aktuellen wie auch in den erwähnten alten Fällen hat sich nur ein einziges Medium zugemutet beharrlich dranzubleiben. Und das war und ist die Sportredaktion der Kronen-Zeitung. Das mag damit zu tun haben, dass man dort tatsächlich noch die Ressourcen hat, jemanden für eine längerfristige Recherche abzustellen (in anderen Medien kann man das ja aus Kostengründen völlig vergessen) oder auch mit der Beharrlichkeit eines einzelnen. Interessant auch, dass diese Geschichten nicht online nachzulesen sind.
Die Austria Wien bilanziert super und einspruchslos
#fußball #economy
Eine Belobigung der UEFA habe man bekommen, für das vorbildliche Financial Fair Play, vermeldet die Wiener Austria angesichts der eben veröffentlichten Bilanz des Geschäftsjahres 12/13. Und der positive Abschluss (0,7 Mio Überschuss) bietet Anlass zur Freude.
Das ist wunderbar.
Wahr ist aber auch, dass man direkt danach, im Sommertransfer-Fenster, nicht imstande war die Früchte dieser guten Arbeit zu ernten. Die beiden besten Spieler 12/13 wären um gutes Geld in echte Top-Ligen transferierbar gewesen: für den überragenden Torschützenkönig Hosiner hätte man um die 2 Millionen, für Markus Suttner auch eine bekommen.
Bei den Verhandlungen hat man sich dann (recht arrogant) übernommen und blieb letztlich auf der Export-Ware sitzen. Beide Akteure durchlaufen seither eine Krise und sind im Wintertransfer-Fenster maximal ums halbe Geld, nächsten Sommer wahrscheinlich gar nicht mehr anzukriegen.
Auf dieses ökonomische Missverhältnis habe zuletzt nicht nur ich, sondern auch andere Medien kritisch hingewiesen. Ob es Medien gibt, die die ein paar Tage später lancierte Jubelmeldung mit diesem Einwand garnieren werden, bezweifle ich. So würde zwar guter Journalismus funktioneren, der aber ist hierzulande weder im Wirtschafts- noch im Sportbereich allzu stark gegeben.
Wer sich mit dem Objekt der Berichterstattung ins Bett legt...
#fußball #medien #befangenheit
Achtung! Zu diesem Item gibt es in der Donnerstags-Ausgabe eine Gegendarstellung!
... der verliert alles. Es sei denn sowas wie eine neue, offene, transparente Berichterstattung war nie das Ziel eines Projekts. Und nicht ein schneller Weg ins Zentrum der Macht.
Die wunderbare Website abseits.at, das journalistische Outlet der erfolgreichen Fan-Plattform Austrian Soccer Board, war vor einiger Zeit angetreten um das verworrene Fußball-Geschäft auszuleuchten, mit brennenden Fragen zu konfrontieren. Vor allem der Herzensverein der Redaktion, der SK Rapid Wien wurde Ziel von vielen höchst relevanten Analysen.
Mittlerweile hat das Team von abseits.at sich durch diese präzise und konzise Arbeit so unentbehrlich gemacht, dass man in diverse Gremien berufen wurde, die über den völlig neu aufgestellten Verein beraten sollen. Unter anderem saßen Vertreter auch in dem Gremium, das jüngst über die Zulassung zur Wahl des neuen Präsidenten mitbestimmen konnte.
Das ist natürlich eine lose-lose-Situation. Selbstverständlich kann man nichts über ein internes Prozedere berichten; andererseits kann man, vor allem wenn man vorher über Monate und Jahre intensiv in der Materie drin war, jetzt, in der entscheidenden Phase der Neuwahlen/Neuaufstellung nicht nichts tun.
Intransparenter geht es nämlich nicht.
Und das in einem Web-Medium, das sich genau wegen des medialen Geklüngels und Gedruckses, also wegen fehlender Transparenz gegründet hat
Lange hat sich abseits.at um eine Entscheidung gedrückt - am Wochenende nun hat der Chefredakteur ein für Außenstehende sehr unverständliches Hybrid aus angriffiger Verteidigungsschrift und PR für einen genehmen Kandidaten, nämlich Michael Krammer verfasst. Und das nachdem man vor einigen Tagen - durchaus öffentlichkeitswirksam - das Konzept eines anderen Kandidaten, Erich Kirisits zum Anlass genommen hatte, ihn nicht für die Wahl zuzulassen.
Klar geht es da knallhart um Vereins-Politik. Und warum Kirisits jetzt pfui und Krammer jetzt supi ist, ließe sich in einer trennscharfen Analyse auch sicher wunderbar erläutern. Ich würde sowas etwa am liebsten beim besten Auskenner, also auf abseits.at lesen. Geht aber nicht (mehr), weil man nunmehr massiv involviert, ein Player ist, und nur Propaganda absondern kann.
Klar, befangen, klar, lose-lose.
Ließe sich mit einem Gastkommentar von außen aber problemlos hinkriegen. Und das ganz ohne Geschmäckle der Voreingenommen- und Parteilichkeit; die abseits.at, was Rapid-Vorkommnisse betrifft, jetzt mit sich rumschleppen muss.
Wer sich mit dem Objekt seiner Berichterstattung einlässt, muss es auf/abgeben. Das sind ganz simple journalistische Grundsätze, deren Einhaltung nicht altschulig oder puristisch daherkommen, sondern überlebensnotwendig sind.