Erstellt am: 11. 11. 2013 - 21:00 Uhr
"I hope you feel the pain when you hear this song"
mit Natalie Brunner
Manchmal muss man Brillanz aus dem gewohnten Kontext reißen, um sie so richtig zum Glänzen zu bringen. Ein Beispiel dafür ist Freddie Gibbs: Er ist sehr gut in dem was er macht, aber erst wenn seine Gangsta-Moritate mit unerwarteten Beats und Soul-Interludes verbunden werden, wird es herausragend. Ungeahnte Synergien greifen auf die Herzen der toughesten Mofos (wie zum Beispiel die Teilnehmerinnen des Lesekreises) zu. Richtige Gs weinen auch öffentlich.
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freddie gibbs
Madlib ist inzwischen auf einem derartig einsamen und unerreichbaren Level angelangt, dass es ihm offensichtlich zu langweilen wäre, einen straighten Beat zu einem Song zu machen. Seine Produktionen für Gibbs sind meist mindestens drei Beats in einem, mit cineastischer Dramaturgie und Vorstellungen der Gastkünstler wie BJ the Chicago Kid. Hör-Filme, so ergreifend wie Scarface in 3 Minuten 20.
Man kann nicht über Freddie Gibbs sprechen, ohne seine Heimat Gary, Indiana zu erwähnen - von wo übrigens auch die Jacksons stammen. Der ehemaligen Stahlstadt etwas südöstlich von Chicago ging es wie so vielen von einem Industriezweig (oder gar einer Firma) abhängigen US-Kommunen ab den 1970er Jahren: Plötzlich war die Konkurrenz aus Übersee billiger, Hundertschaften von Arbeitern wurden entlassen und das Verbrechen und die Drogen, allen voran Crack, übernahmen die Kontrolle. Auch wenn sich Freddies Gegend bei einer kleinen Streetview Safari nicht wesentlich von anderen suburbanen Nicht-Orten zu unterscheiden scheint, hat er andere ganz Geschichten zu erzählen: Die von seinem Onkel zum Beispiel, der vom king zum fiend wurde - oder das gesamte Thuggin-Video, das einen extrem unglamurösen Blick auf den Gangsta-Alltag wirft:
Der reflektierte, schon etwas gereifte Gangsta ist eine Rolle, die Freddie Gibbs gut zu Gesicht steht. Nicht zuletzt, weil er zehn Jahre älter ist als die Rap-Kriegsreporter aus dem benachbarten Chiraq. Da kann man dann auch fast schon menschelnde Geschichten erzählen, wie die von Deeper, dem neuesten Vorboten zu Madlib & Gibbs' gemeinsamen Album Piñata: Von der Freundin, die ihn während eines Gefängnisaufhaltes für einen anderen Typen verlässt und mit dem sie dann eine Familie gründet. Aber am Ende ist dann doch nicht alles so, wie es schien - wir sind hier schließlich in der Welt von Freddie Gibbs.
Der HipHop-Lesekreis (Natalie Brunner, Mahdi Rahimi, Ole Weinreich und meine Wenigkeit) über "Deeper" von Freddie Gibbs & Madlib:
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