Erstellt am: 11. 11. 2013 - 17:16 Uhr
The daily Blumenau. Monday Edition, 11-11-13.
Seit der NR-Wahl online: der Versuch das klassische Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen, um so ansatzweise Täglichkeit hinzukriegen. Und das immer mit Items aus diesen Themenfeldern.
Kartenhäuser, doch besser im Aufbau als im Abgang
#bewegtbild #serie
Viel Vorab-Promo gab es. Die beste Polit-Serie aller Zeiten soll es sein, West Wing würde es in den Schatten stellen.
Nun, House of Cards kann einiges: Kevin Spacey kann die vierte Wand durchbrechen, Robin Wright kann Eiswürfel reden, das Drehbuch kann in einer Folge mehr realness erzeugen als alle Borgen-Staffeln zusammen, David Fincher (Fight Club, Seven) kann eine düstere Athmosphäre sondergleichen zaubern - trotzdem bleibt House of Cards hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Filmfrau Claire sagt es recht früh zu Frank Underwood, dem wir beim Intrigieren zusehen werden wollen: er strahle keine Emotion aus.
Das ist der Unterschied zu z.B. Homeland, wo der spannende Plot von emotionsgesteuerten Figuren vorangetrieben wird, aber eben auch zu West Wing, wo jede Folge ein anderer Irrsinn aufpoppt und um Lösung bettelt. House of Cards nimmt sich aber (epischer Serien-Aufbau hin oder her) auch keine Sekunde Zeit, ein tatsächliches Spinnennetz der gegenseitigen Abhängigkeiten aufzubauen, wie es etwa The Wire tut. Wie in einem zu hektisch erzählten Woody Allen Film drängt uns die von Spacey zu trocken angelegte Underwood-Figur in ihr kleines Universum.
House of Cards, sonntags ab 22 Uhr irgendwas auf ORF 1
Zugegeben, das alles ist Gemäkel auf unglaublich hohem Niveau. House of Cards ist, relativ gesehen und was das Politdrama-Genre betrifft, auch absolut ganz große Klasse. Robin Wright, Michael Kelly, Reg E. Cathy und Chance Kelly sind umwerfend, Kate Mara wird es wohl noch werden. Politische Realitäten und Zusammenhänge wurden selten unaufgeregter und lakonischer präsentiert.
Es war vielleicht wirklich die etwas zu schnatterige Vorab-Promo, die uneinlösbare Versprechen aufgebaut hatte. Ich werde mir künftig sowas nicht mehr anhören und nur noch auf das Ding selber achten.
Ich verstehe die jungen Journalismus-Lehrgangsbesucher...
#medien #pr
... die mittlerweile in ihrer Mehrheit angeben, gar nicht im Journalismus, sondern in der P.R. arbeiten zu wollen.
Bessere Arbeitsbedingungen, besseres Geld, mehr Möglichkeiten. Früher wurden jene, die sich der veröffentlichten Meinung anschließen wollten, durch ein ethisch überkommenes Bild davon abgehalten sich den Aschenputtel-Schwestern anzuschließen, die sich deppert die Füße abschnitten um auch geil dabei zu sein. Im Aschenputtel-Journalismus gab es zwar weniger, aber die Hoffnung auf das Echte, die blieb bis zuletzt.
Mittlerweile zählt das nichts mehr, weil sich die Mainstream-Meinung durchgesetzt hat, dass der, der die bessere Werbung hat, die Wahrheit sprechen muss. Is so. Wenn du, liebe UserIn jetzt nicht nickst, bist du über 28 und solltest einmal nachfragen.
Was die Wahrheit ist, kann die junge hoffnungsvolle Nachwuchs-PR-Kraft irgendwann auch selber bestimmen. Im Journalismus gibt es da Korrektive wie "die Redaktion", zur Not auch Ethikräte; in der PR gibt es nur den Zwang zur Originalität, auffallen zu müssen. Als Journalist kann man auch campaignisieren, lügen, wenn man wie manch Kronen-Zeitungs-Kolumnist branchenentmündigt ist auch vor sich hin krakeelen und gerichtsreif schimpfen - meist bleibt sowas aber - es gibt schließlich eine massive Konkurrenz - nicht allzulang alleine stehen.
Im PR-Bereich geht alles. Man kann wie Josef Kalina am Wochenende in der Wiener Zeitung ganz ganz vollblaue Augen kriegen und den Extrem-Hasen (den, der noch nie irgendwas gewusst hatte und nie etwas wissen wird) spielen. Oder man kann wie Rudi Fußi heute im Standard den letzten großen Kunden (das Team Stronach) jeannéemäßig beflecken; es fällt nichts auf einen selber zurück. Dass man entweder ein Volltrottel oder ein geldgeiler Allesmacher sein muss (denn die Typologie des Kunden war ja auch schon vor der Übernahme des Jobs klar) - interessiert keinen.
Ich sag's ja: wer heute noch den Journalisten macht, ist ein echter Idiot. Nur weil sie noch Zehen und Fersen haben...
Hoppala, eine Nebenbei-Kriegserklärung von Marcel Koller
#fußball #medien
Die, die es angeht, sind nicht so lesestark, dass sie das gleich gecheckt haben. Aber: was Marcel Koller da gestern in seinem großen Kurier-Interview sagt, das ist für seine Verhältnisse hyperangriffig.
Zurecht.
Schließlich haben diese Figuren versucht ihn mit den übelsten Tricks anzupinkeln und lächeln ihm jetzt freundlich ins Gesicht.
Da darf das schon sein.
Koller sagt da also: Auffällig ist auch das ständige Reden von der Vergangenheit. Mich hat nie interessiert, was vor zehn, 20 oder gar 30 Jahren war. Österreich hat natürlich viele Legenden, in der Schweiz sind die völlig egal. Du kannst 100 Länderspiele haben, und es interessiert eigentlich keinen. Er wird nicht hofiert und chauffiert. Ich hab' zwar keine 100 Länderspiele, aber wenn ich irgendwo in der Schweiz ein Spiel anschauen will, bekomme ich wegen meiner 55 keinen Parkplatz nahe beim Stadion und kein Ticket in der Mitte, sondern irgendwo auf der Tribüne. Du kannst in der Schweiz nicht erwarten, dass dich das Volk herumträgt, nur weil du vor zehn, 20 Jahren einmal irgendetwas erreichst hast.
Gar nicht so schwer zu verstehender Subtext: in Österreich reicht es allemal vor 20 Jahren einmal super gewesen zu sein um als ewiger Experte und Star hofiert zu werden, egal was du seitdem erreicht hast. Hans Krankl hüpft schon rumpelstilzartig in seinen sockenlosen Slippern auf und ab.
Herafs U19-Kader
Tor: Timo Casali (Austria), Ivan Lucic (St. Florian)
Abwehr: Erman Bevab (Sturm), Francesco Lovric(Stuttgart/D), Dominik Baumgartner (Horn), Alexander Joppich (Augsburg/D), Daniel Rosenbichler (Admira).
Mittelfeld: Michael Brandner, Martin Rasner (Liefering), Peter Michorl (Austria), Sven Sprangler, Alexander Taschner (Mattersburg), Florian Grillitsch (Werder/D).
Angriff: Sinan Bytyqi (ManCity/ENG), Markus Blutsch (Pasching), Valentin Grubeck (Austria), Thomas Gösweiner (Admira), Daniel Maderner (Neustadt).
Verletzt sind Lukas Gugganig (Liefering), Andreas Kuen (Innsbruck) und Bernd Gschweidl (Horn).
Und dann noch die Ausreden des Andreas Heraf...
#fußball
Heute hat U19-Teamchef Andreas Heraf das Team für die anstehende EM-Quali in Serbien (Gegner sind von 13. - 18. 11 die Gastgeber, Finnland und Kasachstan: die Top 2 kommen in die Elite-Runde, die Quali ist also fast Pflicht) nominiert. Ein okayer Jahrgang, die 95er: Sinan Bytyqi von Man City vorne, Peter Michorl (Austria) und Florian Grillitsch (Werder) in der Mitte und Francesco Lovric (Stuttgart) hintendrin.
Ein Problem hatte Heraf aber: er musste einen der 96er-Jahrgänge, die gerade erst die WM am Golf bestritten hatten, nominieren, weil "wir eine sehr dünne Personaldecke in der Abwehr hatten". Dominik Baumgartner vom SV Horn, der bei der U17-WM meist im defensiven Mittelfeld agierte, muss also aushelfen.
Herafs Personaldecken sind gerne und oft dünn. Der Grund dafür ist oft der, dass sich der Junioren-Coach vorschnell und übereifrig mit Spielern überwirft und die dann mit einem Bannstrahl belegt.
Und wenn man genauer nachschaut, dann hält der 95er-Jahrgang mehr als genug Innenverteidiger bereit: Stefan Hager von Bayern München etwa, spielt sowohl in der A-Jugend als auch in der UEFA Youth-League seine Matches. Und wenn nicht er dann sein Backup Patrick Puchegger, auch ein Österreicher.
Apropos Youth League: bei der Austria Wien spielen da Sandro Widni und Michael Blauensteiner in der zentralen Abwehr, und das toll. Florian Madlmayr von Hoffenheim, auch ein Innenverteidiger, ist gerade verletzt, war aber auch zuletzt verbannt.
Man sieht: nicht die Personal-Decke (Heraf hat Lovric und Erman Bevab von Sturm, jetzt eben noch den eigentlich zu jungen Baumgartner) ist dünn, sondern Andreaf Herafs Personal-Politik.
Denn warum mit Oliver Markoutz von Bayern der beste Stürmer seines Jahrgangs fehlt, wieso auf drei, vier andere Legionäre nicht zurückgegriffen wird, warum auch in diesem Jahrgang kein Rechtsverteidiger aufgeboten werden kann, das ist nicht durch die dünnen Decken erklärbar, die Heraf da vor sich her schiebt.