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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

12. 11. 2013 - 09:05

Digitale Spuren verwischen leicht gemacht

Wir haben uns ja schon an den Gedanken gewöhnt, dass all unsere digitale Kommunikation mitgelesen werden kann. Doch das muss nicht sein. Erich Möchel gibt praktische Tipps.

Einerseits gibt es automatisierte Systeme, die uns aufgrund bestimmter verwendeter Worte oder Kontexte passende Werbung einblenden. Andererseits sind da die Geheimdienste und Privatkonzerne, die so viele Daten wie möglich über uns sammeln und Profile erstellen.

"Digitale Spuren verwischen leicht gemacht - mit Erich Möchel"

Von 11. bis 16. November 2013 in der FM4 Morning Show und in FM4 Connected.

Im schlimmsten Fall steht irgendwann die Polizei vor der Tür, die Einbrecher haben uns während des Urlaubs besucht oder es flattert ein seltsamer Anwaltsbrief ins Haus. Soll man deshalb einfach online "besser aufpassen" und mit den Schultern zucken? – FM4s IT-Experte Erich Möchel meint ganz klar: Nein. Und er sagt uns - mit Hilfe unschuldig-banaler Fragen des Durchschnitts-Users - wie man seinen digitalen Alltag sicherer gestalten kann.

Mailen

Warum sollte ich meine E-Mails verschlüsseln? Ich logge mich doch eh immer mit Username und Passwort ein.

Erich Möchel: Warum verschickt man Rechnungen in einem Kuvert? Warum gibt es eingeschriebene Briefe? Warum gibt es Briefumschläge überhaupt? Einen solchen Zweck erfüllt die Verschüsselung. Die E-Mail geht im Klartext über jede Menge Router im Netz und kann theoretisch an jeden dieser E-Mail-Router einfach Volltext eingelesen werden, wenn es der Eigentümes der Routers so haben will. Ich glaube nicht, dass das für irgendjemanden erstrebenswert ist.

Okay, auf welche Programme sollte ich dann eher verzichten?

Webmail-Programme scheiden grundsätzlich aus, da findet alles auf irgendeinem Server, in der Regel in den USA, statt - man weiß nicht, was dazwischen ist.

Gut, aber wie soll ich denn jetzt mailen, damit keiner mitliest? Welche Programme bieten mir Verschlüsselung an?

Da ist auf der einen Seite der Mozilla Thunderbird, der ist sehr verbreitet. Und es verwenden natürlich sehr viele Leute Microsoft Outlook. Für beide E-Mail-Programme gibt es ein Plug-in namens Enigmail. Der Punkt ist, dass natürlich die Gegenseite auch verschlüsseln können muss, also auch dort braucht es so ein Plug-in, sonst funktioniert das logischerweise nicht.

Ein aus Puzzleteilen zusammengesetztes @-Zeichen.

flickr.com, User horiavarlan

Klappt, wenn sich Sender und Empfänger einig sind: Die E-Mail-Verschlüsselung.

Chatten

Chatten ist irgendwie total 90er. Warum sollte ich das machen? Mailen ist doch immer noch der Kommunikationsstandard im Netz.

Der Weg der E-Mail, die Tatsache, dass man etwas geschickt hat, und bis zu einem gewissen Grad auch der Umfang des Inhalts der Mail - das ist nicht zu verstecken. Wenn man viel mailt und jemand macht Verkehrsdatenanalyse: Wer mit wem wann wo wie oft und wie? - Dann kann man so schon wieder ein Profil daraus machen.

Ja, naja, manchmal chatte ich eh auch. Wo sollte ich denn besser nicht chatten, damit nicht NSA und Co. mitlesen können?

Alles, was man auf Social-Media-Plattformen macht, ist zu vergessen. Das ist öffentlich, da liest Gott und die Welt und die NSA natürlich sowieso mit. Wenn einem das wurscht ist, dann soll man es halt so weiter machen. Aber wirklich wichtige Kommunikation sollte man dort nicht raufgeben.

Na gut, aber womit soll ich sonst chatten als mit Facebook und Skype?

Es gibt ein kleines Programm namens "Jabber", das es gratis gibt im Netz, und zwar für alle Plattformen. Dafür gibt es ein Plug-in, das man aktivieren muss: Off The Record. Das macht im Wesentlichen dasselbe, was PGP bei Mail macht: Es verschlüsselt in beide Richtungen und stellt eine direkte Verbindung her.

Surfen

Ich habe meistens recht viele Tabs in meinem Browser offen und mache viel gleichzeitig. Ist das ein Problem bzw. welche Informationen gebe ich damit von mir preis?

Das ist diese und jene Kategorie User, er/sie hat so und so viele Kommunikationen, das sind die Interessensgebiete, er/sie kauft auch online, und so weiter. Also alles das, was man auch unter harmlose Marketingdaten einordnen könnte. Obwohl sie eben nicht harmlos sind, weil sie letztlich personenbezogen sind. Der Verräter ist immer der Browser.

Ja, aber wie soll ich denn ohne Browser surfen? Und wer bekommt die Infos überhaupt?

Je mehr Kommunikation mit einem einzigen Browser erledigt wird, desto mehr wissen alle, die an diesen Kommunikationen technisch beteiligt waren - Website-Betreiber wie Facebook oder Google -, was du für einer oder eine bist.

Okay, dann verwende ich eben zwei verschiedene Browser. Macht das die Sache besser?

Google-Suche mache ich mit Chrome, weil da ist es eh wurscht, das kriegt sowieso Google. Alle anderen Google-Services mache ich auch in Chrome. Und für meine anderen Interessen verwende ich dann eben Firefox, Internet Explorer, Safari, oder was immer man hat. Gebet Google, was Googles ist, aber kein einziges Bit mehr! Die anderen Bits bekommt die Konkurrenz.

Das Google-Logo aus Legosteinen gebaut

http://www.flickr.com/photos/keso

Praktisch, aber auch gierig: Die Datenkrake.

Telefonie

Beim Telefonieren gibt es ja die Vorratsdatenspeicherung. Kann ich das umgehen, indem ich meine Telefoniedaten verschlüssle?

Bei Handys lässt sich das Profiling sehr, sehr schwer umgehen, in Wirklichkeit eigentlich nicht. Naja, aber wer sagt denn, dass es nur ein Handy sein muss? - Zwei verschiedene Handys, zwei verschiedene Provider.

Was soll das bringen, wenn ich zwei Handys verwende?

Warum telefoniert jemand zu einer bestimmten Zeit überhaupt nicht? An bestimmten Tagen telefoniert er oder sie gar nicht? Ja, da kann man dann viel Theorien drum bilden, warum das so ist, aber das wird das Profil nicht schärfer machen. Wenn man während dieser Zeit andere Kommunikationen auf einem anderen Handy abwickelt, dann fehlen die im Gesamtprofil, und das Profil wird verwaschen und weniger aussagekräftig werden.

Ich verwende hauptsächlich ein iPhone, meine Freunde haben Samsung-Geräte mit Android. Gibt's da Probleme?

Smartphone-Handys sind ja Gott so praktisch und so super und diese neuen Apps, die da jetzt wieder drauf sind! - Naja, die Apps, die verraten natürlich alles. Gegen die ist der Browser harmlos - ein "Vaserl", wie man in Wien sagt. Hingegen: Firefox OS (erscheint erst, Anmerkung), das ist ein astreines Linux-Betriebssystem für Handys. Und auf diesen Handys kann man dann alles machen, was man auch auf Linux-Rechnern kann, also auch Jabber installieren und verschlüsselt kommunizieren.