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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

8. 11. 2013 - 13:34

Lose Yourself To Dance

Das war der 16-Stunden-Party-Marathon. Unlimited all over FM4.

FM4 Unlimited Tag

Du machst eine Party, lädst alle Freunde ein und kannst dich nicht mit allen unterhalten, weil einfach zu viel los ist und du dich nicht vierteilen kannst? Damn! Im Besten Fall war‘s eine tolle Feier, aber als Gastgeber bleibt dann oft ein nicht nur kater-bedingter schaler Nachgeschmack, weil man sich nicht ausreichend um alle Besucher gekümmert hat.

Daniela Derntl

DJ-Inspektion: Beware & Functionist treffen die letzten Vorbereitungen.

Dieses Dilemma vermeiden die Unlimited-Hosts Functionist und Beware geschickt: Sie empfangen ihre Gäste der Reihe nach, damit sie sich am Abend auf das Wesentliche, das Feiern, das Auflegen und das tanzende Publikum konzentrieren können.

Deshalb unterbricht FM4 das gewohnte Radioprogramm, schlüpft ins kleinteilige Spiegelmäntelchen und sendet als bundesweit strahlende Diskokugel DJ Talks und Tanzmusik. Zuerst aus dem Funkhaus, dann aus dem 25-Hours Hotel und last, but not least aus dem
Wiener Rathaus, damit dort auch wieder
mal was weitergeht.

FM4 Unlimited Tag

    Im Radioprogramm findest du die Playlists zu allen Mixes.

    FUNKHAUS

    14.00 Swing Shadez

    Daniela Derntl

    Swing Shadez = Alex & Roman

    Die ersten Gäste trudeln ein! Roman Rauch und Alex Bayer pendeln seit zwei Jahren als Swing Shadez musikalisch zwischen Chicago und Detroit, einer Reise, bei der ihnen ihr Deep-House-Herz aufgeht wie bei einer Thorax-OP. Swing Shadez ist vor allem als Live-Projekt, dessen analogen Gerätepark sie ab 2 Uhr morgens im Rathaus bespielen werden.

    Solo sind die beiden schon viel länger umtriebig: Roman Rauch dreht seit 1998 die Platten und hat seine eigenen auf Tjumy, 4Lux und Philpot herausgebracht. Der gebürtige Niederbayer Alex Bayer hat viele Projekte am Start – unter anderem betreibt er das Label Lewd and Loud und eröffnet mit dem dort veröffentlichten Track Spirits von Bartellow den Party-Nachmittag.

    14.40 Janefondas

    Daniela Derntl

    Janefondas = Stefan S & Precious K

    Disco, Boogie, Discohouse! Darum dreht sich alles bei Stefan S und Precious K aka Janefondas. Doch wichtiger als Genretreue ist ihnen die Funkiness ihrer Vinyl-Scheiben, die sie lieber auflegen, als selbst produzieren, weil "es nach Küssen, Freundschaft und Sex die schönste Sache der Welt ist". Am liebsten zelebrieren die beiden das draussen, z.B. bei Tanz durch den Tag.

    Und welche Partys haben es den Prince- und Larry-Levan-Fans sonst noch angetan? "E-Nix von Felix und Wolfram in der Pratersauna, der Susi-Club, in den wir uns immer wieder aufs Neue verlieben, oder die feinsinnigen Praterei Parties. Tyrolean Dynamite finden wir auch wunderbar sowie den Salzburger Soda Club. Shout-Outs to unseren Don Friedrich Plöckinger, The New Tower Generation und alles was rund um den großartigen Mahdi passiert."

    15.28 Ogris Debris

    Daniela Derntl

    Daniel mit Gregors Hut

    Schnell sein:

    Vorverkaufskarten und Abendkassa gibt's noch so lange der Vorrat reicht!

    Daniel Kohlmeigner kommt ohne Gregor Ladenhauf ins FM4 Studio, denn der leitet gerade einen Synthesizer-Workshop. Der dauert zum Glück nicht bis vier Uhr früh, denn dann müssen die beiden am Nordbuffet des Rathauses zuschlagen. Mit Pauken und Trompeten! Beim heutigen DJ-Set von Ogris Debris wird man auch brandneue Nummern zu hören bekommen, denn nächstes Jahr erscheint endlich ihr lang ersehntes Debüt-Album. Dafür haben die beiden in Rick-Rubin-Manier viel zu viele Tracks produziert, aus denen sie die Besten auswählen werden. Mehr darüber wird man nach dem heutigen DJ-Set berichten können.

    Daniela Derntl

    MOTSA in the Mix

    Valerio Dittrich ist MOTSA und sein Motto ist laut Facebook "Hör ich nix Bass, scheiss ich auf Melodie!". FM4-Hörer kennen ihn von seinem Track Sleepless Nights, der auch international für Aufsehen gesorgt hat. Valerio hat russische Wurzeln, ist in Schottland aufgewachsen und lebt momentan in Wien, wo er sich voll und ganz zu Hause fühlt. Hier hat er eine gute Plattform für seine zwischen Techno, House und Breaks/Garage angesiedelten Produktionen vorgefunden und auch die heimische Clublandschaft hat es ihm angetan: "Von den Clubs, die ich bespielen durfte, hat es mir am meisten Spaß in der Grellen Forelle gemacht. Die Anlage ist in meinen Ohren die Beste die ich in Österreich gehört habe und man hat trotz der Größe des Hauptfloors einen engen Kontakt zum Publikum. Das ist für mich sehr wichtig. Das beste Service soweit habe ich im Solaris in Linz bekommen." Tja, der Barkeeper dort ist legendär und hat sogar sein eigenes Hastag #blametheflo.

    Daniela Derntl

    Auf Aplots T-Shirt steht: "Don't fall in Love with a Rockstar". Stimmt. Denn DJs sind die neuen Rockstars.

    Markus Pilz alias Aplot kommt aus Graz, legt seit 2009 auf und hat kurze Zeit später zum Produzieren von IDM und Techno-Tracks begonnen. Stichwort DJs Complaining – Aplot stört bei seiner Arbeit hinter den Decks nichts, wenn dem so wäre, würde er es bleiben lassen. Nur das neue Veranstaltungsgesetz in der Steiermark, das durch strenge Auflagen Partys unrentabel und kaum durchführbar macht, findet er richtig mies: "Es wird jungen Künstlern die Möglichkeit genommen, sich zu präsentieren und die Musikkultur somit eingeschränkt". Gut, dass es in den Wiener Gesetzesstuben noch etwas lockerer zugeht, vor allem dann, wenn er im Festsaal des Rathauses das Eröffnungsset spielt.

    Daniela Derntl

    Ken Hayakawa

    Dort, wo Aplot anfängt, hört Ken Hayakawa auf: im Festsaal. Warum soll man zu seinem Set tanzen, wenn man zeitgleich bei Ogris Debris am zweiten Floor ihre neue Nummern hören kann? "Weil im Festsaal mehr Platz ist und ich, im Gegensatz zu Ogris Debris, gelernter DJ bin." Außerdem hat auch er neue Nummern am Start. Viele Releases harren der Veröffentlichung, als nächstes wird "Toys Like Us" auf seinem eigenen Label Schönbrunner Perlen erscheinen. Diese Nummer hat er seiner kleinen Tochter gewidmet und sie beginnt, wie der Name schon andeutet, mit den Geräuschen ihres Spielzeugparks. Wie der von Papa klingt, hört man um 5 Uhr früh oder, wer nicht so lange warten mag, kann es sich im Stream oben anhören.

    25 HOURS HOTEL

    Daniela Derntl

    Dizzy Womack im 25-Hours-Hotel

    Dizzy Womack ist eine Hälfte des Grazer DJ-Duos Physically Fit. Während er dort Hip Hop/Mashup/Electro fokussiert, lotet er Solo lieber seine Vorliebe für britische Bass-Geschwader und House aus. Mit letzterem startet er auch sein Set im 25-Hours-Hotel, wohin sich die Unlimited-Sause mittlerweile verlagert hat.

    Daniela Derntl

    salute! siebzehn!! super!!!

    DJ salute is Up and Coming! Felix ist gerade mal 17 Jahre alt und produziert Trap, Future Bass und Aquacrunk. Während die meisten DJs durchs Auflegen zum Produzieren kommen, war es bei ihm genau umgekehrt. Wobei die meisten Clubs, in denen er spielt, ihn als Gast wegen seines jugendlichen Alters nicht mal reinlassen würden. Im Mai dieses Jahres hatte er seinen ersten DJ-Gig und unzählige werden folgen, denn es ist immer ein sehr sehr gutes Zeichen, wenn die Kellner eines Lokals, in diesem Fall hartgesottene Partypeople, mit den Ohren schlackern und sich den Namen des DJs auf ihrem Block notieren. Salutes Set besteht ausschließlich aus eigenen Produktionen und Remixen, die man sich alle auf seiner Soundcloud-Seite anhören kann und soll.

    Daniela Derntl

    Makossa&Megablast

    Generationenwechsel. Nach dem jüngsten kommen die längst dienenden DJs des Abends an die Reihe: Makossa & Megablast. Sie spielen ein Austria-Only-Set und beginnen mit „Keep On Dancing“ von Parov Stelar. Makossa hat zuvor mit Moderatorin Esther Csapo über die Anfänge der Wiener Clubkultur philosophiert, die Mitte der Achtziger, gelinde gesagt überschaubarer war: damals gabs Lokale wie das Jack Daniels, Scotch Club, Queen Ann, Move, Monte und natürlich das U4, wo auch das erste Clubbing Wiens namens "Flamingo" am Montag, dem schwierigsten Party-Tag der Woche, stattgefunden hat. Die nächste wichtige Institution im Wiener Nachtleben war dann die Soul-Seduction-Partyreihe in der Volksgarten Disco, aus dem sich dann der gleichnamiger Plattenvertrieb und das wohl wichtigste Wiener Plattengeschäft der letzten zwanzig Jahre, das Black Market entwickelt hat. Good Old Times. Und wie die Gegenwart so klingt, hören wir im Set von Makossa&Megablast.

    Daniela Derntl

    Florian Blauensteiner

    Florian Blauensteiner ist nach und nach ins Auflegen hineingerutscht. 1995 ging es im Freundeskreis los, dann spielte er für Freunde von Freunden und irgendwann vor Fremden in fremden Städten. So kann es gehen! Seine Sets schlagen einen voluminösen Bogen zwischen Techno und House und seine Produktionen veröffentlicht er auf dem Berliner Label Klasse Recordings. Obwohl Florian ein sehr positiver Mensch ist, findet er manche aktuellen Entwicklungen in der elektronischen Musik auch so richtig mies: "Wenn der Großteil der veröffentlichten Musik aus Loops aus denselben Sample-Libraries besteht, die nach dem gleichen Schema zusammengesetzt wurden. Wo man anhand des Klangs nicht mehr sagen kann, wer die Musik gemacht hat und es eigentlich auch egal ist". Diese Sorte Handtaschen-House, die der deutsche Produzent Niklas Worgt aka Dapayk von Dapayk&Padberg treffend als "Glück versprühende, elektronische Unterhaltungsmusik für 18-jährige Katzen-Schminke-Partymädchen, die in Clubs mit lustigen, deutschen Namen bis 3Uhr morgens so richtig feiern gehen" beschrieben hat, wird man in Florians Set also nicht finden. Und wir sind froh darüber.

    Daniela Derntl

    Schau Schau! Joyce Muniz hat Besuch mitgebracht: Nathaniel Hall, besser bekannt als Afrika Baby Bam von den Jungle Brothers. Joyce Muniz hat ihn plötzlich aus dem Plattenkoffer gezaubert, aus dem sie quasi lebt. Ständig ist sie auf Achse, ständig am Auflegen, ständig am Produzieren. Everyday she‘s hustlin‘. Mit dem DJing hat sie im Jahr 2000 angefangen und damals war für sie der dub Club die wichtigste Party-Institution der Stadt: "Ich finde nach wie vor, dass der dub Club der beste Club-Abend in Wien war. Zumindest für meine Generation. Der dub Club war vielseitig – Dub, Drum’n’Bass, House, Techno und Breaks. So etwas wird es in Wien nie wieder geben an einem Montag."

    Sag niemals nie!

    Trotz des dichten Terminkalenders scheint der quirligen Brasilianerin die Energie nicht auszugehen. Im Gegensatz zu den langweiligen Lamestream-DJs, die ein bisschen an den Knöpferln drehen und mit weit größerem Effekt an der Zigarette ziehen, um ein bisschen warme Luft abzusondern, treibt Joyce Muniz nicht nur den Limiter, sondern auch das Publikum mit ihren House-Sets in die Höhe. Sie lebt ihnen vorbildlich vor, wie das geht mit der Ekstase und dem "Lose Yourself To Dance".

    Die DJ-Sets aus dem 25-Hours-Hotel gibt es ab morgen Vormittag im Stream zum Nachhören.

    Nach acht Stunden Live-Ticker komme ich mir wie ein Wecker vor. Deshalb verabschiede ich mich jetzt und geh ins Rathaus schrillen. Man sieht sich dort!

    STAGETIMES / RATHAUS

    RED BULL MUSIC ACADEMY BASS CAMP STAGE (=Festsaal)

    • 22:00-23:00 Aplot
    • 23:00-00:00 Beware & Functionist
    • 00:00-01:00 Motsa
    • 01:00-02:00 Dizzy Womack
    • 02:00-03:00 Joyce Muniz
    • 03:00-04:00 Makossa & Megablast
    • 04:00-05:00 Ken Hayakawa

    2ND FLOOR (=Nordbuffet)

    • 22:00-23:00 salute
    • 23:00-00:00 Florian Blauensteiner
    • 00:00-01:00 Janefondas
    • 01:00-02:00 Kristian Davidek
    • 02:00-03:00 Swing Shadez
    • 03:00-04:00 Functionist & Beware
    • 04:00-05:00 Ogris Debris