Erstellt am: 30. 10. 2013 - 14:17 Uhr
Flüchtlinge in der "Bildenden"
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Im Lager Traiskirchen wird durchgezählt:
Flüchtlinge protestieren mit einem "Refugee-Camp" für bessere Lebensbedingungen. Und in Traiskirchen bläst man zum Lagerappell. (Paul Pant)
Als vor knapp einem Jahr, im November 2012, eine Gruppe von 200 Asylwerbern gemeinsam das Flüchtlingsheim Traiskirchen zu einem Protestmarsch nach Wien verließ, begann die sogenannte "Refugee Protest Camp"-Bewegung. Die Flüchtlinge schlugen zuerst ein Zeltlager im Wiener Sigmund-Freud-Park auf und besetzten nach dessen polizeilicher Auflösung die Votivkirche.
Ihre Forderungen sind heute dieselben wie vor einem Jahr: Menschenwürdige Unterbringung für Flüchtlinge und eine faire Asylgesetzgebung. Zuletzt waren noch 25 der ursprünglich 200 Protestierenden aktiv und im von der Caritas zur Verfügung gestellten Servitenkloster untergebracht. Von dort mussten sie aber gestern ausziehen, weil die Caritas ein seit Monaten verzögertes Umbau- und Renovierungsprojekt startet. Jetzt haben die Flüchtlinge Quartier in der Akademie der Bildenden Künste bezogen.
APA / Georg Hochmuth
Die prunkvolle Aula der "Bildenden" war 2009 Ausgangspunkt der österreichweiten Studentenproteste. Auch heute hängen wieder Transparente und Plakate an den Wänden: Statt "Geld für Bildung" steht diesmal "Kein Mensch ist illegal" zu lesen. Viele Studierende und Lehrende der Akademie solidarisieren sich schon seit Beginn des Protests mit den Asylwerbern. Die Refugees betonen aber, dass es sich nicht um eine Besetzung der Aula oder gar der Akademie handle:
"Der Raum wird politisch genutzt, für unser Engagement und die Unterstützung durch die Studierenden und Lehrenden der Akademie."
Die Protestierenden wollen als Gruppe zusammenbleiben - durch den erzwungenen Auszug aus dem Servitenkloster würden sie nun aber zurück in die Isolation der Asylheime gedrängt. Der Festsaal der Akademie für Bildende Künste wäre daher eine willkommene Möglichkeit, weiter gemeinsam aktiv zu bleiben. "Wir kommen nur auf Besuch in diesen Saal, denn er gibt uns Sicherheit. Wir glauben den Behörden nicht mehr, wir glauben den Kirchen nicht mehr - wir glauben keiner Organisation."
Ihre Forderungen sollten als Lösungsvorschläge für die Schwachstellen im Asylsystem Österreichs angesehen werden. "Wir werden unseren Protest nicht beenden", sagt einer der Flüchtlinge. "Wir werden unseren Kampf nicht aufgeben, ohne Lösungen zu erreichen. Wir wissen, dass das Asylsystem in Österreich nicht funktioniert."
C. Weiss
Jakob Krameritsch, Lehrender an der Akademie für Bildende Künste, erklärt die Motivation der Studenten und Kollegen, den Protest zu unterstützen. Sie wollen nicht in einer Gesellschaft leben, in der die eigenen Privilegien aufgrund der Diskriminierung, Kriminalisierung und Ausbeutung der sogenannten Anderen bestehen. Krameritsch erinnert daran, dass viele Asylwerber aus Ländern kommen, in denen sie verfolgt werden, weil sie ihre Meinung geäußert haben: "Es wird oft diskutiert, welche Rolle die Kunst im politischen Diskurs spielen kann. Doch während wir das diskutieren, sind wir uns vielleicht nicht immer bewusst, welche Konsequenzen Menschen tragen müssen, die das Privileg eines sicheren Ortes wie diesen nicht genießen können."
Zu dieser Stunde findet in der Aula der Bildenden ein "Plenum" statt - verschiedene Gruppen von Studierenden und Flüchtlingen planen die nächsten Schritte des Protests.